VDP Weinbörse 2025 – ein prickelnder Rückblick

5. August 2025 | Prickelndes Wissen

VDP-Weinbörse 2025: prickelnder Rückblick. Sie ist die weltweit größte Fachmesse für deutsche Spitzenweine und fand dieses Jahr Ende April in der Mainzer Rheingoldhalle statt. Das Thema VDP Sekt stand in diesem Jahr unter dem Motto “Anything but Riesling”. Ob die Messe hier erfolgreich war, das Interesse groß verrate ich Ihnen in meinem Rückblick. 

VDP Weinbörse 2025 – Sekt, eine trendige Nische

Klar, der Schwerpunkt der Messe liegt auf Stillwein, aber mit dem VDP.SEKT.STATUT hat der VDP einen wichtigen Schritt in Richtung Qualitätssekt gemacht und diesem Anspruch will und muss man gerecht werden. Denn Sekt genießt einen immer größer werdendes Interesse – auch unter internationalem Fachpublikum. So präsentierte man in diesem Jahr eine Auswahl von Sekten unter dem Motto „Anything but Riesling”. Die Absicht dahinter ist verständlich – die Qualitäten von Burgunderrebsorten wie Pinot Noir oder Chardonnay hervorzuheben. Gerade Chardonnay erlebt im Moment viel Beachtung und KollegInnen schreiben und verkosten in diesen Tag viel hochwertigen Chardonnay. Eine Rebsorte, die wie keine andere mit hochwertigem Schaumwein in der Weinwelt verbunden wird – ist sie doch die edle weiße Rebsorte. 

Ready, Sekt, Go 

Am Nachmittag fand eine Masterclass in englischer Sprache statt. Der Titel der Veranstaltung war aus meiner Sicht etwas unglücklich gewählt: „Ready, Sekt, Go: Sekt als Verkaufsknaller oder noch immer ein Geheimtipp?”. Das hört sich entweder nach Billigware oder totat unter dem Radar an… Beides ist nicht der Fall! Sehr gut finde ich allerdings den Ansatz, deutschen Sekt einmal aus einer anderen Perspektive, also außerhalb der deutschen Blase, zu betrachten. Das ist ein Punkt, den ich in meinen Seminaren und Artikeln des Schaumweinmagazins stets einfließen lasse und vermitteln möchte. Deutscher Sekt ist mittlerweile oft extrem hochwertig und kann sich international mit den besten Schaumwein-Herstellerländern messen.

Blick auf die Rheingoldhalle – VDP Weinbörse

Auch wenn wir als Weinprofis oder -liebhaber:innen das wissen, ist das Dilemma, dass wir in Deutschland immer noch zu viel Low-Budget-Massensekt (97 %) konsumieren. In anderen Ländern wie England ist es anders herum. Dass in Deutschland hervorragende Sekte produziert werden, ist gut. Dennoch fällt es meines Erachtens schwer, auf internationalen Märkten aufzutreten, da die Mengen für Exporte oft zu gering sind und für Deutschen Sekt leider ein anderer Einkaufspreis verlangt wird wie für einen Champagner oder English Sparkling Wine. Betrachtet man den Verkaufspreis von Premium-Schaumwein, wundert man sich dennoch, warum bester deutscher Sekt nicht präsenter auf internationalen Märkten vertreten ist. Den gerade hier liegt – auch bei VDP.SEKT – ein eindeutiger Preisvorteil in Bezug auf die Qualität vor.

VDP Weinbörse 2025 – Ein paar Zahlen

Nehmen wir alleine mal die Exportzahlen der Champagne und vergleichen sie mit dem Export-Anteil des VDP insgesamt – dann sind das ganz andere Dimensionen. Die Produktion der Champagne ist riesig. So beliefen sich die internationalen Champagnerexporte im Jahr 2024 auf rund 153,2 Mio. Flaschen. Das entsprach 56,4% des gesamten Champagnerabsatzes und belegt nochmals die Wichtigkeit des Exportmarktes. 

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Passend zur Börse veröffentlichte der VDP die aktuellen Zahlen des Wirtschaftsjahr 2024. Drei Viertel des Umsatzes der VDP-Weingüter wird dagegen (Still- und Schaumwein) im Inland erzielt. Besonders der Ab-Hof-Verkauf liegt bei vielen Betrieben bei gut 80 Prozent Absatzanteil. Aktuell liegt der Exportanteil bei rund 25 Prozent – das bedeutet, dass jede vierte Flasche (Still- und Schaumwein) eines VDP-Weinguts ins Ausland verkauft wird. Genaue Exportzahlen in Flaschen oder Wert an Sekt sind im Details nicht öffentlich bekannt. Bedauerlicherweise gehört die Erntemenge aus dem Jahrgang 2024 mit zu den kleinsten Ernten der vergangenen Jahre.

VDP.Sekt Tasting Area

Doch zurück zur Verkostungszone der VDP-Weinbörse: Auf der Empore tummelten sich zahlreiche Schaumweine, aber auch etliche Verkosterinnen und Verkoster. Neben nationalen waren dieses Jahr auch einige internationale KollegInnen anwesend, die sich sichtlich für das Thema Schaumwein interessierten. In diesem Jahr konnte sich das Fachpublikum die Verkostungsliste bei der Anmeldung herunterladen – ein nachhaltiger Schritt, wie ich finde. Sie können dies übrigens hier auch tun und die angestellten Weine einfach nachlesen.

Allerdings herrschte etwas Chaos in der Tasting Area, da nur wenige Listen der zu verkostenden Sekte auslagen bzw. viele der Verkoster sie leider nicht dabei hatten oder auf dem Handy. Mehr als einmal musste ich bekannten internationalen Verkostern in der Verkostungszone beratend zur Seite stehen. Die Weinkühler waren teilweise stark frequentiert und man musste genau schauen, welchen Sekt man schon verkostet hatte. Einige stellten die Weine auch nicht immer in den Kühler zurück, sodass hier nicht immer die optimale Temperatur vorherrschte – gerade angesichts der Tatsache, dass die Empore generell schon wärmer ist. Das VDP-Team war sehr bemüht, die leeren Lücken aufzufüllen, was jedoch nur teilweise gelang – so waren manche Sekte im passenden Moment leider nicht zur Verkostung parat.

VDP.Sekt.Statut Qualitätsrevolution in der Flasche: VDP.SEKT.STATUT heute
Copyrigh: VDP by PeterBender

Ich denke, hier kann die sonst bestens organisierte VDP Weinbörse noch etwas nachlegen. Den das Potenzial ist da, neben der hervorragenden Präsentation der Stillweine auch dem VDP.SEKT.STATUT noch mehr Prestige an den Tag zu legen. Denn die Weinbörse bleibt ein zentrales Event für die internationale Weinfachwelt, mit erwarteten hohen Besucherzahlen aus über 30 Ländern. Sie dient als Gradmesser für die Qualitätsentwicklung deutscher Weine und zeigt gezielt das Qualitätsstreben des VDP, trotz der aktuellen schwierigen klimatischen und wirtschaftlichen Lage sowie des verhaltenen Marktumfelds. Da bietet es sich an, den Trendsetter Sekt noch besser in Szene zu setzen und das Momentum zu nutzen? Denn mittlerweile hat man ein großes Repertoire an hervorragenden VDP.SEKT Produzenten zur Auswahl.

VDP Weinbörse “Anything but Riesling”

Nun kommen wir endlich zu den verkosteten Schaumweinen des VDP. Wie bereits erwähnt, lautete das Motto „Alles außer Riesling”. Ich kann nachvollziehen, dass man sich neben dem Zugpferd Riesling weiter etablieren möchte. Ich finde es dennoch schade, dass Rieslingsekte – das Alleinstellungsmerkmal des deutschen Sekts – während der allgemeinen Weinbörse nicht so einfach nach zu verkosten waren, da nicht alle Weingüter ihren prickelnden Riesling dabei hatten. Dennoch konnte ich an den Ständen einiger Weingüter einige verkosten. Besonders spannend zeigte sich u.a. der Fitz Ritter Riesling VDP.SEKT.PRESTIGE 2019 der Lage Herrenberg. Das ist ein Sekt, den ich schon länger beobachte und der sich hervorragend entwickelt hat. Er verfügt über einen komplexen Mix reifer Aromen wie gebackene Äpfel, Kastanienhonig, süßes Brioche und getrocknete Zitronen. Ebenso empfehlenswert ist der Goldloch Riesling Sekt Prestige 2017** des VDP-Weinguts Schlossgut Diel: geschmeidig, dicht und mit saftigen Steinfruchtnoten. Er bietet einen starken Kontrast von Mineralik und Autolysenoten sowie ein superfeines Mousseux, das schmeichelt.

Lagensekt aus der Pfalz: Weingut Fitz-Ritter Herrenberg Riesling VDP.SEKT.PRESTIGE

Anything but Riesling beinhaltete Rebsorten, die je nach Anbaugebiet und für die Sektherstellung zugelassen und wichtig sind. Allen voran Chardonnay und Pinot Noir, gefolgt von Meunier aus Württemberg sowie Silvaner aus Franken, die typische Premiumtrauben dieser Region sind. Insgesamt standen 20 Sekte zur Verkostung an, die Qualität überwiegend als VDP.SEKT.PRESTIGE (Minimum Hefereifezeit in der Flasche 36 Monate) Sekte angestellt. Geschmacklich scheint sich in dieser Klasse, die Kategorien von Extra Brut bis Brut Nature zu behaupten. Diese geringe Dosage steht den Sekten gut, da sie sonst bei manchen VDP-Betrieben etwas zu opulent am Gaumen wären.

VDP.Sekt – Pfalz stark vertreten

Die Pfalz war mit elf Sekten sehr stark repräsentiert, darunter das Weingut Bergdolt (2019 Blanc de Blancs Brut Nature Chardonnay), von Bassermann-Jordan (2018 Pierre Brut Nature) und von Georg Mosbacher (Crémant Pfalz 2018 Blanc de Noirs Brut Nature). Württemberg war mit vier Weinen, beispielsweise von Wöhrwag (2018 Rosé de Meunier), vertreten, Rheinhessen mit zwei Weinen von Battenfeld-Spanier (2015 Blanc de Blancs Extra Brut) und dem Weingut Winter (Grande Cuvée 02/20 Brut Chardonnay**). Die Nahe, Franken und Baden waren jeweils mit einem Schaumwein vertreten.

Stilistisch scheint sich die lange Hefereife mit dem autolytischen Charakter durchzusetzen. Die Frucht der Rebsorten tritt eher in den Hintergrund und entwickelt sich mit der Reife zu getrockneten Früchten, Aromen die an Mandelzopf, aber auch an Kräuterwürze und manchmal an Pilze erinnern. Bei letzterem setzt gerade Meunier ein Zeichen und entwickelt einen spannenden herben Charme. Meist gelingt eine hervorragende Balance zwischen Frische und straffer Säure, gepaart mit der Struktur (Gerbstoffigkeit wie Blätter, schwarzer Tee) des Weins. Auch die Perlage profitiert von den langen Lagerzeiten in der Flasche und umspielt mit Finesse den Gaumen.

Die kompletten Verkostungsnotizen aller Schaumweine sind exklusiver Inhalt für Mitglieder und können hier gesehen werden!

Auswahl an verkosteten VDP.SEKT während der VDP Weinbörse

VDP Weinbörse  – Bis zum nächsten jahr

Der Verband der Prädikatsweingüter ist mit seiner Qualitätsoffensive im Rahmen des VDP.SEKT.STATUT auf dem richtigen Weg, um die Qualität der klassischen Burgunderrebsorten (auch im internationalen Vergleich) voranzutreiben. Der Trend geht klar zu noch längeren Hefelagerzeiten bei Prestige-Sekten, die mit Vintage-Champagner, Cava Gran Reserva, Corpinnat sowie Franciacorta Jahrgangswein in der Reifezeit mithalten können.

Als i-Tüpfelchen wäre es wünschenswert, wenn der Sekt bei der nächsten Weinbörse den (geladenen internationalen) Verkostnern besser und verständlicher präsentiert würde. Es QR-Codes zum Scannen aushingen, damit KollegInnen sich die Liste nochmals schnell aufs Handy spielen können. Ebenso könnte ich mir vorstellen, den Einstiegs-VDP.SEKT zu präsentieren, denn das ist die Kategorie mit dem größten Mengen- und Verkaufsanteil innerhalb des VDP.SEKT.STATUT. Gerade hier zeigt sich, welche Stilistiken und Qualitäten ein Weingut anstrebt. Der Konsument startet in dieser Kategorie im Weingut seine Sektreise, weshalb sie die Visitenkarte eines Sektmachers ist!


Credit: Fotos Nicole Wolbers / Weingüter

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Über Nicole Wolbers

An der Mosel aufgewachsen, war Wein immer schon ein Wegbegleiter. In Santa Barbara, Kalifornien war Training on the Job im renommierteten “Wine Cask” meine Bewährungsprobe. LERNEN, LERNEN, LERNEN! In Napa & London habe ich meine Ausbildung zum Diploma Wine and Spirits (DipWSET) absolviert. Meine Abschlussarbeit „Champagne“ erhielt vom Champagne Bureau London eine Auszeichnung. Das Schaumweinmagazin ist mein Herzstück: Egal ob Schreiben, Tastings, Events oder Schaumweinauswahl – bei mir treffen Sie auf Know-how und prickelnde Leidenschaft!

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