Champagner: Mythos oder Wahrheit – der Löffel-Trick? Kann ein silberner Löffel den Wein wirklich frisch halten? Die weit verbreitete Mär vom berühmten Löffel, der den prickelnden Wein frisch hält, ist immer noch im Umlauf. Vielleicht haben Sie selbst auch schon einmal den alten Küchentrick angewendet, um den Sekt prickelnd zu halten. Wie hat es bei Ihnen geklappt?
Der sogenannte Löffel-Trick ist einfach: Stecken Sie einen Teelöffel (man sagt sich, am Besten sind Silberlöffel) mit dem Stiel nach unten in den Flaschenhals. Viele Menschen nehmen an, dass der Löffel dazu beiträgt, dass der Sekt nach dem Öffnen länger sprudelnd bleibt. Denn angeblich leitet er die wärmere Luft im Flaschenhals nach außen und die Kohlensäure bleibt länger im Schaumwein zurück. Aber wie verhält es sich wirklich?
Champagner: Mythos oder Wahrheit – der Löffel-Trick?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, wie sich die Bläschen des Schaumweins verhalten. Ohne Kohlensäure, die während der zweiten Gärung entsteht, wäre der Prickler ein Wein. Bereits beim Einschenken verliert der Sekt etwas Kohlensäure. Dabei geht bei einem schräg gehaltenen Glas weniger CO₂ verloren als bei einem senkrechten Glas (vgl. Uncorked: The Science of Champagne von Champagnerforscher Gérard Liger-Belair). Die Bläschen, genauer gesagt Aerosole, des Schaumweins enthalten auch aromatische Verbindungen, die beim Entweichen freigesetzt werden bzw. verloren gehen.
Wenn eine Flasche Schaumwein geöffnet wird, ist das Ziel bei der Aufbewahrung eines Weinrestes, durch einen Verschluss oder Stopfen den Kontakt zwischen Wein und Sauerstoff zu minimieren, um die oxidative Veränderung des Weins zu verhindern. Daneben möchte man so viele Bläschen wie möglich im Wein zurückbehalten, damit der Sekt auch beim späteren Öffnen frisch schmeckt. Hierbei hilft es, den Wein gut gekühlt aufzubewahren, da die Kohlensäure bei niedrigen Temperaturen besser im Wein gelöst ist.
Champagner mythos – die Wissenschaft hat festgestellt
Bereits 1994 wurde eine Studie von Michel Valade und Kollegen in der Zeitschrift Le Vigneron Champenois (Auf Anfrage bei der Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne – CIVC) veröffentlicht. Die Studie mit dem Arbeitstitel ‚Le mythe de la petite cuillère‘ beschäftigte sich mit dem Mythos des Teelöffels. Um den Anforderungen gerecht zu werden, verfolgen die Forscher drei Grundsätze:
- die Veränderung des Drucks
- den Gewichtsverlust und
- die sensorische Analyse
Nach dem Öffnen wurde der gekühlte Wein (12°C) dekantiert und auf seine Qualität getestet. Es wurden insgesamt drei Tests durchgeführt, wobei jeweils 500 Milliliter und 250 Milliliter Wein verwendet wurden. Hierbei wurden verschiedene Situationen berücksichtigt, darunter das Verwenden von offenen Flaschen, Löffeln sowie hermetisch dichten Korken und Kronkorken (wie beim Bier).
Löffel-Trick schneidet schlecht ab
Die Autoren des CIVC-Projekts haben bei den Testes untersucht, wie sich der Druck im Inneren von Flaschen verändert. Dabei wurden die oben beschriebenen drei Varianten untersucht: vollständig geöffnete Flaschen, Flaschen mit einem Löffel-Trick und fest verschlossene Flaschen. Bei den dicht verschlossenen Flaschen wurde ein minimaler Druckabfall von etwa 10% festgestellt, bei den offenen und Löffel-Trick-Flaschen hingegen ein Verlust von etwa 50%. Auch beim Gewicht fielen die geöffneten bzw. die Löffel-Trick-Flaschen mit einem signifikanten Verlust auf.
Gerade bei der sensorischen Testung fiel besonders die geöffneten und mit einem Löffel verschlossenen Flaschen negativ auf. Es wurde eine stärkere Geschmacksbeeinträchtigung durch oxidative Reaktionen festgestellt. Auch die Frische wurde weniger. Im Gegensatz dazu waren die hermetisch verschlossenen Flaschen, die das Entweichen des Gases verhindern, wesentlich lebendiger und aromatischer im Geschmack.
Champagner Mythos – Löffel-Trick
Um den Schaumwein auch nach Tagen noch frisch und aromatisch genießen zu können, empfehle ich Ihnen, in einen hochwertigen Champagner- oder Sektstopper zu investieren. Wenn Sie es nicht glauben – probieren Sie es gerne selbst aus, indem Sie verschiedene Verschlusstechniken anwenden. Der sogenannte Teelöffel-Effekt, der besagt, dass ein umgedrehter Teelöffel im Flaschenhals den Kohlensäureverlust verhindert, ist ein definitiv ein Mythos und in der Tat keine Methode, um einen Schaumwein frisch und aromatisch zu halten.
IHNEN GEFÄLLT DAS UNABHÄNGIGE MAGAZIN?
WERDEN SIE UNTERSTÜTZER*IN!
Credits:
Der Artikel wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet und spiegelt alleine meine Meinung wider. Weiterführende Links dienen der Wissensvermittlung – mit *gekennzeichnete Links führen in den Schaumwein-onlineshop.
Wollen Sie regelmäßig auf dem Laufenden bleiben, dann abonnieren Sie gerne den Newsletter des schaumweinmagazins.
Fotos: Canva – Nicole Wolbers