Flaschengärung ist nicht gleich Flaschengärung – der feine Unterschied! Sicherlich haben Sie schon öfters Flaschen im Supermarkt oder im Weinhandel gesehen, auf denen der Vermerk „Flaschengärung“ steht. Viele dieser Flaschen sind auch noch erschwinglich oder sogar sehr günstig. Aber daneben gibt es Schaumweine, deren Preis deutlich höher ist. Da wundert man sich als Konsument schon sehr und fragt sich warum?
WARUM IST FLASCHENGÄRUNG NICHT GLEICH FLASCHENGÄRUNG?
Es gibt einen kleinen aber sehr wichtigen Unterschied. Das Wort „Flaschengärung“ steht manchmal alleine, manchmal aber auch mit dem Zusatz „traditionell“ oder „klassisch“. Dieser Begriff sagt Ihnen etwas über die angewandte Herstellungsmethode.
Generell gibt es drei Methoden zur Herstellung von Sekt:
- die traditionelle/klassische Flaschengärung
- das Transvasierverfahren (Umfüllungsmethode)
- die Charmat Methode (Tankgärung)
Nur bei den beiden erstgenannten Verfahren darf das Wort „Flaschengärung“ auf dem Etikett stehen, da bei der Charmat Methode keine Gärung in der Flasche stattfindet.
WAS BEDEUTET „TRADITIONELLE“ ODER „KLASSISCHE“ FLASCHENGÄRUNG?
Traditionell findet die zweite Gärung, in der der Grundwein zum Sekt wird, in einer dickwandigen Glasflasche mit Kronkorken statt. Von diesem Prozess leitet sich der Begriff „Flaschengärung“ ab. Ist die Gärung beendet, entfernt man das Hefedepot, welches sich am Boden der Flasche angesammelt hat. Dabei geht auch Sekt verloren, so dass jede Flasche mit einer sogenannten Versanddosage (Mischung aus Wein und Zucker) wieder aufgefüllt werden muss. Nur dieses Verfahren ist in der Champagne oder für andere hochwertige Schaumweine erlaubt. Sind die Schaumweine nach diesem Verfahren hergestellt, dürfen sie den Begriff „klassische“ oder „traditionelle Flaschengärung“ auf dem Etikett verwenden.
WAS BEDEUTET ES NUN, WENN „NUR“ FLASCHENGÄRUNG AUF DER FLASCHE STEHT?
Dann handelt sich um eine Flaschengärung im Transvasierverfahren (Umfüllungsverfahren). Auch hier wird die zweite Gärung in der Flasche durchgeführt, aber der Unterschied zur klassischen Methode liegt in der Art und Weise, wie die Hefe nach der Reifezeit vom Sekt getrennt wird. Die Flaschen werden in grosse Drucktanks umgefüllt, in denen auch die Versanddosage zur Geschmacksbestimmung stattfindet. Der Wein wird gefiltert und wieder in Flaschen abgefüllt. Schaumweine, die nach diesem Verfahren hergestellt worden sind, dürfen lediglich „Flaschengärung“ auf das Etikett schreiben, nicht aber „klassische“ oder „traditionelle Flaschengärung“.
WOHER KOMMT DER PREISUNTERSCHIED?
Ganz klar – die Method Traditionelle bedeutet mehr Zeitaufwand und Kosten! Beim Transvasierverfahren entfallen das umständliche Degorgieren (Entfernen des Hefesatzes aus der Flasche) sowie das Auffüllen jeder einzelnen Flasche. Zudem beträgt die vorgeschriebene Hefelagerung hier mindestens 9 Monate, bei der Transvasiermethode hingegen lediglich 90 Tage, allerdings darf dieser Wein auch erst nach 9 Monaten in den Verkauf.
Qualitätsbewusste Produzenten von Flaschengärsekten lassen die Weine im Durchschnitt 1-3 Jahre lang auf der Hefe liegen!
GIBT ES EINEN QUALITÄTSUNTERSCHIED?
Das ist keine einfache Frage. Die Masse der Sekte, die im Transvasierverahren hergestellt sind, sind oft einfache Sekte, die wenig Hefigkeit zeigen, aber durch starke Fruchtnoten geprägt sind. Die meisten Schaumweine dieses Verfahrens bewegen sich in der Preisklasse um 5 Euro. Einige qualitätsbewusste Produzenten erzeugen bereits einen erstklassigen Sekt, die aufgrund der später zum Verkauf kommenden Flaschenform auf dieses Verfahren ausweichen müssen. Hierunter fallen Flaschenformen wie der Bocksbeutelsekt in Franken oder auch Grossformate wie Nebukadnezar, die öfters mal in der Champagne zum Einsatz kommen. Bei hochwertigeren Sekten liegen die Preise so um die 10 Euro.
Schaumweine der traditionellen Methode zeigen eine Bandbreite an Qualitäten. Hier können Sie auch Weine finden, die unbalanciert sind, so dass Sie eventuell mit einem „Flaschengärung“-Sekt besser dran sind. Andererseites gibt es klassische Flaschengärer, deren Qualität so gut ist, dass sie mit den besten Champagner oder Cavas konkurrieren können. Komplexere und hochwertigere „traditionellen Flaschengärer“ fangen ab ca. 15-20 Euro an. Sie zeigen deutlichere Hefenoten aufgrund der oft sehr langen Hefereifezeit, ein schmelzigeres Gaumengefühl, und die Fruchtnoten stehen nicht mehr so im Vordergrund. Allerdings hängt letzteres auch vom Alter des Sektes ab – je länger auf der Hefe, desto weniger betont sind die Fruchtaromen. Jedoch wird die Mousse immer feiner, der Körper immer schmelziger und ausgewogener.
DESHALB SIND SIE ALS SEKTGENIESSER GEFRAGT!
Generell sollten Sie sich beim Sektkauf folgende Fragen stellen:
- Welche geschmacklichen Vorlieben habe ich?
- Zu welchem Anlass will ich den Schaumwein trinken?
- Wieviel möchte ich für meinen Schaumwein ausgeben?
Hier mein Tipp:
- Die Qualität des Grundweines sollte auf dem Etikett klar definiert sein, z.B. Sekt b.A. Pfalz
- Wie wurde der Sekt hergestellt?
- Mögen Sie Sekte, die etwas frischer und fruchtiger sind, aber eine dezente brotige Note mitbringen?
- Oder bevorzugen Sie etwas körperreiche, schmelzige Sekte deren Fruchtaromen zugunsten von Brioche und Mandeln in den Hintergrund treten?
- Oft ist der Genuss von Sekt auch einfach stimmungs- oder situationsabhängig, deshalb können Sie unter den Stimmungskategorien von schampuslounge einfach nachlesen, welcher Sekt sich für welche Momente eignet.
Trauen Sie sich und probieren Sie einfach aus! Denn nur Ihr Geschmack ist der Richtige.
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Foto: Nicole Wolbers