Sekt Austria – Schaumwein aus Österreich

26. Oktober 2023 | International, Prickelndes Wissen

Sekt Austria – Schaumweine aus Österreich: Tradition und Moderne. Es ist bemerkenswert, wie sich diese Schäumer entwickelt haben. Erfahren Sie jetzt mehr über Veränderungen und historische Hintergründe. 

Die Herstellung von Sekt ist in Österreich seit langem verbreitet. Die Anfänge des österreichischen Schäumers liegen ebenfalls in der Champagne. Als Kellermeister des Champagnerhauses Ruinart lernte Robert Alwin Schlumberger die méthode traditionelle von der Pike auf kennen. Zurück in der Heimat gründete er 1842 in Bad Vöslau die erste Sektkellerei Österreichs. Heute ist die Sektkellerei Schlumberger der größte Sektproduzent des Landes. Man munkelt, dass er der Liebe wegen nach Wien zurückkehrte. Sein Erfolg motivierte auch andere, so begann 1890 Johann Kattus, ein Gemischtwarenhändler, ebenfalls mit der Sektproduktion. Wie in Deutschland durften bis ins späte 20. Jahrhundert nur die Sektkellereien Prickler nach der traditionellen Flaschengärungsmethode produzieren.

Sekt Austria aktuell

Es dauerte noch eine Weile, bis in den 1990er-Jahren Weingüter wie Bründlmayer, Fred Loimer oder Malat mit ihren Schaumweinen für Aufsehen sorgten. Erst als das Weingut Malat vors Gericht zog, um dem Monopol der Sektkellerei Einhalt zu gebieten und mit seiner Klage gewann, änderte sich die Lage. Ermutigt produzierten immer mehr Weingüter österreichischen Schäumer. Derzeit werden 10 % der gesamten österreichischen Weinproduktion für die Herstellung von Sekt verwendet. Etwa 200 Unternehmen produzieren Schaumweine und verkaufen im Land etwa 40 Millionen Flaschen. Die neuesten Zahlen zeigen, dass der Schaumweinkonsum in Österreich steigt und über 30 % der Verbraucher Roséschaumwein bevorzugen.

Oft haben Käufer Schwierigkeiten, Schaumwein zu verstehen. Begriffe wie „Klassik“ und die verschiedenen Herstellungsmethoden sind verwirrend. Für den Verbraucher ist es unklar, ob der Sekt nach der preisgünstigen Großraumtankgärung (Charmat-Methode) oder der aufwendigen klassischen Flaschengärung hergestellt wurde. Das führt zu unterschiedlichen Preisen, die für viele nicht nachvollziehbar sind. Dementsprechend schwierig ist es, Sekt aus Österreich zu kommunizieren und zu verstehen. Die Weinbranche hat erkannt, dass dies ein Problem ist, und setzt sich das Ziel, die Tradition, Qualität und Sichtbarkeit des österreichischen Sekts zu stärken. Dazu wurde das österreichische Sektkomitee im ersten Schritt gegründet.

Sekt Austria: Österreich Sektkomitee
Sekt Austria 2023 » SEKT AUSTRIA Sektkomitee
Fotocredit: Christine Miess

Österreichisches Sektkomitee 

International konnten sich österreichische Sekte trotz oft hervorragender Qualität nicht durchsetzen. Im Jahr 2013 wurde das Österreichische Sektkomitee gegründet, mit der Aufgabe, das Image, den Umsatz sowie die Qualität der Sekte neu zu strukturieren. So rief das Komitee den Tag des österreichischen Sekt ins Leben. Seitdem wird er jedes Jahr am 22. Oktober mit Aktionen in den Weingütern und auf Social Media begleitet.

Eine wichtige Maßnahme war die Überarbeitung der Kategorien, um den Sektor besser zu vermarkten. Im Jahr 2015 stellte das Komitee die dreistufige Qualitätspyramide für österreichischen Sekt geschützten Ursprungs (g. U.) vor. Dem vorausgegangen war eine tiefgehende Diskussion, aber letztendlich einigte man sich auf diesen Kompromiss, um sowohl Qualitätsproduzenten als auch große Sektkellereien, die das untere Preissegment des Marktes bedienen, zu integrieren. Trotz dieser Qualitätsoffensive stellte sich der Begriff Österreichischer Sekt für den internationalen Markt als zu sperrig und schwierig auszusprechen dar. Am 22. Oktober 2021 wurde Österreichischer Sekt in Sekt Austria umbenannt – ein großer Schritt und der Startschuss für die Einführung der Marke Sekt Austria.

Die Sekt-Pyramide – Geschützter Ursprung

Die Anforderungen der Qualitätsstufen werden durch die Sekt-Pyramide klar definiert. Man nutzte die Namensänderung, um weiter an der Qualitätsschraube zu drehen. Sie umfasst Stufen wie die Arbeit im Weinberg, Traubenlese, Ausbeutesatz (Saft aus Trauben) und die Pressung. Zusätzlich wurde eine Verkostungskontrolle für alle Kategorien verpflichtend. Bei Bestehen der Prüfung darf die Flasche mit der rot-weiß-roten Banderole auf dem Kopf in den Verkauf kommen. Die Pyramide besteht aus drei Stufen, die wir uns genauer anschauen.

Die Qualitätspyramide von Sekt Austria als Grafik und mit Worten erklärt

Die Qualitätspyramide von Sekt Austria im Detail. © ÖWM

Sekt Austria 

Sie bildet die Basis für die Sektproduktion und wurde bis 2021 noch als „Klassik“ bezeichnet. Etwa 90 % der gesamten Sektproduktion sind dieser Kategorie zuzuordnen. Herstellungsmethoden, wie die Tankgärung (mindestens sechs Monate Hefereife im Tank) oder die traditionelle Flaschengärung (mindestens neun Monate Hefereife in der Flasche) dürfen angewendet werden. Die Tank- oder Charmat Methode wird auch für den sehr erfolgreichen Prosecco Spumante verwendet. 

Alle 26 weißen und 14 rote Qualitätsrebsorten dürfen verwendet werden. In dieser Kategorie ist die Handlese nicht vorgeschrieben, allerdings müssen die Trauben zu 100 % aus einem Bundesland stammen, welches auf dem Etikett vermerkt sein muss. Generell sind Sekte unkompliziert, frisch und fruchtig im Stil. Da alle Dosagen von Mild (sweet) bis Brut Nature erlaubt sind, bietet Sekt Austria eine große Auswahl an Stilistiken.

Sekt Austria Reserve

Die Produktionsvorschriften sind hier strikter. Es sind alle Qualitätsrebsorten erlaubt, wie zum Beispiel Grüner Veltliner, Zweigelt, Chardonnay und Pinot Noir. Dabei ist die Bedingung, dass die Trauben aus einem bestimmten Weinanbaugebiet stammen müssen, zu erfüllen. Allerdings geben Sektmacher oft das Bundesland auf dem Etikett an, dabei ist die Angabe eine Gemeinde, Großlage oder Riede (Einzellage) sowie die Bezeichnung Handlese anzugeben. Beispiel: Sekt Austria Reserve extra brut Cuvée Niederösterreich g.U.

 Wien: Sekt Bründelmayer Sektgala 2021
Sektkollektion: Schloss Gobelsburg – Sektgala Wien

Es ist vorgeschrieben, dass die Trauben von Hand gelesen und sie mittels Ganztraubenpressung mit einer Saftausbeute von 60% gepresst werden. Zudem ist die traditionelle Methode bindend und der Wein liegt mindestens 18 Monate auf seiner Hefe, bevor er degorgiert werden darf. Als Dosage bzw. Restzuckergehalt sind Brut (maximal 12 g/l), Extra Brut und Brut Nature erlaubt sind. Im Glas zeigen sich die Weine mit einer komplexen Aromatik, mit Noten von Hefe und feiner Fruchtnuance.

Sekt Austria Grosse Reserve

Als höchste Stufe der Qualitätspyramide muss sie die strengsten Anforderungen erfüllen. Auch hier dürfen alle Qualitätsrebsorten versektet werden. Jedoch findet man in dieser Kategorie vermehrt klassische Schaumweine aus Chardonnay und Pinot Noir. Die Trauben dürfen nur aus einer Gemeinde stammen und diese muss auf dem Etikett angegeben sein. In dieser Kategorie sind oft Einzellagen-Sekte zu finden, deren Riede auf dem Label erwähnt werden dürfen. 

Beispiel: Sekt Austria Grosse Reserve brut Grüner Veltliner Niederösterreich g. U. Ried Heiligenstein NV

Neben der obligatorischen Handlese und Ganztraubenpressung darf die Ausbeute an Saft maximal 50 % betragen. Für die Herstellung des traditionellen Flaschengärsekt orientiert sich das Komitee an den führenden Schaumweinen wie Champagner, Franciacorta und Paraje Calificado (Cava) und erhöht die Hefelagerzeit von 30 auf 36 Monate. Bei der Dosierung sind nur Brut, Extra Brut und Brut Nature zulässig. Im Jahr 2020 betrug der Anteil Grosser Reserve an der österreichischen Produktion etwa 1,3 Prozent. Gerade diese Weine zeichnen sich durch ihren starken Charakter, Feinheit sowie merkliche autolytische Noten wie Hefe oder Brioche aus.

Sekt Austria g. U. – eine Marke

Aus Sekt Österreich g. U. wird 2021 Sekt Austria g. U. – warum? Der Name Sekt Austria wurde eingeführt, um den früheren Begriff Österreichischer Sekt g.U. zu ersetzen. Es gab mehrere Gründe für diese Veränderung. Zum einen zeigt sich nun klarer, dass der Sekt nur aus heimischen Trauben hergestellt und in Österreich produziert wird. Er unterstützt die wachsende Beliebtheit von österreichischen Schaumweinen, da der Name besser ausgesprochen werden. Gerade im internationalen Markt kann der Begriff Sekt Austria mit seinem geschützten Ursprung als Marke verstanden und besser erkannt werden. 

Außerdem muss Sekt Austria von Verkostern geprüft werden, damit sie die obligatorische österreichische Banderole erhalten. Gerade die dreistufigen Sekt-Pyramide bekommt durch die verschiedenen Qualitäten ein besseres Gewicht und Sichtbarkeit. 

Nicole-Wolbers-Harkamp-Sektgala-Wien-Schaumweinmagazin
Sektgala Wien: Nicole Wolbers – Petra Harkamp, Weingut Harkamp

Ausblick

Die Einteilung in die Sekt Austria Klassifikation ist bei Weingütern und Konsumenten sehr beliebt. Niederösterreich (um Poysdorf), die höheren Lagen des Kamptals (mit renommierten Schaumweinproduzenten wie Bründlmayer, Loimer und Steininger) sowie die kühleren Regionen um Gols (Sektkellerei Szigeti) im Burgenland und den Höhenlagen der Steiermark (Weingut Harkamp) sind vielversprechende Anbaugebiete für hervorragenden Schaumwein.

Auch wenn sich die Sekt-Pyramide weiter am Markt etabliert, wird weiterhin ein bunter Mix als Sekt Österreich angeboten werden. Man findet hier nicht nur Spitzenprodukte wie beispielsweise die immer beliebter werdenden Pet Nats vom Weingut Strohmeier, sondern auch einfachere, industriell hergestellte Sektarten. Um eine Verwechslung mit tankvergorenen Produkten in der Sekt Austria Kategorie zu vermeiden, klassifizieren einige Produzenten, wie beispielsweise Jurtschitsch, ihren Sekt zudem in „Sekt Austria Reserve“ um, da die Sekte bereits dieser Anforderung folgen. Andere wie die Sekthersteller Gobelsburg oder Ebner-Ebenauer steigen erst auf Reserve und Grosse Reserve Niveau in die Klassifikation ein. Weingut Harkamp dagegen nutzt beides und bietet Produkte innerhalb und außerhalb der Pyramide an.

Obwohl die Sekt-Pyramide mit ihren 200 Weingütern nicht perfekt für jeden Schaumweinproduzenten geeignet ist, ist sie dennoch als Erfolg zu betrachten. Die Marke Sekt Austria ist einfacher zu kommunizieren und klarer erkennbar als made in Austria. Gerade die Schäumer der Grossen Reserve benötigen für die Umstellung mehr Vorlaufzeit, so dass sich in Zukunft die Rückenetiketten einheitlicher und die Idee hinter der Umbenennung und Pyramide sichtbarer zeigt.

Empfehlungen:

  • Wein- und Sektgut Harkamp Muskateller Brut Sekt Austria Steiermark g. U.: intensive, feine gelbe Frucht von Marillen, duftendes Parfüm von Rose und Veilchen, dezent am Gaumen (frisch degorgiert) mit feinen Perlen und schöner Frische
  • Weingut Leth Blanc de Noirs Grosse Reserve Brut Sekt g.U. 2014: Autolytisches Bukett von Hefeteig, Gebäck aber auch gerösten Haselnüsse, viel Schmelz und Dichte am Gaumen. Feinperlige Frische, weinig im Stil
  • Weingut Fred Loimer Blanc de Noirs Grosse Reserve Gumpoldskirchen Sekt g.U. 2016: Forsches Auftreten: Potpourri von Blumen, Kräutern aber auch getrockneten Früchten, rassig am Gaumen, fein und mit Tiefe. Druck bis zum Finish. Kann noch länger reifen!

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Credit:

Dieser Text wurde nicht in Auftrag gegeben oder vergütet, sondern spiegelt alleine meine Meinung wider!  Weiterführende Links zum Schaumwein-Onlineshop dienen kommerziellen Zwecken. Das Logo und Statistiken sind auf der Seite von Corpinnat veröffentlicht.

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Foto: Nicole Wolbers / Titelbild: Oesterreichische Sektgala_Sekt-Austria BernhardSchramm

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