Sektmanufaktur Schloss Vaux: schreibt neue Geschichte

14. Oktober 2024 | Prickelndes Wissen

Sektmanufaktur Schloss Vaux: Schreibt neue Geschichte. Schloss Vaux blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die 1868 in Berlin als Handelshaus begann. In turbulenten Zeiten setzte man bewusst weiter auf die traditionelle Flaschengärung und das Potenzial deutschen Sekts. Nun ist wieder eine Zeit der Veränderungen gekommen. Welche das sind, erfahren Sie hier. 

Wahrlich ein Sekthaus mit viel Wow-Charakter! Das Auftreten und das historische Ambiete des Sekthauses, die Sektqualität und auch die Persönlichkeiten, die die Manufaktur über die Jahrzehnte geprägt haben. Es verkörpert Stil und vor allem Euphorie für das Produkt Sekt. Die Geschichte der Manufaktur ist eigentlich filmreif. Gegründet im champagnerseligen 19. Jahrhundert in der Metropole Berlin, fand man in Ermangelung von Weinbergen diese im französischen Vaux (damals allerdings deutsches Gebiet). Dann zwang der verlorene Weltkrieg die Sektkellerei, wieder die Koffer zu packen und sich 1921 im damals schon als Sektregion bekannten Rheingau, genauer in Eltville, niederzulassen.

Sektmanufaktur Schloss VAux: Französische Eleganz mit Großstadtflair und Rheingauer Terroir

Dort hat sich Schloss Vaux zu einer renommierten Sektmanufaktur entwickelt, die für Qualität und traditionelle Handwerkskunst steht. Wie kein anderes Sekthaus verbindet Schloss Vaux aufgrund seiner Geschichte französischen Eleganz mit großstädtischem Flair und Rheingauer Terroir. Während die beliebte Cuvée Vaux die Basis bildet, haben sich im Laufe der Jahre immer mehr Lagensekte und reinsortige Sekte herauskristallisiert, die nach der traditionellen Flaschengärmethode hergestellt werden. So stammen Rieslingsekte aus Lagen wie dem Geisenheimer Rothenberg oder dem Erbacher Marcobrunn.

Schloss Vaux Champagnerkellerei
Champagner-Kellerei Schloss Vaux (Credit: Schloss Vaux)

In Vertikalproben kann ich mich regelmässig von den Qualitäten überzeugen, entdecke dabei eine hervorragende Verbindung Rheingauer Terroir und Finesse. Die dezent filigrane Aromatik der Sekte erlaubt den Ausdruck der verwendeten Rebsorten, aber ergänzt sich mit Mineralität und Struktur. Die feine Perlage der lange auf der Hefe gelagerten Schaumweine spricht für sich. Seit Jahren verfolge ich den Weg der Sektmanufaktur – nicht nur im Glas. (Anmerkung: Darüber, über die Geschichte des Hauses und vieles mehr habe ich mit Christoph Graf (Vorstand) in einem Interview ausführlich gesprochen, wer mag, kann dieses Interview gerne in der Sparkling Hour auf Youtube ansehen.) Es spricht für Schloss Vaux, dass man sich nicht auf den Lorbeeren ausruht, sondern Veränderungen bewusst annimmt, die Zukunft ins Visier nimmt und das Sortiment überarbeitet. So wurde das Sortiment gestrafft, wobei Grüner Veltliner oder Spätburgunder Rotweinsekt – seltene Spezialitäten der Region – weiterhin angeboten werden und es gab Neuzugänge, die wir uns jetzt näher betrachten.

Schloss Vaux: Nouvaux und L´Artiste 

Den Anfang machte der Nouvaux, ein prickelndes und innovatives alkoholarmes Getränk. Üblicherweise werden entalkoholisierte Grundweine mit Kohlensäure versetzt, um den Wein prickelnd zu machen. Schloss Vaux als Spezialist für die traditionelle Flaschengärung geht einen eigenen Weg: Der alkoholreduzierte Grundwein wird der traditionellen Flaschengärung (d.h. der zweiten Gärung) unterzogen, so beginnt der gleiche Prozess wie bei der normalen Versektung. Allerdings erreicht die Gärung in der Flasche nur einen Alkohol von 2 %. Das macht ihn zu einem leichten, eleganten perlenden Wein mit einem feinen Bukett nach Trauben und Äpfeln (Preis 16,- Euro) 




Neu im Sortiment ist die eigenständige Linie L’Artiste. Auffallend ist das moderne Design, das sich deutlich vom übrigen Sortiment abhebt: Markante Pinselstriche auf dem Etikett umgeben das historische Emblem der Manufaktur und auf die Sektkapsel wird verzichtet. Inzwischen ist dies gesetzlich erlaubt und vielleicht motiviert dieser Schritt des renommierten Sekthauses auch andere Sektkellereien, auf die Kapsel zu verzichten. Laut Christoph Graf und Maria Deckers (Vertriebsleiterin) hat sich das Profil der neuen Linie L’Artiste über einen längeren Zeitraum entwickelt, mit regen Diskussionen über die anzustrebende Stilistik. Mit L’Artiste will man das Potenzial des Rheingaus, der eigenen Weinlage, gerade im Hinblick auf die Internationalität in einer eigenen Stilistik vorantreiben. Der Jahrgang 2018 erfüllte die geforderten Qualitäten, um in den Markt einzusteigen.

Nouvaux L´Artiste Schloss Vaux Sekt
L´Artiste Rosé – Verpackung L´Artiste – Nouvaux (Credit: Nouvaux – Schloss Vaux)

Die Trauben aus den eigenen Weinbergen, ein anderer Kelleransatz mit Ausbau in Holz, Amphoren und Edelstahl verleihen dem L’Artiste Brut Komplexität und einen geschmeidigen, leicht weinigen, eleganten Körper. Das vielfältige Bukett reicht von Blumenwiese, gelbem Apfel, Zitronenschale, Brotteig und Kräutern. Mit 2,00 g/L Restzucker zeigt der Sekt ein ausgewogenes Süß-Säure-Spiel mit dezenter Mineralität. Im Gegensatz dazu präsentiert sich der L’Artiste Rosé aus Spätburgunder intensiver und strukturierter. Fruchtige rote Beeren ergänzen sich mit Würze und Schwarzteeblättern für einen herben Charme. Harmonisches Geschmacksprofil mit 3,5 g/l Restzucker am Gaumen. Anfangs freches Mousseux, das in der Mitte des Gaumens nachlässt. Es würde den Rosé sicherlich gut akzentuieren bis zum Abgang eine etwas stärkere Perlage zu zeigen. Trotz der Hefelagerung von mindestens 48 Monaten sind bei beiden Schaumweinen die autolytischen Noten nuanciert wahrnehmbar, so dass die Schaumweine am Gaumen leicht, straff und “jugendlich” wirken. (ca. 35,- Euro)

Zukunft

Mit über 100 Jahren Erfahrung in der traditionellen Flaschengärung hat die Sektkellerei immer wieder bewegte Zeiten erlebt, in denen neue Weichen gestellt und Entscheidungen getroffen werden mussten. Neben personellen Veränderungen (Maria Deckers wird Vertriebsleiterin) ist auch die Veränderung des Sortiments ein wesentlicher Punkt für die Zukunft des Unternehmens. Alternativen im alkoholfreien als auch im alkoholarmen Segment punkten, Tendenz steigend. Hier findet Nouvaux seine Nische. Auf den internationalen Märkten sehe ich, dass schlanke, elegante und weniger fruchtbetonte sowie restsüße Schaumweine im gehobenen Segment bei den Flaschengärern gefragt sind. Hier sind – nebenbei bemerkt – vor allem die Stile des französischen Crémants und Champagners führend. L’Artiste soll laut Christoph Graf hier anknüpfen. Der Anfang ist mit dem Jahrgang 2018 gemacht, und wie in einem Entwicklungsprozess üblich, wird es sicher noch stilistische Verfeinerung geben. In welche Richtung das geht, darauf bin ich gespannt und werde es verfolgen. 


Credits:

Der Artikel wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet und spiegelt alleine meine Meinung wider. Alle Angaben ohne Gewähr. Die Schaumweine wurden während Weinproben als Musterweine verkostet. Weiterführende Links dienen der Wissensvermittlung.

Fotos: Titelbild: Schloss Vaux

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