Beton-Ei – ein Trend in der Sektproduktion?

11. Januar 2021 | Basics, Neues, Prickelndes Wissen

Beton-Ei, ein Trend in der Sektproduktion? Oder bleiben die Winzer doch beim altbewährten Holz oder Edelstahl, das ist hier die Frage! Ganz langsam ist in den letzten Jahren ein Trend nach Deutschland geschwappt, der eine ur-alte Tradition wieder belebt hat. Wir müssen zu den antiken Zeiten nach Georgien reisen, denn alles beginnt mit den dort verwendeten Amphoren aus Ton. Im Laufe der Jahrhunderte wurden aus den Tongefäßen Holz-, viel später Beton- und letztendlich Edelstahlgefäße. Vor allen Dingen Edelstahl als neutrales Material verdrängte Beton- und Holzfässer. Seit circa zwei Jahrzehnten werden sowohl in Frankreich als auch in Spanien wieder Wein in Amphoren aus Ton ausgebaut, den der Zeitgeist geht in Richtung „natürliche“ Weine. Das Gefäß soll so wenig wie möglich den Wein beeinflussen und Aromen abgeben, aber eine natürliche Sauerstoffzufuhr erlauben. Aus den Tonamphoren sind mittlerweile auch welche aus Beton geworden, die in ihrer Form dem Ei entsprechen.

Den entscheidenden Anstoß zur Wiederbelebung des Beton-Eies gab 2001 Michel Chapoutier vom berühmten gleichnamigen Weingut in der Côte du Rhône. Er lies sich das erste moderne Beton-Ei gestalten, welches aus gewaschenem Sand und Kies aus der Loire, nicht chloriertes Quellwasser sowie Zement ohne Zugabe von Zusätzen und Eisen bestand. Es wurde im Gegensatz zu früheren Zeiten auf der Innenseite nur mit Weinsäure behandelt, um Rost und Reaktionen während der Gärung zu vermeiden. Das „naturbelassene “ Beton-Ei zog viel Aufmerksamkeit auf sich, vor allen Dingen in der biodynamischen Weinbau Szene. In Deutschland experimentiert man damit erst seit einigen Jahren mit dem Material Beton – ein Beton-Ei-Trend?

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Photo by Damian Apanasowicz on Pexels.com

Welche Vorteile hat ein Beton-Ei?

Optimale oxidative Reife

Manchen wird es wundern, aber Beton ist ein poröses Material, welches Sauerstoff an den Wein abgibt, aber keine weiteren Aromen wie z. B. ein getoastetes Holzfass, welches Röstaromen in den Wein bringen kann. Ein großer Vorteil des Beton-Eis ist es, dass es den Sauerstoff im optimalen Verhältnis zum Wein einbringt und der Wein „oxidativ“ besser reifen kann. Auch hält der Beton den Wein recht gut gekühlt und bringt Frische und Fruchtigkeit hervor.

Wein klärt sich von selbst

Durch die ovale Form ohne Ecken und Kanten rutschen die schweren Hefe- bzw. Trübstoffe im Wein nach unten, während der klare Wein (da leichter) oben bleibt. Damit die Säure des Weines nicht die Betonwand angreift und Partikel lösen kann, ist die Wand mit einer Weinsäurepaste beschichtet, die für das bestmögliche Milieu im Ei sorgt.

Verstärkt mineralischen Eindruck

Neben der guten Reifung findet eine Verstärkung der Mineralität sowie der Cremigkeit des Weines statt.

Kritik am Beton-Ei

Kritiker des Rohstoffes Beton betonen, dass die Herstellung sehr Ressourcen intensiv ist. Ausserdem kann unbehandelter Beton Stoffe an den Wein abgeben, die nicht erwünscht sind.

Ich denke, in puncto Beton-Ei-Weine ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Speziell in Deutschland wird es sich zeigen, ob sich ein stärkerer Trend herausbilden kann.

Die Sektkellerei Fürst von Metternich hat zu Ende des Jahres 2020 eine Premiere in Deutschland avanciert: Der erste Sekt (Grauburgunder), der aus einem Beton-Ei geschlüpft ist.

Vielleicht beflügelt der allererste Beton-Ei-Sekt einen Beton-Ei-Trend in der Weinszene in Deutschland. Probehalber wurden erst einmal circa 1000 Flaschen hergestellt und das Endresultat zeigt sich viel versprechend.

Fürst von Metternich, Kellermeister Gerd Ritter – ©Henkell & Co.

Ich durfte ein Probeexemplar der „Limited Edition von Fürst Metternich“ verkosten und habe meinen Eindruck in einem speziellen Post für Euch aufgeschrieben! Aber ich kann vorab verraten, dass der Beton einen prägenden Charakter im fertigen Sekt hinterlässt.

Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben oder vergütet. Er spiegelt meine Meinung wieder. Beim Sekt handelt es sich um einen Mustersekt von Fürst von Metternich.

Titelfoto: Photo by Duminda Perera on Unsplash

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