2022 – Sekt über 40 Euro! Erfreulicherweise gibt es in dieser Kategorie mittlerweile eine wunderbare Auswahl, die sich im internationalen Vergleich nicht verstecken muss. Einige sehr empfehlenswerte Highlights des letzten Jahres habe ich für Sie ausgesucht.
Vierzig Euro für einen deutschen Sekt auszugeben, da kenne ich viele, die sofort Bedenken haben. Ist der Sekt das viele Geld den Wert, soll ich nicht lieber zum bekannten Franzosen greifen? Klar kann man machen, hat dabei auch etwas Ordentliches im Glas. Aber unter uns gesagt, bieten in dieser Preisklasse deutsche traditionelle Flaschengärer oft eine eigene, beeindruckende Gaumensensation und zum Teil noch mit mehr Facetten im Glas. Bedenken sollten Sie auch, dass der Winzersekt nicht in Mengen zu Hunderttausenden oder sogar Millionenhöhe produziert werden, sondern in kleinen Produktionsmengen von manchmal 500 Flaschen, bis sagen wir mal 10 000 Flaschen. Deshalb ist eine Probe dieser Weine unbedingt empfehlenswert.
Sekt um die 40 Euro – meine Highlights aus 2022
Und nun starten wir mit den Spitzensekten! 2002 – zum 200-jährigen Jubiläum des Weingutes – wurde der erste Sekt aus der Grossen Lage Goldloch an der Nahe produziert.
Goldloch Riesling Sekt Brut Nature 2009 – Schloßgut Diel, Nahe (45,-euro)
Die kühle und steinig, lehmige Lage verleiht den Trauben viel aromatische Kraft, Dichte und animierende Säure, eine Stilistik, die etwas an den Rheingau erinnert. Verkostet habe ich den VDP.SEKT.Prestige Goldloch Riesling Sekt Brut 2009, im November 2019 degorgiert. Der Goldloch ist ein kleines Kraftpaket, bleibt dabei aber elegant und fein. An Weihnachten 2022 getrunken, war der Sekt immer noch so präsent – unglaublich, wie gut der Riesling Sekt gereift ist. Der Goldloch wird nur in den besten Jahren hergestellt, er ist also ein richtiger Millésime! Ein Sekt für besondere Anlässe, zum Beeindrucken und mit viel Lagerpotenzial!
Pinot Kirchenstück Rheinhessen Brut Nature 2011 – Sekthaus Raumland, Rheinhessen (ca. 39,- Euro)
Wie bereits beschrieben verfügt das Sekthaus Raumland über viele verschiedene exzellente Lagen, die sich durch ihre unterschiedlichen Terroirs auszeichnen. Verkostet habe ich den ersten VDP.Prestige aus der Lage Hohensülzen Kirchenstück. Reinsortiger Pinot Noir mit über 96 Monate Hefelager ergeben ein feines, strukturiertes Geschmackserlebnis. Lebendig, kein bisschen müde am feinporigen, cremigen Gaumen und mit herbem Charme. Das Bukett reicht von Orange, Meyer Lemon, Buiskuittörtchen, Roten Johannisbeeren bis hin zu erdigen, waldigen Aromen. Kraftvoll und mit Tiefe, ein komplexer Sekt.
Patina Blanc de Noirs 2008 Brut – Wein- und Sektgut Wilhelmshof, Pfalz (ca. 54,- euro)*
Das Weingut Wilhelmshof gehört zu den Pionieren des Blanc de Noirs Sektes in Deutschland. Umso besonderes ist es, den 2008 in 2022 verkostet zu haben. Seit 1996 gibt es die Patina® Linie, in der in jedem Jahr drei ausgesuchte Schaumweine vorgestellt werden. Feine, kleine und zarte Perlage – typisch fürs Alter. Intensiv und reif beschreibt diesen Sekt sehr gut. Würze, Waldboden, Pilze sowie Mandeltörtchen mit getrockneten Mandarinenstücken ergeben ein ausdrucksstarkes Profil. Der Sekt ist gewichtig, dicht und wie Bienenwachs samtig am Gaumen und mit viel Länge.
Pi No Gold Extra Brut 2012, Ökonomierat Rebholz, Pfalz (ca. 49,- euro)*
In unmittelbarer Nähe zum Weingut Wilhelmshof befindet sich Ökonomierat Rebholz, ebenso ein Verfechter guten Sektgeschmacks. Beim Pi NO Gold war es bei mir Gefallen auf den zweiten Blick. Da es immer wieder Flaschenvarianzen gibt oder Weine zu lange offen, nicht optimal vorbereitet sind, die Verkostungsreihe nicht passt etc. war ich bei unserem ersten Zusammentreffen ehrlicherweise weniger vom Ausdruck des Sektes angetan. Auf der Mainzer Weinbörse habe ich bewußt den Pi No Gold ein zweites Mal probiert und erhielt einen ganz anderen Eindruck.
Perfekte Harmonie von Pinot Noir und Chardonnay im Glas. Lange Hefereifezeiten sowie bestes Grundmaterial ergeben diesen feingliedrigen, mit prägnanter Frische und komplexen Schaumwein. Das Zusammenspiel von duftender Vanille, saftigen, reifen Äpfeln, Birnenkompott sowie Nelken ist opulent an der Nase. Ein Sekt mit Reifepotenzial.
Decade II Riesling Sekt Brut Nature 2010, Wein- und Sektgut Bamberger, nahe* (72,- Euro)
Mit der Lese des Jahrganges 2009 fing alles an – die Geschichte der Decade beginnt. Hiermit haben Ute und Heiko Bamberger bereits damit etwas einmaliges aus Riesling bewiesen. Nun habe ich den Nachfolger Jahrgang 2010 im Glas!
Die Decade II steht für Mut und Begeisterung, der Tradition und Lage der Nahe. Als Brut Nature zeigt er, ungeschminkt, was die Rebsorte kann. Perfekt geerntet, gereift – umgarnt den Gaumen, ein dichter, unheimlich samtiger, eleganter Verführer. Seine perfekte Frische auch nach Jahren kann er nicht verstecken – also junggeblieben und mit Potenzial für mehr Reife. Das Bukett ist vielseitig, tiefgründig und versprüht eine Komplexität, dabei niemals laut! Saftige und getrocknete gelbe Steinfrüchte, duftende Blumenwiese. Haselnusscreme und frisches Brioche komplementieren den cremigen Charakter. Harmonie und großartige Trinkreife!
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Dieser Text wurde nicht in Auftrag gegeben oder vergütet, sondern spiegelt alleine meine Meinung wider! Wollen Sie gerne regelmäßig informiert werden, dann empfehle ich Ihnen den Newsletter auf www.schaumweinmagazin.de zu abonnieren. Mit * markierte Sekte sind Muster, die von den Weingütern zur Verkostung angestellt worden sind.
Foto: Nicole Wolbers