Deutscher Crémant ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse in der Weinszene, dabei stellt er die höchste Qualitätsstufe beim Sekt dar. Deshalb ist es höchste Zeit, diesen hochwertigen Schaumwein näher kennenzulernen.
Mit Sicherheit hat jeder von uns schon einmal einen Crémant im Glas gehabt. Die fein moussierenden Weine sind mittlerweile die meistverkauften Schäumer in der Welt. Warum? Das ist einfach erklärt. Der Weingenießer erwirbt mit dieser – man kann schon sagen – Marke eine hohe Qualität bei einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings ist den wenigsten Schaumweinliebhaber*innen bewusst, dass die traditionellen Flaschengärer nicht nur in Frankreich oder Luxemburg, sondern auch seit vielen Jahren in Deutschland produziert werden.
Crémant für Europa
Der Ursprung des Crémants liegt in der Champagne. Neben dem üblichen Champagner produzierten einige Maison einen Schaumwein mit geringerem Innendruck in der Flasche, dies ließ die Perlen besonders sanft am Gaumen erscheinen. Zur besseren Unterscheidung der beiden Prickler führten sie den Begriff Crémant, fein moussierend ein. Als später in den 1980er-Jahren, der damals europaweit verwendete Begriff hergestellt nach der Methode Champenoise nur noch für die Produktion innerhalb der Champagne zulässig wurde, übernahmen die restlichen Weinbaugebiete Frankreichs den Namen für ihre Prickler. Crémant war damit erst einmal französisch, doch das sollte sich bald ändern.
1994 zog ein bekannter, spanischer Cavaproduzent vor das EU-Gericht und klagte gegen diese Vereinbarung. Ein Verzicht auf die Bezeichnung des seit 1924 erfolgreich verkauften Gran Cremant de Cordonìu kam nicht infrage. Am Ende bekamen die Spanier Recht, und die europäische Legislatur erlaubte die EU-weite Produktion von Crémant nach festgelegten traditionellen Herstellungsregeln.
Crémant aus Deutschland
1997 regelte der deutsche Gesetzgeber die Bezeichnung Crémant für deutsche Schaumweine und orientiert sich dabei an den EU-Vorgaben sowie den französischen Herstellungsvorschriften. Jedes der 13 Anbaugebiete ergänzte dabei seine regionalen Besonderheiten, wie z. B. das Rebsortensortiment. Seitdem haben eine kleine Anzahl Sektmacher bewusst auf einen Sekt à la Crémant gesetzt. Der Ausdruck höchster deutscher Flaschengärkunst erlebt aktuell einen Aufwärtstrend. Ein kurzer Blick auf den deutschen Sektmarkt zeigt, diese Kategorie ist zwar ein Nischenprodukt, aber stellt die höchste offizielle Qualität dar.
Trotz der riesigen Absatzmenge von über 2 957 026 hl an deutschen Schäumern über 6 % Alkohol im Jahre 2020 beträgt der Anteil an Winzersekt lediglich 3,5 %*, der von Crémant sogar nur 0,5 %* (*geschätzte Werte). Der reale Prozentsatz ist sicherlich etwas höher, aber leider werden hierzulande nicht alle als Crémant ausgebauten Weine auch in dieser Kategorie erfasst. Ein Trend, den mir die Moselwein e. V.* bestätigt. Den hochwertigen traditionellen Flaschengärer als allgemeinen Deutschen Sekt anzustellen, verursacht weniger Aufwand und Kosten, erlaubt dabei mehr Flexibilität in der Herstellung.
Deutscher Crémant – Qualität
Qualitativ steht der Crémant an der Spitze der deutschen Sektproduktion. Die Herstellungsvorschriften sind noch strenger als beim Winzersekt oder beim Sekt bestimmter Anbaugebiete (b.A.).
So sind
- Handlese
- Ganztraubenpressung und entrappte Trauben*
- Maximale Ausbeute von 100 Litern Most aus 150 kg Trauben
- Traditionelle Flaschengärung
- Neun Monate Flaschenreifung (Ausnahmen: Mosel 12 Monate)
- Weiß oder Rosé
- Verwendung des Begriffes Crémant nur zusammen mit dem bestimmten Anbaugebiet (b. A.) z. B. Crémant Mosel
verbindlich vorgeschrieben.
Beim Winzersekt entfällt die generelle Pflicht der Handlese und Ganztraubenpressung, die qualitätsbewusste Sektmacher dennoch einsetzen. Rein von den Anforderungen stellt Crémant die höchste Güteklasse des deutschen Schaumweines dar. Danach richten wir uns gerne, so Florian Lauer vom Weingut Peter Lauer, Ayl an der Saar (Mosel). Für unsere Luxemburger Kunden ist er sowieso die höchste Qualitätsstufe beim Schaumwein und sie übertragen dies automatisch auf deutsche Schäumer.
Susanne Winterling vom Wein- und Sektgut Winterling, Niederkirchen in der Pfalz betont im Gespräch, dass der Verbraucher bei Deutscher Crémant immer genau weiß, aus welcher Anbauregion die verwendeten Trauben stammen. Die Kategorie garantiert dem Kunden gesetzlich, dass die Weine mit der höchsten Sorgfalt wie 100 %ige Handlese produziert wird. Ein Punkt, den sowohl Winterling als auch Lauer sehr betonen!
Kultur und Tradition
Vor allen Dingen finden wir Crémant in den moselfränkischen Grenzregionen. Und beim genaueren Hinschauen erkennt man schnell, wie Kultur, Geschichte und Lebensweise dieser Gegenden mit dem prickelnden Produkt verwoben sind. Reist man durch Baden, Mosel oder die Pfalz, merkt man schnell, dass Essen und Wein – wie beim französischen Nachbarn – eine wichtige Rolle im Alltag einnimmt. Geselligkeit wird auch im kulinarischen Rahmen großgeschrieben.
Heutzutage hat er sich bestens als hochwertiger Genuss in der Schaumweinwelt etabliert. Florian Lauer bekräftigt, bei uns im Drei-Länder-Eck Deutschland-Luxemburg-Frankreich ist der Terminus Crémant durchaus gebräuchlich. Die regionale Kundschaft fragt gezielt danach. Eine Aussage, die auch Susanne Winterling bestätigt.
Wo in Deutschland wird Crémant hergestellt?
Obwohl Crémant in allen 13 Anbaugebieten produziert werden darf, liegt der Schwerpunkt der Produktion aufgrund der kulturellen Verwobenheit in der Mosel, Baden und Pfalz. Ungefähr 84 (Stand 2022) Weingüter oder Sektmanufakturen produzieren diesen Weinstil.
Innerhalb seiner Nische erfährt der Prickler aktuell einen stetigen Aufwärtstrend. Waren es 2019 in der Pfalz 698 hl (24 Betriebe), so wurde 2020 bereits 850 hl (25 Betriebe) produziert. In Baden zeigt sich ebenfalls ein Anstieg von 237 hl (7 Betriebe) in 2019 auf 730 hl (14 Betriebe) in 2020. Auch an der Mosel stieg die Zahl von 20 Weingüter in 2020 auf 45 in 2022.
Aber der allerneueste Zugang kommt aus dem Rheingau, einer Region mit sehr langer Sekttradition. Das Weingut Bibo Runge brachte 2021 den Lagensekt Crémant Rheingau Pinot Noir Hallgartener Schönhell auf den Markt, der allererste im gesamten Weinbaugebiet. Markus Bonsels, Besitzer der Kellerei, betont, dass ihre Kunden die gute Qualität verbunden mit den hohen Herstellungsanforderungen schon nach kurzer Zeit als Sektgenuss sehr schätzen.
Deutscher Crémant – Vielfalt und Genuss im Glas!
Deutsche Crémants zeigen sich in der Tat abwechslungsreich. Dank des unterschiedlichen regionalen Rebsortenspiegels kommen nicht nur Chardonnay oder Spätburgunder ins Glas, sondern auch die Besonderheiten. Allen voran der Riesling, speziell von der Mosel oder Pfalz. Seine Stilistik reicht von schlank, rassig, mineralisch und feinfruchtig bis hin zu schmelzigen, intensiven Schaumweinen mit reifem Fruchtbukett.
Die Cremigkeit der Hefe gepaart mit dem animierenden Ausdruck der Rebsorte machen den Riesling zu einem idealen Hefelager-Wein, schwärmt Florian Lauer vom Weingut Peter Lauer, Saar. Er muss es wissen, bietet er doch prickelnde Weine an, die weit über 20 Jahre reifen dürfen. Andere Abfüllungen zeigen florale und feinfruchtige Sorten wie Auxerrois, Weiß- und Grauburgunder oder auch Muskateller. Da kein roter Crémant produziert werden darf, werden die roten Rebsorten wie Schwarzriesling (aka Meunier) oder Spätburgunder (aka Pinot Noir) werden bevorzugt in Cuvées oder als charaktervolle Blanc de Noirs versektet.
Einblick in die hohe Sektkunst Deutschlands
Für den Sektliebhaber bietet gerade diese Kategorie ein unheimlich tolles Preis-Leistungs-Verhältnis an. Man findet im Allgemeinen kaum Exemplare, die wirklich enttäuschen. In Deutschland wird Crémant mit Qualität assoziiert. Auffällig, dass Deutscher Crémant meist trockener am Gaumen erscheint als ihre französischen Pendants. Der Trend geht sogar in Richtung Brut Nature. Crémant aus Deutschland vermittelt höchste Handwerkskunst sowie einen wunderbaren Einblick, was regionaler Schaumwein bieten kann. Es lohnt sich, das Geheimnis Crémant d´Allemagne mit allen Geschmackssinnen einmal zu erleben.
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Credits:
Der Artikel wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet und spiegelt alleine meine Meinung wider. Weiterführende Links dienen der Wissensvermittlung.
Fotos: Canva – Nicole Wolbers
Chart Produktion Crémant aus Deutschland & Qualitätspyramide Deutscher Sekt: Schaumweinmagazin
*Vormals: Ganztraubenpressung bis 2009 vorgeschrieben!