Von der Mosel führt unsere #sekttourdeutschland in die benachbarte Weinregion Nahe, ebenfalls in Rheinland-Pfalz gelegen. Ihr wundert Euch sicherlich, warum ich von der Mosel nicht über den Rheingau in die Nahe reise. Der Grund dafür liegt in einer Besonderheit der Nahe.
Die Nahe liegt – richtig erkannt – zwischen der Mosel, dem Rheingau und Rheinhessen – und die Weine von der Nahe zeigen sowohl die traubige und mineralische Intensität von der Mosel als auch die körperreiche und fruchtintensivere Stilistik der Rheinregionen. Deshalb ist die Nahe die perfekte Überleitung von der Mosel auf dem Weg nach Rheinhessen. Die Nahe besitzt eine Rebfläche von ca. 4111 Hektar und liegt damit auf dem siebten Platz der Weinbauregionen Deutschlands (die Mosel zum Beispiel liegt mit ca. 8.800 ha auf dem 5. Platz).
Parallel zur Mosel fließt die Nahe vom Hunsrück kommend durch Kirn bis nach Bingen, wo sie in den Rhein mündet. Ähnlich wie an der Ruwer liegen die Weinberge zum Teil wie kleine Inseln um die Nahe und ihren Nebenflüssen Glan und Alsenz herum. Wirtschaftliches Zentrum des Weinbaugebiets ist auch heute noch der Kurort Bad Kreuznach.
Ein tolles Erlebnis ist der etwa 97 km lange Weinwanderweg Rhein-Nahe von Kirn an der Nahe bis nach Bingen. Erschließt er doch dem Wanderer die gesamte Weinbauregion der mittleren und unteren Nahe. Wem dies zu anstrengend ist, der kann aber auch bequem mit dem Zug Pendolino von Frankfurt in Richtung Saarbrücken fahren und vom Zugfenster aus Landschaft und Steillagen bewundern. Die Bewirtschaftung mancher Nahe-Steillage steht der an der Mosel in nichts nach, ein Zwischenstopp lohnt sich also unbedingt.
Klima, Reben, Lage
Die Weinberge der Nahe erstrecken sich über sanftes Hügelland sowie beeindruckende Steillagen. Aufgrund dieser geologischen Gegebenheiten wird die Nahe in drei Bereiche eingeteilt:
- Die Untere Nahe von Bingerbrück bis Bad Kreuznach
- Die Mittlere Nahe von Bad Münster am Stein bis Schlossböckelheim
- Die Obere Nahe von Schloßböckelheim bis nach Martinstein
Das Klima an Nahe ist relativ mild und regenarm, wobei die Sommer auch sehr warm und trocken sein können.
So gedeihen an der Unteren Nahe mit ihrer Mischung aus flacheren und steilen Lagen wunderbar die Burgundersorten. Vor allen Dingen der Spätburgunder zeigt hier viel Potential. Tendenziell sind die Weine hier fruchtbetonter und etwas säurearmer als in den kühleren Regionen der Nahe.
An der Mittleren Nahe um Schlossböckelheim finden wir beeindruckende Felsformationen, die eine intensive und mineralische Aromatik in den Trauben fördern. Bekannte Lagen sind hier die Niederhauser Hermannshöhle oder die Schlossböckelheimer Kupfergrube. Die Obere Nahe mit ihren Seitentälern profitiert von den kühleren Luftmassen, die vom Hunsrück oder vom Pfälzer Bergland her wehen. Die Trauben reifen dadurch später aus und erhalten sich so ein feines Aroma und eine gute Säurestruktur. Davon profitiert insbesondere der Riesling sehr.
Wichtige Rebsorten für den Nahe Sekt
Wie an der Mosel ist auch hier Riesling die dominierende Traube:
- Riesling (29 Prozent)
- Weissburgunder (8,2 Prozent)
- Grauburgunder (7,4 Prozent)
- Chardonnay (1,5 Prozent)
- Spätburgunder (6,7 Prozent)
An der Nahe wird überwiegend Weisser Schaumwein produziert, doch der Trend zu mehr Burgundersorten ist auch hier offensichtlich. Der Anteil an Rosé Sekt steigt immer weiter an, und auch etwas Rotsekt wird produziert. Beindruckende 50 Prozent der Weine und Sekte werden in der Nahe lokal vermarktet!
Insiderwissen:
An der Nahe findet man öfters bei einem Rosé Sekt den Begriff „Weißherbst“. Dies bedeutet, ein Rosé-Sekt wurde aus roten Trauben hergestellt, diese muss auf dem Etikett benannt werden. Die Begrifflichkeit kann in ganz Deutschland verwendet werden!
Die Böden – Probierstübchen der deutschen Lande
Kennt jemand von Euch noch diesen Slogan?
Der Nahewein wurde lange Zeit einfach als Rheinwein verkauft, erzielte dieser doch höhere Preise. Als das Deutsche Weingesetz um 1971 eingeführt und die Nahe parzellengenau als Anbaugebiet bestimmt wurde, wurde mit der Werbung „Probierstübchen der deutschen Lande“ für die Eigenständigkeit und Vielfalt der Nahe geworben. Der Slogan selbst bezieht sich auf ein Naturwunder, welches sich hier auf kleinstem Raum abspielt: alle 100 Meter etwa wechselt die Bodenbeschaffenheit! Von Quarzit- und Schieferböden (Untere Nahe) über Porphyr, Buntsandstein und Melaphyr (Mittlere Nahe) bis hin zu Löss und Lehm in der Bad Kreuznacher Region.
Diese Vielfalt kommt daher, dass vor über 30 Millionen Jahren Dinosaurierhaie auf dem jetzt mit Reben bestockten Tal im historischen Ozean der Jurazeit schwammen (die Nahe ist ein Teil des sogenannten „Mainzer Beckens“). In seinem sehr lesenswerten Buch „Wein spricht deutsch“ bezeichnet Stuart Pigott die Nahe als Jurassic Parc, und damit hat er die Geologie sehr gut beschrieben.
Mit mehr als 180 Bodenvarianten ist das Nahetal einfach Spitze in Sachen Bodenvielfalt in Deutschland. Die in den 70er Jahren eingeführte Rebsortenvielfalt wurde korrigiert, so dass heute, je nach Bodenart, die passende Rebsorte wächst. Dies hast sich positiv auf die Qualität des Sekts ausgewirkt. So bietet ein Wein, dessen Trauben auf Konglomerat-Boden gedeihen durfte, herrliche Noten von gelber Steinfrucht und exotischem Obst, während roter Sandstein vor allem dem Riesling deutliche Apfelnuancen und Birnennoten schenkt. Tonschiefer wiederum fördert Kräuteranklänge und Zitrusfrucht. Die Nahe also hat für jeden Genusstypen etwas zu bieten.
Dennoch ist die Vielfalt der Nahe nicht alleine der vielen Bodenarten geschuldet, sondern auch Ausdruck der Individualität eines Sektmachers. Der Stil eines Sektes kann im Keller mehr oder weniger stark beeinflusst werden, so gibt es an der Nahe Sektmacher, die Wert auf den Erhalt der Rebsorten-/Weinbergslagen Typizität oder betonte Frische legen. Dabei können Nahesekte den rassigen und feinfruchtigen Moselsekten sehr nahe kommen. Es kann auch gewünscht sein, durch lange Reifezeiten die Charakteristik der Trauben in den Hintergrund treten zu lassen und die sogenannten Autolysearomen wie Toast oder Butter hervorzuheben. Dies ist bei Burgunderrebsorten oft die bevorzugte Variante. An der Nahe finden sich jedoch auch beeindruckende Rieslinge, die diese Stilistik verfolgen.
Kleines Zwischenfazit: Der Weingenuss, den Nahe-Winzer liefern, lässt sich in einem Satz einfach nicht beschreiben. Zu groß sind die aromatischen Unterschiede. Aber eines wird deutlich: Die Qualität des Grundweines bestimmt die Qualität des Sekts. Jedoch können sich die Nahewinzer glücklich schätzen, dass sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Grundweinen (je nach Boden und Ausbau) die bestmöglichen Sekt kreiieren können.
Die Geschichte
Die Nahe kann auf zirka 2000 Jahre Weinbaugeschichte zurückblicken. Wie in ganz Deutschland begann die Weinbauhistorie mit den Römern und wurde stark durch ansässige Klöster, z. B. in Monzingen, geprägt. In der Römerhalle in Bad Kreuznach sind heute noch Weingläser und Rebmesser ausgestellt, die den Weingenuss in den palastartigen römischen Villen dokumentieren. Hier kann man gerne mehr darüber lesen.
Dennoch hatte die Nahe es immer schwer, sich gegen die Konkurrenz von Rhein und Mosel durchzusetzen, denn:
- die Nahe wurde lange Zeit nicht als eigenständiges Anbaugebiet anerkannt,
- die Nahe ist ein kleines, beschauliches Flüsschen und daher nur schwer schiffbar,
- die Struktur der Weingüter war klein, auch wenn es schon um 1900 erste Ausnahmen gab.
So war der „Kreuznacher“ – eine Rieslingauslese von der Nahe – sehr begehrt und verkaufte sich teurer als ein Spitzen Bordeaux! In den 30er Jahren schrieben einige Winzer mutig „Nahe“ auf das Weinetikett, um die Region hervorzuheben. Zur Steigerung der Qualität gründete die preußische Regierung um 1900 die Provinzial-Lehranstalt (später umbenannt zur Staatlichen Weinbaudömane Niederhausen-Schossböckelheim).
Zu dieser Zeit gab es nur wenige renommierte Betriebe wie Reichsgraf von Plettenberg oder die Weingüter Anheuser (richtig – ein Anheuser wanderte in die USA aus und gründete die Bierdynastie!), die durch ihren guten Riesling dafür sorgten, dass Bad Kreuznach zu einem wichtigen Weinzentrum wurde. Wenige Weingüter dieser Zeit existieren noch heute. So ist das Weingut Reichsgraf von Plettenberg bekannt für seine Stillweine, aber ein Spross der Familie ist dem Sekt sehr verbunden: Nikolaus Graf von Plettenberg ist heute Präsident des Deutschen Sektverbands sowie als Vorstand des Sekthauses Schloß Vaux in Eltville im Rheingau tätig.
Nach dem 2. Weltkrieg war auch an der Nahe der Niedergang der Weinindustrie sowie das Stilllegen von arbeitsintensiven Weinbergen nicht mehr aufzuhalten, die Sektindustrie selbst war kaum noch vorhanden. Kein Wunder, dass heute die Winzerstrukturen eher aus kleinen bis mittleren Betrieben besteht. Leider bedingte die große Nachfrage nach günstigen Weinen in den 60er Jahren, dass die Rebfläche in Tal- oder Flachlagen erweitert und ertragreiche neue Traubensorten wie der Müller-Thurgau eingeführt wurden. So bekam das Vorzeige-„Probierstübchen“ leider einen negativen Beigeschmack eines Gemischtwarenladens.
Doch seit 1990 findet eine schleichende Wende statt
Frei von traditionellen Zwängen – stand die Nahe doch meist im Schatten der benachbarten starken Weinregionen – konnte sie sich ohne dominierende und wegweisende Weingüter neu erfinden. Davon zeugen heute Weingüter wie Hermann Dönnhoff, Emrich-Schönleber oder Schlossgut Diel. Alle drei sind seit Jahrzehnten mit ihrem Stillwein sehr erfolgreich und produzieren nun auch ausdrucksstarke Sekte. Wie so oft: zuerst ist es der Qualitätswein, dann rückt auch der Qualitätssekt in den Fokus!
An der Nahe gibt es übrigens eine starke Verbindung zum VDP.SEKT.STATUT, welches 2018 eingeführt wurde. So gibt es einige Weingüter an der Nahe, die mittlerweile Grosse Lagen Sekte anbieten – aber dazu mehr im Abschnitt Weingüter.
Die Zeichen an der Nahe sind klar: weg vom Probierstübchenimage! Denn von der Nahe kommen kommen keine Sektchen mehr, sondern immer mehr ausdrucksstarke Sekte, die auch international erfolgreich sind.
Die Wein- und Sektgüter an der Nahe
Nicht zu übersehen an der Unteren Nahe, ist die Burg Layen – Schloßgut Diel, die seit 1802 Familie Diel gehört. Früher eher ein Mischbetrieb wurde alles anders, als Armin und Monika Diel das Weingut in den 1990er Jahren übernahmen. Als Quereinsteiger (studierter Jurist) folgte er seiner eigenen Vision, wie Wein von der Nahe schmecken sollte. So wandelte sich das Weingut zu einem Spitzenweingut mit Fokus auf Riesling, Burgunder und Rotwein! Und nun auch noch Spitzensekt! 2002 – zum 200-jährigen Jubiläum des Weingutes – wurde der erste Sekt aus der Grossen Lage Goldloch produziert.
Die kühle und steinig, lehmige Lage verleiht den Trauben viel aromatische Kraft, Dichte und animierende Säure – eine Stilistik, die etwas an den Rheingau erinnert. Aktuell gibt es den Goldloch Riesling Sekt Brut 2009, (ca. 39,- Euro), im November 2019 degorgiert. Der Goldloch ist ein kleines Kraftpaket, bleibt dabei aber elegant und fein. Neben der Qualität der Trauben ist dafür auch die lange Hefestandzeit verantwortlich, die eine Verfeinerung der Mousse sowie die Entwicklung von Hefereifennoten begünstigt. Der Goldloch wird nur in den besten Jahren hergestellt – er ist also ein richtiger Millésime! Ein Sekt für besondere Anlässe und zum Beeindrucken!
Heute lenkt Tochter Caroline Diel mit ihrem französischen Ehemann Silvain Taurrison sowie Bruder Victor das Weingut. Durch ihre Auslandserfahrungen, u. a. in der Champagne bei Ruinart, trägt sie viel zu weiteren Verbesserungen im Weinberg und bei der Versektung bei. Denn Sekt ist immer nur so gut wie die Trauben aus dem Weinberg. Sehr exklusiv ist der Cuvée Mo Brut Nature 2009 (ca. 51,- Euro). Mo sind die beiden Anfangsbuchstaben von Mutter Monika. Eine Cuvée aus Weißburgunder und Spätburgunder – dicht, komplex und geschmeidig, mit Reifearomen von getrockneten Früchten wie Aprikose, Datteln, Lebkuchen und geröstetem Brot. Mineralisch am Gaumen. Ein Sekt mit viel Potenzial, der auch ein gutes Menü perfekt abrunden kann.
Man kann Caroline und ihrem Team nur gratulieren, wurde sie vom Weinmagazin Falstaff doch kürzlich zur Winzerin des Jahres 2020 gekürt. Anlässlich dieses Erfolges hatte das Haus 200 Magnum Flaschen des Riesling Brut 2008 degorgiert. Handsigniert von Caroline Diel – Anfragen, ob es noch welche gibt!
Als guter Einstieg in die Stilistik des Weingutes eignet sich der „kleine“ Riesling Sekt Extra Brut 2013 (ca. 25,- Euro) mit frischer Rieslingsäure, Kräuterwürze und floralen und Steinfruchtaromen.
Direkt an der Nahe, in Langenlonsheim (Untere Nahe), befindet sich das Weingut Clemens Honrath, welches durch seine eigene Stilistik auffällt. Seitdem Christian Honrath das Ruder im Weingut übernommen hat, weht ein frischer Wind. Ermuntert durch seine Erfahrungen z.B. in Neuseeland und beim Weingut Emrich-Schönleber. Das Weingut besitzt 6,5 Hektar Rebflächen, darunter ausgezeichnete Spitzenlagen wie der Rothenberg, Königsschild und Löhrer Berg. Erste Sterne für die Stillweine hat er schon bekommen – wir sind gespannt, was seine Sektkollektion bringen wird. Potenzial ist da!
2017 Pinot Zéro zéro dosage (ca. 12,80 Euro) ist ein traditionell auf der Flasche vergorener und handgerüttelter Sekt. Als Rosé von weissgekelterem Spätburgunder (Blanc de Noir) zeigt er die typische feine rotbeerige Aromatik und feinwürzige Frische. Am Gaumen richtig trocken, aber mit einer ausgereiften und fruchtsüssen Note. Es passt sehr gut, keine zusätzliche Süße in den Sekt zu bringen. Schöne Perlage und mit einem runden, feinen Abgang.
In Bad Kreuznach (Mittlere Nahe) befindet sich das Weingut Korrell Johanneshof. Mit Begeisterung führen heute Britta und Martin Korrell in der 6. Generation das Weingut, und auf den 27 ha Rebfläche des Betriebes liegt der Fokus auf Riesling, gefolgt von den Burgundersorten.
Eigentlich ist die Spezialität des Hauses ein trockener, ausdrucksstarker Riesling, der z.B. aus der Lage Kreuznacher Paradies kommt. Den Riesling Brut (12,80 Euro) kann man leicht mit einem Moselsekt verwechseln: im Edelstahlfass ausgebaut, bleiben die Rieslingaromen sowie die Frische erhalten. Lebendig an der Nase mit weißen Blüten und Zitrus-/grüner Apfelnoten. Am Gaumen frisch und lebendig, animierend durch die feinen Perlen – das macht Laune. Schöner sommerfrischer Rieslingsekt.
Der Brut Nature 2012 (16,80 Euro), eine ohne Dosage abgefüllte Cuvée von Spätburgunder und Weissburgunder, zeigt einen ganz anderen Charakter. Komplex und üppig. An der Nase tropische Früchte wie Mango oder Melone, dazu frisch gebackenes Apfeltartlett. Am Gaumen zeigt er sich vollmundig mit viel Aromatik von getrockneten gelben Früchten. Er bleibt dabei sehr harmonisch, und seine Kompaktheit macht ihn zu einem tollen Begleiter von deftigem Essen.
Das in Niederhausen (Mittlere Nahe) gelegene VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) Weingut Gut Hermannsberg ist für die meisten sicherlich kein unbekanntes Weingut. Bis Mitte der 90er Jahre noch als Königlich Preußische Weinbaudomäne bzw. Gutsverwaltung Niederhausen-Schloßböckelheim in staatlicher Hand wurde das Weingut erst 1998 privatisiert. 2009 erwarben Jens Reidel und Dr. Christine Dinse das Gut, renovierten und veränderten alles, und besannen sich auf das enorme Potenzial. Besitzt das Weingut doch 30 Hektar Weinberge, die alle als Grosse Lage klassifiziert sind, z.B. die bekannten Lagen Kupfergrube und Hermannsberg. Der Lieblingsspruch ihres Winemakers Karsten Peter: „Dogma ist nicht unsere Sache! Wir wollen Individualität.“ (Quelle: Gut-Hermannsberg) zeigt sich im Sekt Kupfergrube!
So entstand auch das Projekt, Spitzensekt aus der VDP Grossen Lage zu produzieren! Es erforderte Umstellungen im Weinberg, aber als kühles Jahr bot sich 2013 mit bestem Säuregehalt und langsamer Reife der Trauben für die Versektung an.
Der Riesling Sekt Extra Brut Kupfergrube 2013 (ca. 69,- Euro), ein limitierter Versteigerungswein (aktuell 500 Flaschen), erreichte den ersten Platz beim Vinum Sekt Award in der Kategorie Riesling Sekt über 36 Monate Hefelager. Obwohl EXTRA BRUT wurde aufgrund der Balance von Frucht, Hefe und Säure auf die Dosage verzichtet. 2020 zeigt er sich präsent und vielfältig. Sehr samtig und komplex am Gaumen. Mineralisch, feinkräuterig und mit reifer Steinfrucht. Die 66 Monate auf der Hefereife bringen Aromen von Toast und Honig. Sehr lang und fein am Finish zeigt diese Stilistik eindrucksvoll, wie toll Rieslingsekt reifen und altern kann – das ist Rieslingsekt neu interpretiert!
Ein guter Einstieg ins Sektprogramm von Gut Hermannsberg in Sachen Riesling ist der der Riesling Sekt Brut NV (16,50 Euro). Als Assemblage verschiedener VDP Grosse Lagen in Niederhausen, Schlossböckelheim und Altenbamberg ist dieser Sekt ein tolles Beispiel dafür, was ein schlanker Riesling Sekt von der Nahe an animierende Säure, Mineralik und aromatischen Fruchtspiel mitbringen kann. Knackige Rieslingstilistik, mineralisch und mit Zitrusfrucht. Cremig und animierend am Gaumen sowie frische Melone, Meyer-Lemon und minzige Noten. Erinnert etwas an Moselsekte, richtig?
Das Wein- und Sektgut Bamberger ist in Meddersheim zuhause, und somit befinden wir uns jetzt an der Oberen Nahe. Das Weingut wird von Ute und Heiko Bamberger geführt. Ihr Motto „dem Himmel so Nahe“ finde ich sehr passend und würde es noch ergänzen „dem prickelnden Himmel so Nahe“! 1984 beginnt parallel zum Weinbetrieb die eigenständige Versektung im Weingut – zu dieser Zeit ein bemerkenswerter Schritt war, damit gehört das Weingut zu den langjährigen Sektmachern an der Nahe. Aber Heiko Bamberger hatte firsthand alles über die Perlen im Glas gelernt, da er viele Jahre lang als Übersetzer mit seinem Vater regelmäßig in die Champagne zu befreundeten Winzern fuhr.
Auch hatte das Weingut Bamberger frühzeitig erkannt, dass Burgunder Rebsorten in gewissen Lagen des Weingutes sehr gut gedeihen. Dennoch ist der Riesling ein Steckenpferd des Hauses, was sich in ausdrucksstarken Riesling Sekt zeigt. Um die charakteristische Eigenart, das Terroir der jeweiligen Rebfläche, herauszukitzeln, werden alle Weine von Bamberger parzellengenau in zumeist kleinen Gebinden eingelagert und spontan vergegoren. Zudem gibt es im Keller mittlerweile Reserveweine, die für die Assemblage genutzt werden. Circa 20 Prozent der gesamten Lese ist aktuell für Sekt reserviert: „Sekt ist mehr als das i-Tüpfelchen unseres Portfolios. Sekt ist unsere Passion.“ Sagen die beiden. Als Mitglied im Verband der Sektmacher sind sie auch der Meinung, Sekt geht nachhaltig. Und sind daher seit 2017 Mitglied in Fair´n Green, einem Siegel für Nachhaltigkeit im Weinbau.
Der 2015 Riesling Brut (13,80 Euro) ist frisch und feinwürzig an der Nase. Reife Rieslingaromen wie Pfirsich und Apfel schwingen mit. Am Gaumen animiert eine feine Perlage sowie ein ausgewogenes Säure-Fruchtsüsse Spiel. Sehr stimmig und macht gleich Lust auf ein weiteres Glas.
2015 Pinot Rosé Brut (16,50 Euro) – ein Cuvée aus Spätburgunder und Weißburgunder. Diesen Sekt mit Kraft solltet Ihr im größeren Glas genießen, da er sonst zu verschlossen bleibt. Er hat eine tolle rosenrote Farbe, die von einer homöopathischen Dosis Spätburgunder stammt! Duftendes Brot und rote Beeren aber auch getrocknete Früchte sind zu riechen. Am Gaumen zeigt sich eine feine Mousse, Körperfülle und elegante Frische! Trocken mit Reifenoten wie Schinken, Butterkeks und einem beerigen Abgang. Einfach der perfekte Essensbegleiter! Denkt beim nächsten Kotelett oder Grillen einfach mal daran, einen Rosé Sekt zu probieren.
Das neuste, sehr gut gehütete Sektgeheimnis ist der DECADE Rieslingsekt 2009 Brut Nature (68,- Euro). Dieser wird ab September 2020 präsentiert werden! Auch für mich wird es eine Überraschung sein, auf die ich mich freue. Aber vielleicht habt Ihr den Sekt TWENTY FIVE Riesling Brut Nature (25,- Euro) schon probiert – ein Jubiläumssekt, der anlässlich Heikos 25 jährigem Winzerjubiläum degorgiert wurde. Mit seiner Tiefe und Struktur sowie Apfelfrische und feinherbe Kräuter kann man vielleicht erahnen, wohin die Reise beim DECADE gehen wird…
WINZER STELLEN SICH VOR – #SEKTENDECKT
Im Rahmen der Aktion #sekttourdeutschland habe ich ausgewählte Winzer eingeladen, sich selbst und die Ideen hinter ihren Sekten vorzustellen. Hier nun die ersten beiden Weingüter:
- SM SektManufaktur – das erste Sekthaus an der Nahe. Ein Projekt von -wie sie schon schön schreiben – „DER SCHREML UND DER MASCHTSCHENKO„. Letzterer kein Unbekannter in der Weinbranche. Hier geht es zur Winzervorstellung!
- Das Demeter Weingut Fuchs- Jacobus / Hof Steyert in Schweppenhausen haben sich folgendem Motto verschrieben: „ZEIT SCHAFFT SCHÖNHEIT“. Handarbeit wird grossgechrieben, um den Wein zur Perfektion zu begleiten. Hier geht´s zur Winzervorstellung!
In den nächsten Wochen werden weitere Weingüter folgen und sind mit dem #sektentdeckt gekennzeichnet – stay tuned!
Weitere spannende Wein- und Sektgüter
Die Nahe ist eine quirlige Region mit so vielen tollen Sektproduzenten, dass ich Euch nur eine kleine Auswahl präsentieren konnte. Daher hier noch eine kurze Auflistung weiterer Köstlichkeiten, die Ihr unbedingt mal probieren solltet:
- Kruger-Rumpf, Münster-Sarmsheim (Untere Nahe) – Riesling Sekt Brut (15,- Euro)
- Weingut Sinß, Windesheim (Untere Nahe) – 2014 „Rößler“ Pinot Sekt brut (20,- Euro) – 2019 unter den besten 20 Sekten des Deutschen Weininstitutes.
- Gebrüder Kauer, Windesheim (Untere Nahe) – 2012 Rieslingsekt Brut (13,- Euro)
- Weingut Emmerich-Koebernik, Waldböckelheim (Mittlere Nahe) – Pinot Brut 2016 (15,90 Euro)
- Dönnhoff, Oberhausen (Mittlere Nahe), Sekt Pinot Brut Flaschengärung 2013 (29,- Euro)
- Weingut Emrich-Schönleber, Monzingen (Obere Nahe) – der Riesling Sekt Brut (ca. 17, 50 Euro) hat 2019 den 1. Platz im Deutschen Sekt Award der Zeitschrift Vinum (Kategorie Riesling bis 36 Monate Hefe) gewonnen.
- Weingut Disibodenberg (vormals Klostermühle), Odernheim (Obere Nahe). Montfort Pinot Sekt Brut – weiß – (13,40 Euro) und auch der Gewürztraminer Sekt Brut (14,90 Euro)
- Weingut Wolf-und-Guth, Obermoschel (Obere Nahe) – 2016er Obermoscheler Paradiesgarten Riesling Sekt trocken (9,50 Euro)
- Schäfer-Fröhlich, Bockenau (Obere Nahe), Sekt Pinot Blanc Brut 2014 (25,- Euro)
Mein Fazit: Chapeau, was in dieser kurzen Geschichte des Nahe Sektes entstanden ist! Viele der Sekte spielen deutschlandweit und auch international in der vordersten Reihe mit. Aus dem Probierstübchen ist eines der Vorzeigestübchen des Landes in Sachen Sekt geworden.
Was kann uns da noch in Rheinhessen erwarten? Seid gespannt und freut Euch mit mir auf die nächste Station unsere Reise, wenn es heißt: #sekttourdeutschland goes to Rheinhessen!
#sekttourdeutschland – für mehr Prickeln im Glas!
Falls Ihr Teile der #sekttourdeutschland verpasst habt:
- Einführung #sekttourdeutschland – Weinregionen und ihre Winzer stellen sich vor
- Die Mosel – Obermosel
- Die Mosel – Die Schiefermosel
- Rheinhessen
TITELFOTO: Deutsches Weininstitut – Nahe