Rheinhessen – Die Wiege des Winzersekts! #sekttourdeutschland

17. Mai 2020 | Deutsch, Neues, Rheinhessen, Schaumweinregionen

Rheinhessen – die Wiege des Winzersektes! Während die Nahe mit ihrer Vielfalt an Böden, ihrer jungen Sektgeschichte und der daraus resultierenden dynamischen Sektbranche und individuellen Stilistik punktet, kommen wir nun in eine Region, die wahrlich den deutschen Sekt geformt hat – sowohl als exklusives als auch günstiges Produkt.

Auch wenn es manche nicht gerne hören, aber diese Region ist der Beginn des Winzersektes! Die Winzer Rheinhessens produzieren moderne, unkomplizierte Weine ebenso wie absolute Spitzenprodukte. So gibt es schon seit den 90er Jahren die Selection Rheinhessen – eine ambitionierte Klasse feiner trockener Weine. Das Spitzenwein-Programm verkörpert authentische Weine auf höchstem Niveau. Schließlich sind die Winzer oft auch Sektspezialisten. Schon vor 25 Jahren brachten sie den ersten Winzersekt auf den Markt. Daraus ist in den vergangenen Jahren eine beachtliche Sektkultur entstanden.

Lagenkarte Rheinhessen – Foto: Deutsches Weininstitut

Aber greifen wir nicht vorweg. Springen wir einfach über die Nahe und stehen dann mittendrin im größten Anbaugebiet DeutschlandsRheinhessen mit seinen 26.758 ha bestockter Rebfläche. Es liegt exakt zwischen den Städten Bingen, Mainz und Worms, die man wie ein Dreieck verbinden kann. Der Rhein bildet im Norden und Osten die Grenze, im Westen ist es die Nahe und zur Pfalz hin begrenzt eine imaginäre Linie von Bad Kreuznach über Alzey bis nach Worms. Auch optisch unterscheidet sich Rheinhessen von der Nahe oder der Mosel – statt steiler Hanglagen finden wir hier vorwiegend Rebstöcke auf lieblichen Hügeln!

Weinberge in Rheinhessen, Flörsheim-Dalsheim – Foto: Deutsches Weininstitut

Klima, Reben, Lage

Aufgrund seiner Lage, der Topografie, der Böden und des Klimas bietet Rheinhessen exzellente Voraussetzungen für den Weinbau.

Generell ist das Klima mild und sehr sonnig (mit 1600 Stunden jährlich das sonnenreichste Anbaugebiet), auch sind die Niederschlagsmengen sehr gering. Durch die bis zu 600 Meter hohen Berge im Hunsrück und im Pfälzer Wald ist Rheinhessen vor feuchten Westwinden und übermäßigem Regen geschützt. In den Weinbergen unmittelbar am Rhein sind die Temperaturen im Jahresdurchschnitt höher als im Hügelland; dennoch besteht Gefahr von Nachtfrost auch in tiefer gelegenen Lagen. 

Aus einer Mischung aus Eiszeit und als Teil des Mainzer Beckens, in dem vor 60 Millionen Jahre Haie schwammen, sind die Böden entstanden. Auch wenn die Bodenbeschaffenheit sich nicht alle 100 Meter wie an der Nahe abwechselt, so zeigt sich doch eine regionale Unterschiedlichkeit:

Die besten Weinlagen liegen vor allem am Rande des Anbaugebietes: im Osten finden wir bekannte Lagen wie Hipping, Pettenthal und Rothenberg auf rotem Boden um Bodenheim (südlich von Mainz) bis Mettenheim nördlich von Worms. Hier wächst ausdrucksstarker Riesling. Im Norden trifft man auf Riesling und den wieder erstarkenden Spätburgunder, der sich auf Lagen wie dem Scharlachberg bei Bingen, einem eisenhaltigen Schieferverwitterungsboden, sehr wohl fühlt. Im Süden, im Bereich Wonnegau, haben sich Weinorte wie Westhofen, Bechtheim und Flörsheim-Dalsheim einen Namen gemacht – vor allen Dingen in Punkto Sekt.

Trullo im Adelberg, Flonheim – Foto: Deutsches Weininstitut

Es lohnt sich immer, die Weinberge und die wunderbare Landschaft zu erkunden. Unter dem Namen „Hiwweltour“ könnt Ihr die schönsten Routen in Rheinhessen erwandern. Immer nah am Wein und den Menschen kommt Ihr auch an den südländisch aussehenden Schutzhütten vorbei, die im 18. Jahrhundert in Anlehnung an die „Trulli“ genannten Hütten in Apulien erbaut wurden.  In Rheinhessen sind die Trulli auch unter den Begriffen „Wingertsheisje“ oder „weis Heisje“ bekannt – der Westhofener Wingertsheisje Wanderweg bietet hier tolle Einblicke. 

Oder wandert in der Rheinhessischen Schweiz (den Ausläufern des Nordpfälzischen Berglandes) an vielen Baudenkmälern und pittoresken Weinbergen entlang. Eine Empfehlung ist die Hiwweltour Neuborn mit Start im historischen Rommersheim. 

Kuhkapelle in Eicher – Foto: Gabriele Röhle, Wiki-commons

Schon einmal etwas von den Kuhkapellen gehört? Alte Kuhställe aus dem 19. Jahrhundert, die früher Vieh vor Brandgefahr und Seuchen schützten, sind heute – dank der prächtigen Kreuzgewölbe – oft zu tollen Straußwirtschaften geworden. Diese findet Ihr unter anderem um Flörsheim-Dalsheim.

Wichtige Rebsorten für Rheinhessens Sekte

Deutschland war und ist ein Weißwein – bzw. Rieslingland, dementsprechend gibt Riesling auch hier den Ton an. Allerdings gibt es eine historisch bedingte zweite wichtige Rebe – der Silvaner (auch Rheinhessen Silvaner RS genannt). Und auch in Rheinhessen setzt sich der allgemeine Trend fort, dass die weißen und roten Burgundersorten stark zunehmen:

  • Riesling (18.1 Prozent)
  • Silvaner (7.8 Prozent)
  • Grauburgunder (7.3 Prozent)
  • Spätburgunder (5.5 Prozent)
  • Weißburgunder (unter 2 Prozent)
  • Scheurebe (unter 2 Prozent)
Die Scheurebe – ein rheinhessisches Original!

Durch eine Kreuzung von Silvaner und Riesling züchtete Georg Scheu 1916 in Alzey erstmals die Scheurebe. Und die erlebt aktuell durch qualitätsbewusste Winzer eine kleine Renaissance. Im Glas erinnert sie stark an einen Sauvignon Blanc und kann durchaus charakterstarken Sekt mit einem deutlichen Aromaprofil ergeben. Leider sind gute Scheurebe Sekte nicht einfach zu finden.

Die Geschichte des Rheinhessen Sekts

Auch hier gaben die Römer den Startschuss zum Weinanbau. Später kamen die Franzosen und die Franken, die ihren Silvaner mit nach Rheinhessen brachten! Seitdem kann der Landstrich auf eine bewegte Weinbaugeschichte zurückblicken. Eines der historisch begründeten Epizentren für deutschen Sekt liegt in Mainz, damit sind wir mitten drin in einer höchst prickelnden Region angekommen! Aber auch Worms hatte seinen Kultwein – welcher war das noch?

Liebfrauenmilch
Liebfrauenstift Worms, Reben zur Kirche – Foto: Deutsche Weine

Sicherlich wundert Ihr Euch, was Liebfrauenmilch mit Sekt zu tun hat? Im 19. Jahrhundert – in der sogenannten Belle Epoque – war der nach Pfirsich duftende und leichte, erfrischende Weißwein von der Wormser Lage Liebfrauenstift-Kirchenstück (3,5 ha ummauerter Weinberg, könnte man auch als CLOS bezeichnen) ein begehrtes, qualitativ hochwertiges Produkt, das vor allem Engländer zum Träumen von der Loreley, der Liebfrauenstiftskirche und dem Rhein anregte. Aber viele Produzenten von enormen Renommee des süßlichen Weines profitieren wollten, wurde das Anbaugebiet auf Nahe, Pfalz, Rheingau und Rheinhessen ausgedehnt und verschiedene Rebsorten zugelassen. Mengenmäßig verwässerte so auch der Preis und der Ruf, so dass heute Liebfrauenmilch belächelt wird. Wenn Ihr den Anfang der #sekttourdeutschland gelesen habt, dann erkennt Ihr hier die gleiche Dramaturgie, die auch die Geschichte des deutschen Sekts geprägt hat. Aus einem einst hochwertiges Produkt wurde durch Masse statt Klasse ein Produkt mit wenig Renommee.

Zum Glück gibt es seit dem 21. Jahrhundert Winzer, die wieder auf die ursprüngliche Qualität Wert legen. Der heutige Wein wird trockener ausgebaut und darf deshalb gemäss Weingesetz nicht Liebfrauenmilch genannt werden.

Von Worms geht es weiter nach Mainz. Einer Stadt mit 2000-jähriger Tradition, in der Johann Gutenberg 1440 den Buchdruck erfand. In der Sektkellerei Kupferberg befindet sich die weltgrößte Sammlung von Sekt- und Champagnergläsern, nämlich mehr als 500 edle Stücke aus vielen Epochen und Ländern. Das klassizistische Haupthaus der Kellerei Kupferberg ist ein beeindruckendes Zeugnis aus jenen Tagen!

Wie eingangs erwähnt war Mainz im 19. Jahrhundert eine der deutschen Wein- und Sektmetropolen. Das Haus Kupferberg, heute noch sehr erfolgreich, hat mit dem Aufstieg des Sekts einiges zu tun. Um 1900 war Kupferberg Gold ein Erfolg dank der gehobenen Sektkunst. Bis dato wurden alle Sekte nach der traditionellen Methode hergestellt – dies sollte sich Mitte der 1930 iger Jahren ändern. Wer mehr über die Geschichte des Deutschen Sekts erfahren möchte, kann hier sich informieren.

Bild: FH Münster – Kupferbergreklame in Berlin

Heute gibt es den traditionellen Flaschengärungssekt Kupferberg Prestige Cuvée oder Nostalgie Sekt in limitierter Auflage. Aber dennoch lässt sich Glanz und Glorie der vergangenen Tage sehr lebendig bei einem Besuch des angeschlossenen Sektmuseums erleben. Wartet Kupferberg doch mit dem tiefst geschossigen Sekttkeller der Welt auf! Ab 1888 wurden die vorhandenen mittelalterlichen Keller erweitert und umfassen heute 60 Keller in sieben Etagen unter der Erde. 1912 installierte Kupferberg zudem die erste bewegliche Leuchtreklame Deutschlands in Berlin und was war da zu sehen? Natürlich das Eingießen von Sekt ins Glas, mit aufsteigenden kleinen Bläschen. (1912 – Kupferberg – Quelle: FH Münster.)

Wiege des Winzersekts?

Der Begriff Winzersekt findet seinen Anfang in den 1980er Jahren in Rheinhessen. Es ging hierbei um den Silvaner Sekt von 1978 aus dem Herchtsheimer Kirchenstück vom Winzer Fleischer! Da Fleischer seinen Sekt außer Haus versekten lassen wollte, musste er erst vor Gericht klären lassen, welchen Status der Sekt hat. Denn würde der Sekt als Handelsprodukt eingestuft, dann wären weitere Gebühren fällig. Fleischer hingegen war der Meinung, dass sein Sekt weiterhin ein landwirtschaftliches Produkt des Winzers ist. Im Richterspruch von 1986 wurde schließlich festgelegt, wie Sekt vom Winzer zu definieren ist! Er wird als landwirtschaftliches Erzeugnis eingestuft, sofern er aus Grundweinen besteht, die „der Winzer selbst erzeugt und getrennt nach Weinbergslage, Rebsorte und Jahrgang zur Sektherstellung verwendet hat.Auch muss die Méthode Traditionelle zugrunde liegen. Das war die Geburtsstunde des Begriffes „Winzersekt“!

Spannende Sektmacher in Reinhesssen

Rheinhessen mit seiner Größe bietet wahrlich viel Auswahl an tollen Sekten. Es ist daher unmöglich, alle Winzer hier im Detail aufzulisten – deshalb beschränke ich mich auf eine persönliche Auswahl, die mir oft nicht leicht gefallen ist.

Wer von renommiertem Winzersekt spricht, dem kommt schnell das Sekthaus Raumland in den Sinn. Volker Raumland, gerne als Deutschlands „Sektpapst“ bezeichnet (auch wenn dies der bescheidene Sektmacher nicht gerne hört), arbeitet seit über 35 Jahren daran, Sekt höchster Qualität zu machen und dessen Bekanntschaft zu steigern.

Volker Raumland im Gespräch mit Nicole Wolbers – Foto: schampuslounge

Schon während seiner Ausbildung zum Winzer entwickelte Volker Raumland großes Interesse an der Sektherstellung und produzierte seinen ersten Silvaner Sekt. Um die teuren Maschinen zur Sektherstellung zu finanzieren, bot er später eine mobile Lohnversektung an. Versektet wurde im jeweiligen Weingut – ähnlich dem französischen Modell! Der Sektmann stellte seine Technik den Winzern zur Verfügung und es sprach sich herum, dass man mit Raumland guten Sekt machen kann. So kam Winzersekt in Rheinhessen langsam wieder in Mode. Das Geschäft lief so gut, dass Raumland Anfang der 1990er Jahre Mitarbeiter einstellen konnte und in Flörsheim-Dalsheim sein Sekthaus weiter ausbaute.

Das Geheimnis seines Erfolges liest sich einfach:

„Die Trauben werden früh gelesen, damit sie viel Säure und wenig Alkohol haben, alles in Handarbeit natürlich. Das Lesegut wird über Nacht gekühlt und früh morgens in der Presse verarbeitet. Danach machen wir im Keller nichts mehr“, sagt Raumland mit typischem Understatement. Wenn´s mal so einfach wäre mit dem Sekt!

2014 dann die Sensation –  bei einer Blindverkostung der Zeitschrift Vinum mit vielen Champagnern räumte Raumlands Sekt TRIUMVIRAT X Grande Cuvée Brut den ersten Platz ab! Dieser „Klassiker“ setzte Maßstäbe und zeigte, was deutscher Sekt sein kann! Die Liste der Auszeichnungen ist lang, so erhielt Raumland fünfmal in Folge die Auszeichung „Beste Sektkollektion des Jahres“ (Meiningers Deutscher Sektpreis 2019). Und die Ernennung zum Weltklasse Weingut durch den Weinführer Eichelmann war sicherlich eines der i-Tüpfelchen auf dem langen Weg zum Spitzen-Sekthaus! 2019 wurde Raumland dann noch dank seiner kontinuierlich hohen Qualität als einziges Sekthaus in den VDP Verband aufgenommen. Auch wenn Lagensekte zwar nicht immer den Vorstellungen einer besten Cuvée im Sektbereich entsprechen – das ist ein anderes Thema -, so beschert diese tolle Auszeichnung dem Sekt große Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Familie Raumland / Sekthaus Raumland – Foto: Oliver Rüther

Seit 2020 weht ein frischer Wind im Hause Raumland, denn die Töchter Katharina und Marie-Luise übernehmen nach und nach die Führung des Unternehmens. Schon jetzt ist das Sekthaus in Puncto Kommunikation nach außen stärker präsent. Doch Volker Raumland ist natürlich immer noch aktiv und war 2019 Mitbegründer des neu formierten Verbandes Traditioneller Sektmacher.

Aber zurück zu dem Spitzensekt 2010 X. TRIUMVIRAT GRANDE CUVÉE BRUT (39 Euro). Triumvirat bedeutet im Lateinischen: das Bündnis, und genauso gehen die drei in der Toplage Dalsheimer Bürgel angebauten Rebsorten Spätburgunder, Pinot Meunier und Chardonnay hier ein spannendes Bündnis ein: ultrafeine Perlage, tiefgründig, kräftig und füllig. Harmonisch am Gaumen treffen leichte Brioche, weiße Blüten-, Orangen- sowie rote Beerenaromatik aufeinander. Untermalt mit einer feinen und frischen Säure. Samtige Länge. Sehr komplex.

Der PRESTIGE ROSÉ BRUT 2012 (ca. 20 Euro) (100 Prozent Spätburgunder) kommt für Raumlandverhältnisse etwas fruchtiger daher – feine mineralische Frische, Fülle, sehr harmonisch, dazu feine rote Beerenfrucht. Gradlinig und mit Würze passt er sehr gut zu deftigen Gerichten. Und hier noch eine Spezialität des Hauses, die ich Euch nicht vorenthalten möchte: der FLEUR DOUX (15,- Euro). Ein leichter, frischer, herber Sekt mit saftigen, süßen Früchten von Pfirsich und Apfel ist er der perfekte Wein zum Dessert! Als Méthode Rurale (oder PET NAT genannt!) produziert zeigt er einen schönen cremigen Körper und eine Feinheit am Gaumen.

Auch kein unbekanntes Weingut in Sachen Sekt ist die reine Sektmanufaktur Strauch in Osthofen, die ebenfalls Mitglied im Verband der Sektmacher ist. Nach dem Studium der „Internationalen Weinwirtschaft“ übernahmen Isabel Strauch-Weißbach und ihr Mann Tim die Sektkellerei ihres Vaters und gründeten die STRAUCH SEKTMANUFAKTUR. Biologischer Anbau ist für sie ein Muss, und somit ist das Weingut biologisch zertifiziert.

Treffender könnte man die Philosophie von Tim und Isabel nicht beschreiben:

„Sekt ist immer ein Begleiter von besonderen Momenten. Einen Bio-Sekt der Extraklasse zu trinken ist mindestens so gut wie ein Ritt mit dem Snowboard im Tiefschnee.“

Tim Weißbach, Strauch Sektmanufaktur
TasteTival-Tour durch Rheinhessen 2016

In Punkto Rebsorten bietet Strauch eher eine Vielfalt an. Neben den klassischen Champagner-Rebsorten wie Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Noir sind sie auch den regionaltypischen Sorten wie Riesling, Silvaner und Gewürztraminer verbunden.

Man muss genau hinschauen, aber hinter dem MICHELSBERGER BRUT 2012 (35,- Euro) versteckt sich ein reiner Lagensekt. Hoch oben auf dem Michelsberg steht das „Lusthaus“ – eine kleine Kapelle, die heute für festliche Anlässe genutzt wird. Daran schließt sich die denkmalgeschützte Einzellage Michelsberg an, wo auf 1,5 Hektar 40-jährige Reben von Gewürztraminer und Riesling zwischen jahrhundertealten Bruchsteinmauern wachsen. Wie im Weinberg treffen in diesem Sekt Gewürztraminer und Riesling zu einer lebendigen, delikaten Cuvée zusammen. Der komplexe Riesling bringt die animierende Säure, während der Gewürztraminer verspielte Noten von Blumen, Lychee und Muskat beisteuert. Er ist somit ein idealer Begleiter zur herbstlichen Küche.

Der RIESLING BRUT 2017 (13,90 Euro) ist ein frischer, mineralischer und schlanker Sekt. Animierende Rieslingaromen wie Zitrone und weiße Blumen. Ein toller Sommersekt!

Foto: http://achimmeurer.com – Rheinhessen

Als Geheimtipp muss ich noch den CUVÉE PINOT BRUT NATURE SEKT 2012 (35,- Euro) erwähnen, ein 100 prozentiger Grauburgunder. Einzigartig in der Stilistik erinnert er als Flaschengärung ein wenig an die PET NAT (Pétillant Naturel) Stilistik. 12 Tage auf der Maische vergoren, danach 24 Monate im Barrique als Grundwein gereift und schließlich 48 Monate Hefelager in der Flasche ergibt in der Summe diesen ungewöhnlichen Sekt! Bei mir war es Liebe auf den zweiten Blick, irritierten mich die voluminösen, irre kreidigen und würzigen Aromen als Aperitif. Und was für eine Fülle an Aromen: Von Orange über Sojawürze bis hin zu Hagebutten an der Nase. Vollmundig mit gemahlener Kreide am Gaumen, die Aromen reichen von saftigen gelben Zitrusfrüchten wie Mandarine, Orange bis hin zu Kräuterwürze und Waldboden! Als Essensbegleitung läuft der Sekt zu Hochform auf und bringt eine Raffinesse ans Essen. Kein Sekt für jeden Tag, aber sehr gut, um neue Geschmackshorizonte zu erleben!

In Bechtheim befindet sich das Familienweingut Erbeldinger und liegt somit im Bereich Wonnegau. Bereits 1960 füllte Kurt Erbeldinger den Wein selbst ab, seit 2001 wird das Gut von Stefan und Christoph Erbeldinger weitergeführt. Auf ca. 30 Hektar Rebfläche werden u. a. Riesling, Chardonnay sowie Spätburgunder für die Sektherstellung angebaut. Der PINOT ROSÉ BRUT TROCKEN (11,90 Euro) zeigt eine schöne, rot beerige Fruchtigkeit im Glas. Dank seiner dezenten Fruchtsüsse passt er wunderbar zu Antipasti oder Fischgerichten wie Lachs. Schöner Körper, cremig am Gaumen zeigt er eine angenehme Frische. Der CHARDONNAY BRUT PRIVAT (15,90 Euro) dagegen besticht durch seine mineralischen und hefigen Aromen. Sehr fein am Gaumen, schmelzig mit reifen Früchten wie Passionsfrucht – dies ist der Premiumsekt des Weingutes.

Pinot Meunier – Schwarzriesling – Müllerrebe – Foto: Wikipedia

Wer sich für Pinot Meunier Sekte begeistert, der sollte sich unbedingt das Weingut Weinreich in Bechtheim anschauen. Eigentlich für seine ausgezeichneten Stillweine bekannt wird seit vielen Jahren auch Sekt auf hohem Niveau produziert. Wie aktuell in vielen Weinbaubetrieben fand auch hier kürzlich ein Generationswechsel statt. So hat sich der Internetauftritt merklich modernisiert! Aber die junge Generation um Marc und Jan Weinreich setzt weiterhin auf Traditionelles wie Qualität, ökologische Bewirtschaftung sowie die Produktion charakterstarker Weine. Das Sortiment wurde reduziert und fokussiert sich heute auf Riesling, Silvaner und Burgunder! Highlight ist der eingangs erwähnte PINOT BRUT NATURE 2015 (21,- Euro) – ein Blanc de Noir aus 90% Pinot Meunier (Schwarzriesling) und 10 % Pinot Noir (Spätburgunder). 2015 war das Ausreifen von Schwarzriesling schwierig, so dass eine kleine Portion Spätburgunder hinzukam, um die gewünschte Qualität sowie Ausdruck zu erzeugen. Der Pinot Brut ist ein am Gaumen schmelziger und komplexer Sekt. Den herben und kräuterwürzigen Charakter verfeinern schwarze Johannisbeeren. Erdige Unterholzaromen und eine animierende Säure am Gaumen. Dieser Brut verlangt nach einem guten Essen! Der RIESLING BRUT (13,- Euro) macht mit seiner frischen Säure und rieslingfruchtigen Nase Spaß. Unkompliziert mit Niveau!

Marc & Jan Weinreich starteten 2009 das Projekt Natürlich-Weinreich, so sind Orangeweine und ein PET NAT entstanden, die trinkich sind, aber Charakter zeigen. Los geht’s mit dem PET NAT PERLEN VOR DIE SÄUE (15,- Euro). Durch eine spätere Lese sind die Trauben für diesen Pétillant Naturell reifer und enthalten mehr Fruchtzucker. Erst maischevergoren im Fass, danach mit einem Restzuckergehalt von ca. 20 Gramm in die Flasche umgezogen, wo dann die Verperlung stattfindet. Dieser Cuvée aus Riesling und Silvaner ist ein mostiger und frischer Schaumwein. Apfel- und Zitronearomen, dabei hefig, kräuterwürzig und mit spürbaren Tanninen. Dicht und komplex am Gaumen. Spannend im Glas!

Weingut Braunewell – Foto: Weingut Braunewell

Vielfach ausgezeichnet – und das völlig zu Recht sagt mein Geschmackssinn – sind die Sekte des Weingutes der Gebrüder Braunewell aus Essensheim im Elstal. Das Weingut wird sich im Rahmen der #sekttourdeutschland selbst vorstellen. Aber folgende Sekt des Weingutes möchte ich Euch dennoch nicht vorenthalten, da sie sehr beeindruckend sind und auch für mich neue Standards in Punkto Ausdruck setzen. Der RIESLING BRUT 2016 (12,- Euro) zeigt knackige Frische, Lebendigkeit am Gaumen mit feinen Perlen sowie saftige Zitrusaromen von Grapefruit und Steinfrucht wie Pfirsich. Ein animierender Sekt, da trinkt man gerne ein zweites Gläschen.

Mission Rosé oder im Namen des Rosé!
DB Braunewell Dinter Rosé – Foto: schampuslounge

Richtig spannend wird es beim „Projekt“ BD Braunewell Dinter! Den Dinter Rosé 2016 durfte ich während einer Veranstaltung in seinen Anfängen verkosten, und schon da zeigte sich viel Verheißungsvolles im Glas. Mittlerweile ist daraus ein reifer und kraftvoller ROSÉ PERLE 2016 (39,- Euro) in limitierter Auflage geworden. Die Gebrüder Braunewell wollen zusammen mit Frank Dinter, Braunewell – Weinliebhaber und Manager, einen einzigartigen High-End Rosé erzeugen. An den Hängen des rheinhessischen Selztales – in der Toplage „Teufelspfad“ – bieten Kalkmergelböden sowie alte Spätburgunder Reben viel Spielraum und beste Qualität! Ein wenig erinnert mich dies an das Weingut Miraval aus der Provence, die wie Phoenix aus der Asche dem Rosé zu weltweiter Anerkennung verholfen haben. Braunewells Sekt hat aber nichts mit Hollywood zu tun, sondern ist 100 % rheinhessischer Pinot Noir! Handverlesen im Weinberg, dazu lange Reifung im Stückfass oder Barrique, und eine lange Reifezeit ergeben einen komplexen, dichten, nussigen und feinperligen Rosé! Der an frisches Toast mit Himbeermarmelade oder feines, etwas herbes Hagebuttenmousse erinnert. Unheimlich vielschichtig. Definitiv ein beeindruckender Rosé, der wunderbar zu guten Fischgerichten und Meeresfrüchten passt.

Stellplatz Weingut Gehring – Foto: Gehring

Sekte, die immer besser werden, bietet das Weingut Gehring von Diana und Theo Gehring an. In Nierstein am Rhein gelegen ist besonders Diana die treibende Perle im Weingut. Das neueste Projekt ist der BRUT NATURE RIESLING 2017 aus der Lage Niersteiner Schloss Schwabsburg (14,90 Euro). Hier hat sich das Weingut bewusst gegen internationale Trauben wie Chardonnay entschieden, so dass Riesling, Grauburgunder oder Spätburgunder das Sortiment bestimmen. Daneben wurden sogar uralte lokale Rebsorten wie der Gelbe Orleans wieder rekultiviert. Aber beim Sekt ist klar – der ist Riesling! Beim Brut Nature schmeckt man die Mineralität des roten Schiefers am Gaumen. Feine Perlage, animierend und mit reifen Rieslingaromen wie Pfirsich und Birne zeigt er ein tolles Säure-Fruchtspiel!

Neben dem Brut Nature bietet das Weingut einen unkomplizierten, erfrischenden und leicht fruchtigen RIESLING BRUT *(9,90 Euro). Ein toller Aperitif, der mit seiner Rassigkeit und Zitrusnoten überzeugt.

Die Gehrings sind sehr gesellig, und daher könnt Ihr sogar auf dem Weingut zu campen – Sektfrühstück inklusive!

Man kann wahrlich sagen, dass in Rheinhessen einige Fundstück zu finden sind, von denen auch das Projekt Elsheimer Tempelchen zeugt. In Stadecken-Elsheim, unweit des Windhäuser Hofs, liegt die kleinste Einzellage Rheinhessens – das Elsheimer Tempelchen. Umschlossen von einer Steinmauer – also ein Clos – ist schon von weitem die kleine Arkadenhalle „Elsheimer Tempelchen“ zu sehen.

Foto: Elsheimer Tempelchen

Romantisch, inmitten der Weinberge gelegen, geht der Bau wohl auf Napoleonische Zeiten zurück. Als sich 2014 die Möglichkeit ergab, das Tempelchen zu pachten, griffen drei Winzer (Jörg Krug, Volker Hamm und Stephan Glöckner) zu. Nach der Rodung von nichtpassenden Rebsorten kristallisierte sich das Potential der Lage heraus – 40 Jahre alte Rieslingreben! Von 10 Hektar Rebfläche ist ein Teil bestockt, der Rest wird nach und nach bepflanzt – zuletzt Anfang 2020! Logisch, dass man nur eine kleine Menge an Wein oder Sekt produzieren kann. Der 2016 ELSHEIMER TEMPELCHEN RIESLING SEKT EXTRA TROCKEN (14,- Euro) ist weich und mit angenehmem Säurespiel. Reife Aprikosen, Quitte und Zitronenschalen sowie ein wenig Baguette runden den spannenden Sekt ab.

#SEKTENDECKT – WINZER STELLEN SICH VOR

Im Rahmen der Aktion #sekttourdeutschland habe ich ausgewählte Winzer eingeladen, sich selbst und die Ideen hinter ihren Sekten vorzustellen. Hier nun die Weingüter aus Rheinhessen:

  • Weingut Braunewell – Hier geht es zur Winzervorstellung!
  • Weingut RiffelHier geht es zur Winzervorstellung!
  • Elsheimer Tempelchen – Hier geht es zur Winzervorstellung!
  • Weingut Sanderweine – Hier geht es zur Winzervorstellung!
  • Klausner Sektgemeinschaft – Hier geht es zur Winzervorstellung

WEITERE SPANNENDE WEIN- UND SEKTGÜTER

Rheinhessen ist wirklich eine Oase von prickelnden Schaumweinen. Es gibt so viele Winzer, die mit Herzblut tollen Sekt produzieren, daher liste ich Euch hier noch weitere Köstlichkeiten zum Probieren auf:

  • Espenhof, Nico Espenschied, Flonheim – Blancs de Blancs Réserve Brut Nature (18,- Euro)
  • Flik Sektmanufaktur, Mainz – Auxerrois Brut (16,50 Euro)
  • Weingut Lisa Bunn, Nierstein – 2018 Frauengarten Riesling Sekt Brut (16,90 Euro) 
  • Weingut Manz, Weinolsheim – 2016 Sekt Pinot Noir Dosage Zero (13,90 Euro)
  • Weingut Geil, Bermersheim – 2016 Weissburgunder Sekt Brut (10,80 Euro) 
  • Battenfeld-Spanier, Hohen-Sülzen2008 Cuvée Blanc de Blancs (ca. 40 Euro)
  • Sektmanufaktur Hattemer, Gau-Algesheim – 2016 Riesling Sekt Brut (12,- Euro) – 2017 Chardonnay Sekt Brut (12,90 Euro)

Mein Fazit: Aus Rheinhessen ist das letzte Wort in Punkto Top Sekt noch nicht gesprochen. Das Weingebiet engagiert sich sehr für den Sekt und es werden sicherlich noch weitere Winzer von sich Reden machen!

So, und jetzt bin ich gespannt, was uns die Pfalz so für prickelnde Tröpfchen ins Glas bringt. Ihr auch? Freut Euch mit mir auf die nächste Station unsere Reise, wenn es heißt: #sekttourdeutschland goes to the Pfalz!

#sekttourdeutschland – für mehr Prickeln im Glas!

Falls Ihr Teile der #sekttourdeutschland verpasst habt:

Hinweis: Bei einem Stern * gekennzeichnetem Link handelt sich es um ein Affiliatelink!

Titelfoto: Quelle: Rheinhessen-Touristik GmbH – Fotograf: Dominik Ketz

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