Das Sekt Etikett – Richtig lesen!

16. September 2022 | Prickelndes Wissen

Das Sekt-Etikett – richtig lesen! Wie sollte es auch anders sein. Natürlich ist das deutsche Weingesetz wenig hilfreich beim Lesen von Etiketten. Ausnahmen, Sonderregelungen einzelner Anbauregionen, dazu kommt, dass Sekt mit verschiedenen Methoden hergestellt werden darf! Aber dennoch, es gibt Orientierungspunkte. Welche erfahren Sie jetzt!

Manchmal kann man schon mit einem neidischen Auge auf die Champagne oder Sekt Austria schauen. Klar erkennbar ist bei beiden, wie der Schaumwein hergestellt wird. Während ein Champagner generell nur nach der klassischen traditionellen Methode (Flaschengärung) produziert werden darf, haben unsere Nachbarn eine Klassifikation geschaffen, die dem Konsumenten deutlicher zeigt, welche Art Schaumwein er in der Flasche hat. In Deutschland ist es leider anders – man kann sagen, vieles ist konfus und unlogisch. Denn auch hier ist es für Sie als Verbraucher*In nicht nachvollziehbar, warum nun eine Flasche Sekt zwanzig, die andere allerdings nur 4 Euro kosten soll. Das Problem liegt zum einen in der Herstellungsmethode zum anderen teilen sich alle deutschen Schaumweintypen den Begriff Sekt!

Ein genauer Blick lohnt sich

Es gibt ein paar Informationen auf dem Sekt Etikett, die Ihnen verraten, um welche Qualität es sich in der Flasche handelt. Dazu gehören Angaben, die per Gesetz aufgeführt werde müssen. Andere zum Teil noch wichtigere Daten werden von produkt- und qualitätsbewussten Sektmacher ergänzt. Also lohnt es sich, genauer auf das Label zu schauen. Viele Frontlabels sehen hübsch aus, bieten aber keinerlei Anhaltspunkte in puncto Qualität. Deshalb, unbedingt die Flaschen herumdrehen und die rückwärtige Seite studieren. Hier finden sich die meisten Details zum Schaumwein!

Das Rückenetikett klärt auf

Wenige Produzenten informieren den Kunden bereits auf der Vorderseite der Flaschen, deshalb kommt dem Backlabel eine besondere Bedeutung zu. So müssen folgende Pflichtangaben per Gesetz auf der 0,75 ml Schaumweinflasche stehen:

  • Qualitätsstufe: Handelt es sich um einen einfachen Schaumwein/Sekt, bei dem das Cuvée aus Europa stammt oder doch um einen Qualitätsschaumwein/Sekt (Weincuvée aus Europa oder Deutschland) aber versektet in Deutschland? Vielleicht halten Sie sogar einen Sekt oder Crémant aus bestimmten Anbaugebieten (Sekt b.A.) in der Hand?
  • Herkunft: Wenn Sie Hergestellt in Deutschland lesen, bedeutet dies, dass der Grundwein aus Deutschland bzw. der EU kommen darf. Für Deutscher Qualitätsschaumwein/Sekt stammt der Grundwein in der Tat aus Deutschland und muss hier versektet werden.
  • Losnummer (bei Qualitätsschaumweinen) und Prüfungsnummer A.P. (Amtliche Prüfungsnummer bei Sekt b.A.)
  • Geschmacksangabe mit den zulässigen Süssegrade wie Brut Nature, Brut, Trocken etc.
  • Herstellerangabe*, Allergenenangabe, Alkohol in Volumenprozent, Angabe der Nennfüllmenge in Zentiliter oder Liter.

Die freiwilligen (dennoch vom Gesetzgeber geregelten) Angaben, darunter gehört auch die Produktionsmethode sind mit ausschlaggebend für die Qualität eines Pricklers. So kann der Sektmacher u. a. folgende ergänzenden Informationen auf dem Sekt Etikett erwähnen:

  • Rebsorte (hierbei müssen 85 % der genannten Traube (ohne Dosage) verwendet worden sein.
  • Jahrgang (auch hier müssen 85 % aus diesem Jahrgang stammen)
  • Angabe der Erzeugungsart: Flaschengärung (Zweite Gärung in der Flasche, Degorgement im Tank) oder Traditionelle Flaschengärung (Zweite Gärung in der Flasche; Degorgement findet in der Originalflasche statt). Interessanterweise darf auf die dritte Herstellungsmöglichkeit nicht hingewiesen werden: Tankgärung! Bei dieser Methode findet die Versektung in einem Drucktank statt, anschließend wird der Wein in Flaschen abgefüllt.
  • Fantasienamen wie Freundeskreis oder Grande Cuvée
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Informationen, die auf Qualität hinweisen

Wie eingangs schon erwähnt, fügen mittlerweile viele Sektproduzenten zusätzliche Information zur Herstellung ihres Schaumweines hinzu. Ziel ist es, dem Verbraucher klar die Besonderheiten und Qualität des Schäumers zu vermitteln.

  • Aussehen/Farbe der Sektart wie Blanc de Blancs (aus Weissweintrauben hergestellter Sekt) oder Blanc de Noirs (aus Rotweintrauben weiß kelterter Sekt), Rosé oder Rotsekt.
  • Hefelagerdauer in der Flasche
  • Abfülldatum des Grundweines in die Flasche, damit die zweite Gärung starten kann
  • Degorgierdatum: Wann wurde das Hefelager der Flaschen entfernt?
  • Dosage
  • Ergänzende Signets wie z.B. Verband traditioneller Sektmacher, Fair & Green
  • Produktionsmenge
  • Selten: Ausbaumethode wie im Holz, Biologischer Säureabbau,
Weingut-Reinhardt-Riesling-Weingut-Bamberger-Decade

Meine Expertinnentipps zum SEkt Etikett

Deshalb mein Tipp: Achten Sie auf folgende Informationen auf dem Sekt Etikett, um die Qualität und Stil des Schäumers besser einzuschätzen. Sie geben Ihnen Aufschluss über die Herkunft und Charakter des Sektes.

  • Achten Sie zuerst darauf, dass es sich um Deutschen Qualitätsschaumwein/Sekt handelt.
  • Wenn Sie Crémant oder Sekt b. A. erkennen, wissen Sie, dass der komplette Herstellungsprozess (von den Trauben bis hin zum Sekt) in diesem Anbaugebiet stattgefunden hat. Die gesetzlichen Qualitätsanforderung mit zu den höchsten in Deutschland gehören.
  • Prüfen Sie ob es sich um einen Prickler (traditioneller) Flaschengärung handelt, nur dann können Sie sicher sein, dass die zweite Gärung in der Flasche stattgefunden hat.
  • Wenn Sie autolytische Aromen, also Nuancen, die durch ein Hefelager entstehen sehr mögen, sollten Sie auf die Hefelagerzeit achten. Man sagt, ab ca. 24 Monaten kann der hefige und brotige Charakter verstärkt wahrgenommen werden. Je länger, desto weniger frische Fruchtaromatik, aber umso mehr Reifenoten nehmen Sie wahr.
  • Mit längerem Lager auf der Hefe wird die Kohlensäure immer feiner eingebunden.
  • Wer es etwas frischer und fruchtbetonter mag, sollte sich einen jüngeren Prickler (unter 24/12 Monate) kaufen.
  • Entdecken Sie auf dem Label, dass der Wein erst vor ein oder zwei Wochen degorgiert wurde, sollten Sie ihn zuhause etwas ruhen lassen. Erst nach ca. 4-6 Monaten findet der Schaumwein wieder zu seiner besten Balance in Geschmack und Harmonie zurück.
Rosé Sekt im Glas

Es ist schon verwunderlich, dass zwar auf die beiden Flaschengärungsverfahren hingewiesen werden darf, aber nicht auf eine Tankgärung. Da über 95 % der deutschen Schaumweine nach dieser Methode hergestellt werden, wäre es nur legitim, den Verbraucher auch darüber aufzuklären. Denn genau hier liegt der Unterschied im Preis. Sicherlich hat sie als günstigere Methode ihre Berechtigung, wie der Erfolg des gut gemachten Prosecco aus Italien erkennen lässt. Dennoch würde ich mir wünschen, dass die Herstellungsmethode zur Pflichtangabe werden würde. Der Konsument könnte so schneller erkennen, um welche Art von Schaumwein es sich in der Flasche handelt.

Richtig lesen – Schnell erkennen

Wenn Sie die oben genannten Tipps beherzigen, sind Sie schnell in der Lage eine erste Einschätzung des Weines nur anhand der Details zu erhalten. Erkennen Sie im Lebensmittelhandel oder im Weinladen, gezielt bessere Qualitäten anhand des Etiketts. Dennoch beeinflusst letztendlich die Handschrift eines Produzenten den Stil des Sektes. So gibt es auch gereifte Weine, die sich unheimlich knackig und fruchtig am Gaumen präsentieren, umgekehrt können bereits jüngere Schaumweine weiniger, gereifter erscheinen. Wenn Sie Empfehlungen mögen, stöbern Sie doch einfach in der Rubrik Zuletzt verkostet.


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Credit:

Fotos: Canva Pro / Flaschenfotos: Nicole Wolbers

Dieser Artikel beansprucht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da in den Anbaugebieten weitere Besonderheiten gelten. Wollen Sie gerne regelmässig informiert werden, dann empfehle ich Ihnen den Newsletter auf www.schaumweinmagazin.de zu abonnieren.


*Herstellerangabe: Begriffe wie Weinbau, Weingut, Winzer dürfen nur hier und nur dann verwendet werden, wenn 100 % der für den Qualitätsschaumwein/Sekt verwendeten Trauben – auch die für die Dosage verwendeten Trauben – aus eigener Erzeugung stammen und die Weinbereitung im eigenen Betrieb stattfand.

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