Erste Sektbörse der Sektmacher in Mainz trifft den prickelnden Nerv. Am Vortag der VDP.WEINBÖRSE präsentieren sich die traditionellen Sektmacher zum ersten Mal im eigenen Format den interessierten Besucher*innen. Mit im Gepäck, die neue Top-Kategorie Sektmacher Réserve. Wie der Auftakt gelungen ist, erfahren Sie hier.
Im 22. April gab es Wein und Winzersekt satt. Der Termin ist clever gewählt, findet an diesem Wochenende die bereits erfolgreich etablierte VDP.WEINBÖRSE statt. Parallel mit den Sektmachern waren über 100 Weingütern der Maxime Rheinhessen vor Ort, also eine gute Gelegenheit, die Schaumweine beider Organisationen nebeneinander zu verkosten. Bereits 2019 hat der Verband Traditioneller Sektmacher eine Qualitätsoffensive gestartet, um Deutschen Sekt nach klassischer Flaschengärmethode mehr Aufmerksamkeit sowie Qualität zu verleihen. Das Konzept kommt an, und stieg die Mitgliederzahl auf 41 Mitglieder.
Erste Sektbörse – Maxime Herkunft Rheinhessen
Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass Rheinhessen als die Wiege des deutschen Winzersekts gilt. Es ist eine faszinierende Geschichte und die Region beansprucht einen der führenden Plätze in Deutschland, wenn es um prickelnden Wein geht. Denken Sie nur an renommierte Namen wie das Sekthaus Raumland, das Weingut Braunewell oder das Weingut Riffel. Von daher fiel die Wahl auf Mainz sehr passend. Als Veranstaltungsort für die Sektbörse wurde das KUZ – Kulturzentrum in Mainz gewählt. Es ist bequem vom Bahnhof aus zu erreichen und bietet einen charmanten Innenhof sowie einen großen Saal, der es der Maxime Herkunft Rheinhessen ermöglichte, sich bestens zu präsentieren. Es fiel jedoch auf, dass einige der anwesenden Weingüter keinen Sekt mitgebracht hatten. Vielleicht lag das daran, dass die großen Sektmacher direkt nebenan vertreten waren? Das war bedauerlich, denn gerade hier hätte sich eine großartige Gelegenheit geboten, denn an prickelnden Weinen interessierten Besuchern Winzersekt zu präsentieren.
Gegen den Strom schwimmend, entschied ich mich gemeinsam mit meiner Kollegin Christine Scharrer dafür, zuerst die Maxime Sekte zu verkosten. Dadurch entgingen wir dem ersten Ansturm an den Ständen der Sektmacher auf der ersten Sektbörse. Mein allgemeiner Eindruck von den Rheinhessen Schäumern war äußerst positiv, daher kann ich nur ermutigen, die Gelegenheit im nächsten Jahr wahrzunehmen und auf weitere exzellente Winzersekte aufmerksam zu machen. Die Vielfalt und Diversität waren offensichtlich:
- Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Weißburgunder Brut 2020 (13,90 Euro) vom Weingut Eva Vollmer, der eine moderne und eigene Interpretation bietet. Bereits der witzige Text auf der Flasche zeugt davon. Doch letztendlich zählt vor allem die Qualität, und diese stimmte hier absolut. Es handelt sich um einen unkomplizierten, reduktiven Schaumwein mit einer Mischung aus Eisbonbon-, blumigen und weißen Fruchtaromen.
- Beim Weingut Gröhl wurde der Cuvée Pure Blanc de Noirs (15,90 Euro) verkostet. Ein Sekt, der 26 Monate auf der Hefe liegt. Diese Zeit ermöglichte es dem aus weiß gekelterten Spätburgunder-Trauben von alten Rebstöcken gewonnenen Wein, sich auf der Hefe weiterzuentwickeln. Er zeichnet sich durch feine rote Beerenfrucht, frisches Croissant, gute Frische und Zug aus. Ein harmonischer Sekt.
- Das Weingut Geschwister Schuch weckt mit dem Niersteiner Ölberg Riesling Sekt meine Neugier. Tatsächlich hatte ich mehr Körper erwartet, ähnlich wie bei Stillweinen, die oft fast viskosisch, exktraktreich erscheinen können. Doch stattdessen erlebte ich einen erfrischenden, rauchigen und floralen Sekt mit saftigen Mandarinennoten. Er ist feinfruchtig und animierend.
- Die Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim zeigte u. a. ihren VDP.SEKT.PRESTIGE. Ein herausragendes Beispiel für die Qualität dieser Top-Kategorie des Verbandes. Der 2017 Glöck Riesling Extra Brut (25 Euro) Extra Brut ist besonders spannend, da die Trauben aus einer der ältesten Weinlagen Deutschlands stammen, dem Monopol Niersteiner Clos Glöck. Er bietet ein komplexes Aromenspiel von reifem Apfel, Wiesenkräutern, Nussteilchen und einer leichten Honigsüße. Am Gaumen präsentiert er sich kompakt, mit einer dezenten Petrolnote. Dieser feingliedrige und ausgewogene Prestige-Sekt überzeugt mit anhaltender fruchtsüßer Länge.
Die Sektmacher & die Réserve
Die erste Sektbörse war gut besucht, da 31 von insgesamt 41 Mitgliedern mit ihren Ständen vertreten waren, eine geballte Präsenz der Sektmacher. Im Raum herrschte reger Andrang, doch leider fehlte mir ein gewisser Glamour, um das hochwertige Produkt optimal in Szene zu setzen. Die Stände waren gedrängt in einem kleineren Nebenraum mit niedriger Decke, wodurch es stellenweise schwierig war, sich aufgrund der Lautstärke zu unterhalten. Das beeinträchtigte jedoch nicht die gute Stimmung und das große Interesse der Besucher. Dennoch würde ich mir wünschen, dass der hochwertige Sekt mit etwas mehr Pep und Ausdruck präsentiert wird, um den Anspruch auch visuell zu verdeutlichen. Die Banner der Prowein im Entrée zu zeigen wäre ideal, um die Besucher bereits bei ihrer Ankunft in die richtige Sektlaune zu versetzen. Außerdem könnte ich mir für die Zukunft Formate wie eine Masterclass als passend vorstellen.
Da es zeitlich nicht möglich war, alle Weingüter der Sektbörse zu besuchen, möchte ich nur einige davon vorstellen. Mein Fokus lag dieses Mal auf dem Gesamteindruck der Sektkollektion eines Weingutes und insbesondere auf der Top-Kategorie Réserve.
- Hans-Jörg Aldinger vom gleichnamigen Weingut brachte interessante Rohsekte (Sekte, die bereits die zweite Gärung durchlaufen haben, aber ohne Dosage) mit. Dagegen überzeugt der “fertige” 2016 Aldinger Brut Nature (59 Euro), eine Cuvée aus Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Noir, mit Kraft, Frische, Geschmeidigkeit und einer sehr feinen Perlage. Das Aromenspiel von Gewürzen, Trockenobst, Quittenkompott und salzigem Brötchen ist komplex. In der Tat ein ausgewogener, dichter und mineralischer Sekt. Auch der Nachfolgejahrgang 2017, als Rohsekt präsentiert, zeigt bereits vielversprechende Eigenschaften.
- Ein Neuzugang ist das Weingut Eppelmann. Die Sekte, wie der leichte und zugängliche 2018 Blanc de Noir Brut Nature (15 Euro) vom Spätburgunder, spiegeln die fortschreitende Entwicklung der Sektherstellung hier wider. Die 2020er-Jahrgänge sind jugendlich, wobei der Blanc de Blancs Brut aus Chardonnay Nature aufgrund des Ausbaus im Holzfass bereits etwas mehr Gewicht hat und feine autolytische Noten aufweist. Ein Sektmacher, den man im Auge behalten sollte.
- Das Weingut Eymann präsentiert insgesamt vier Sekte, die alle eine klare, schnörkellose Handschrift zeigen und herausragende Sektmacherkunst repräsentieren. Besonders beeindruckend, der Cuvée No. 316 Réserve Extra Brut (32 Euro) aus Chardonnay, der sowohl durch den Ausbau im Holzfass als auch durch eine 60-monatige Hefelagerung die Komplexität dieser Premium-Kategorie hervorragend widerspiegelt. Dieser Sekt weiß mit seiner Struktur, Dichte, feinsten Perlen und samtigem Mundgefühl zu beeindrucken. Aromen von Haselnüssen, zarten Birnen und Nussnougatcreme umspielen die Nase. Der Sekt besitzt Ausdruck und Körper, bleibt jedoch stets elegant.
- Das Weingut Reinhardt aus der Pfalz bestätigt, dass Sekte aus der Einstiegskategorie bereits viel Freude im Glas bereiten können. Der 2018 Riesling Brut (16 Euro) kommt mit reifen Fruchtaromen, etwas mehr Körper und einem deutlichen Riesling-Charakter daher. Die spannungsvolle Säure belebt den Gaumen bis zum Finish. Der Nachfolger des Chardonnay Réserve darf noch weiter ruhen, aber lässt einiges erwarten.
- Ein weiterer erwähnenswerter Sekt ist der 2019 Paradies Traminer Trocken (25 Euro) vom Schloss Wackerbarth. Interessanterweise gibt es an diesem Tag nur wenige Schaumweine aus aromatischen Rebsorten. Der sächsische Traminer-Sekt zeigt sich ganz anders als mancher Kollegen aus der Pfalz, die von viel Wärme und Sonne profitieren. Hier stehen Frische, Rasse und Schlankheit im Vordergrund. Die Fruchtaromen sind zwar zurückhaltender, aber dennoch erkennbar. Ein sehr ausgewogener Sekt! Durch die Bank sind die Sekte des Weingutes eher auf der rassigen Seite einzustufen, präzise und mit viel Verve!
- Eine interessante Verkostung bot die Sektmanufaktur Heinz Wagner, die ihren Rohsekt Chardonnay Réserve präsentierte. Der 2020 im 1200-Liter-Holzfass ausgebaute Sekt spielt bereits jetzt mit viel Grip, Zitronenfrucht, grünen Äpfeln und Zug am Gaumen. In diesem Stadium wäre er tatsächlich anspruchsvoll zu genießen. Es ist gut zu wissen, dass dieser Sekt erst in drei Jahren auf den Markt kommen wird. Bis dahin wird er ein völlig anderes Geschmacksprofil entwickelt haben. Der Zuwachs des Rosésekts bleibt der Handschrift treu – es darf feine Fruchtnuancen geben, zusammen mit sanften autolytischen Aromen. Ein Portfolio, das überzeugt.
Bis zum nächsten Jahr
Der Start der ersten Sektbörse ist ein voller Erfolg, der Termin ist gut gewählt und das Interesse groß. Allerdings sind noch einige Unterschiede in der Qualität der einzelnen Mitglieder zu sehen, den eine Veränderung benötigt viel Vorlauf, sogar Jahre bis die angestrebte Qualität ins Glas kommen kann. Deshalb wird das kommende Jahr sicherlich genutzt werden, um an weiteren Stellschrauben zu drehen. Denn der eigene Anspruch ist hoch, und das ist auch gut so. Nur auf diese Weise kann Deutscher Sekt überzeugen und sich sowohl national als auch international behaupten sowie das Image aufwerten. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich der Sektmacherverband im nächsten Jahr präsentieren wird und welche Fortschritte er bis dahin erzielen wird.
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