Prosecco – eine italienische Erfolgsgeschichte

29. Juli 2024 | Prickelndes Wissen

Prosecco – eine italienische Erfolgsgeschichte. Kein anderer Schaumwein macht dem Champagner so viel Konkurrenz. Er hat seinen Platz auf den Märkten gefunden und ist dank seines günstigeren Preises und seines Esprits ein Schaumwein für jede Gelegenheit. 2023 wurden 616 Millionen Flaschen produziert und verkauft. Was macht ihn so erfolgreich?

Prosecco – die Region

Prosecco ist der bekannteste Vertreter der italienischen Schaumweine. Obwohl der Name von dem Ort Prosecco abgeleitet ist, bezieht er sich auf ein geografisch definiertes Gebiet. Das Anbaugebiet liegt im Nordosten Italiens, zwischen den Dolomiten und der Adria. Ein Gebiet mit einer langen Tradition, in dem 1876 die erste Weinbauschule Italiens, die sich auf die Schaumweinherstellung spezialisierte, ihren Sitz hatte. Die zweite Gärung im Drucktank ist hier seit langem ein beliebtes Verfahren zur Herstellung frischer und fruchtiger Schaumweine und wurde im Laufe der Zeit perfektioniert. Dank Frederico Martinotti, dessen Namen sie auch in Italien trägt, ist eine gleichmäßige, konstante und schnelle Produktion gewährleistet. 

Seit 2009 ist die Region eine DOC (Denominazione di origine controllata), die den Anbau und den Ausbau von Wein regelt. Sie umfasst 5 Provinzen in Venetien und 4 in Friaul-Julisch Venetien mit 24.450 Hektar. Die Böden sind kalkhaltig (mehr oder weniger sandig, steinig) und das Klima ist mild. Die Weinberge liegen hauptsächlich in der Ebene des Prosecco DOC, einige wenige auf den umliegenden Hügeln, den Colli. 

Ist DOC dasselbe wie DOCG?

Nein, im Laufe der Jahre haben sich die Steillagenweine Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore und Asolo Prosecco Superiore hervorgetan, die 2009 die DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) mit strengeren Produktionskriterien erhalten haben. Auch die Unesco hat die Besonderheit der Region gewürdigt und Natur und Kultur als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt.

Prosecco Erfolg Karte Prosecco DOC
Karte der Prosecco DOC – Region / Credit: https://www.prosecco.wine/en/media-room/

Wie wird Prosecco gemacht?

Ende August werden in den DOC-Provinzen die reifen Trauben für den Prosecco geerntet und die Traubenstiele vor dem Pressen vorsichtig entfernt. Dies vermeidet Bitterstoffe im späteren Wein. Im einem Edelstahltank werden sie mit natürlichen Hefen zu einem Grundwein vergoren. Die Weine durchlaufen wie bei der klassischen Flaschengärung eine zweite natürliche Gärung, allerdings in einem großen druckfesten Edelstahltank. Das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid wird im geschlossenen Tank im Wein gehalten und sorgt für eine feine Perlage. Zu diesem Zeitpunkt kann der Kellermeister entscheiden, ob er einen

  • Tranquillo – Stillwein ohne Druck oder unter 1 bar.
  • Frizzante – halbschäumender Perlwein zwischen 1 und 2,5 bar oder 
  • Spumante – vollschäumenden Wein über 3 bar herstellen möchte.

Ein Prosecco wird in der Regel in circa 30 Tagen versektet. Wenn der entsprechende Druck erreicht ist, wird die Hefe aus dem Schaumwein herausgefiltert und der Prosecco mit oder ohne Dosage aus Zucker und Wein auf den gewünschten Süßegrad abgefüllt. 

Frisch-fruchtige Leichtigkeit

Prosecco DOC steht für Schaumweine der feinfruchtigen Art, also gilt es, diese in ihrer reinsten Form zu erhalten! Dies gelingt am besten mit der Methode Martinotti, auch Tankgärung genannt. Durch den Verzicht auf lange Hefekontaktzeiten werden die Fruchtaromen nicht durch brotige Noten überdeckt, die so typisch für viele Champagner sind.

In den letzten Jahren hat eine alte Besonderheit des Prosecco wieder an Bedeutung gewonnen. Ein Prosecco mit nur einer Gärung in der Flasche (sog. col fondo) weist durch die fehlende Filtration und den vorhandenen Hefesatz deutlich mehr Brotaromen auf aber auch sehr intensive Feuchtigkeit. Man findet ihn als Frizzante Prosecco DOC oder auch als DOCG sui lievi. 

Prosecco Anbaugebiet
Anbaugebiet Prosecco

Prosecco ist Glera

Wer kennt sie nicht, die Bilder aus Italien – Mitte der 50er Jahre. Deutsche Urlauber im italienischen Dolce Vita. Interessant ist, dass die Strada del Prosecco 1966 als erste italienische Weinstraße eröffnet wurde. Bereits 1970 erhielt die Region den begehrten DOC-Status und wurde 2003 mit dem Titel Primo Distretto Spumantistio D’Italia ausgezeichnet. Der Erfolg gab und gibt dem Prosecco Recht – mittlerweile werden 616 Millionen Flaschen produziert. Allerdings wurde die Bezeichnung Prosecco für viele prickelnde Produkte aus ganz Italien verwendet. Schlimmer noch, in vielen Weinbaugebieten im In- und Ausland wollte man am kometenhaften Aufstieg des Frizzante oder Spumante teilhaben. Der Name Prosecco war nicht geschützt. 

Als 2010 ein Teil der DOC zu DOCG erhoben wurde, musste eine eindeutige Lösung gefunden werden, denn bis dahin war Prosecco sowohl Weinstil als auch Orts- und Rebsortenname! Als Lösung griff das Konsortium auf das bereits gebräuchliche Synonym Glera zurück. Mit diesem Schachzug kann Italien nun – ähnlich wie bei der Champagne – die DOC als Marke für Prosecco schützen und es darf innerhalb der EU kein Prosecco mehr produziert werden, außer in der Region selbst. Leider greift das Abkommen nicht in allen Ländern wie z. B. in Australien, wo sich Australischer Prosecco aus anderen Rebsorten großer Beliebtheit erfreut.

Prosecco muss zu mindestens 85 Prozent aus Glera-Trauben gewonnen werden, maximal 15 Prozent autochthone und internationale Rebsorten sind erlaubt. Darüber hinaus regeln die Richtlinien die Weinbautechnik, die Weinherstellung (Tankgärung) und die Abfüllung in grüne oder weiße Flaschen (Dosen sind nicht erlaubt). 

Rebsorte Glera

Dolce Vita im Glas

Das Angebot reicht bzgl. des Zuckergehalts von Brut Nature bis Demi-sec, bei der Rosé-Variante jedoch nur bis Extra Trocken

Weniger bekannt, aber es gibt auch einen stillen Wein, d. h. ohne Perlage, den Prosecco Tranquillo. Der Geschmack ist trocken oder lieblich, mit frischem Charakter und zeigt die typischen Aromen der verwendeten Rebsorten, wie z. B. Glera. Er wird meist regional verkauft. 



Frizzante

Einen Frizzante erkennt man schnell. Entweder steht das Wort Frizzante auf dem Etikett oder noch besser ist die Flasche an der Schnur am Flaschenhals zu erkennen. Auch der Preis kann ein Hinweis sein, denn Spumante werden teurer verkauft. Der günstigere Preis muss aber nicht automatisch schlechtere Qualität bedeuten. Als Perlwein unterliegt er in Deutschland nicht der Schaumweinsteuer. Diese beträgt derzeit ca. 1,02 Euro pro 0,75-Liter-Flasche.

Das Bukett eines Frizzante wird durch die Rebsorte bestimmt, doch sind oft Glyzinien und Zitronen deutlich erkennbar. Am Gaumen ist er trocken bis lieblich, frisch und weist oft einen leichten Druck von 1 bis 2,5 bar auf.

Prosecco DOC Spumante

Er ist wahrscheinlich der bekannteste Vertreter. Er weist eine feine Perlage auf und kann brut bis halbtrocken sein. Der Druck liegt bei über 3 bar. Aus diesem Grund wird auch der typische pilzförmige Sektkorken verwendet, wie er auch beim Champagner zum Einsatz kommt. Zusätzlich wird der Korken mit einem Drahtkorb (Agraffe) gesichert. Da der Prosecco nur wenige Wochen auf der Hefe bleibt, behält er seine duftende, verspielte Aromatik. Das Bukett reicht von gelben Äpfeln, Birnen, Rosen bis hin zu tropischen Früchten wie Ananas oder Banane.

Newcomer Prosecco DOC Rosé

Der Prosecco Rosé wurde Ende 2020 als Antwort auf den anhaltenden Rosé-Trend bei Schaumweinen auf den Markt gebracht. Auffallend ist die helle, elegante Farbe (ein wenig provenzalisch) im Glas und die typischen Aromen von wilden Erdbeeren und Himbeeren gemischt mit weißen Blüten, Veilchen, Äpfeln und Zitrusfrüchten. 

Um den Rosé zu einem höheren Preis und mit guter Qualität auf dem Markt zu etablieren, wird er nach strengeren Vorschriften hergestellt. Die Herstellungsschritte sind eigentlich die gleichen wie bei einem normalen Prosecco DOC – der Unterschied liegt jedoch im Cuvée. Aus Pinot Nero (Spätburgunder) wird ein roter Grundwein gekeltert. Er darf dem weissen Grundwein aus Glera mit maximal 10 bis 15 Prozent zugesetzt werden, um die charakteristischen Aromen und die Farbe zu erhalten. Die Cuvée wird dann wie üblich nach der Charmat-Methode gekeltert, wobei der Hefelagerzeitraum mindestens 60 Tage betragen muss, um die Perlage zu verfeinern und die Farbe zu stabilisieren. Der Grundwein muss immer ein Millesimato sein (Jahrgang der Ernte muss angegeben werden) und wird nur als Spumante (d.h. über 3 bar) und nur als Brut Nature oder Extra Dry angeboten!

Rosé Sparkling Wine  Prosecco
Prosecco DOC Rosé

Prosecco Superiore DOCG

Sind die Weine aus den Steillagen der Region, die DOCG. Die hohen Anforderungen wie Handlese und Ertragsbegrenzung ergeben Weine aus den besten Trauben. Die Superiore Weine dürfen nur als Extra Brut, Brut, Extra Dry und Dry hergestellt werden. Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG ist seit 2019 als UNESCO-Welterbe anerkannt. Seine Charakteristik reicht von feiner Mineralität bis hin zu einem hellen Spiel von Kräutern, Blüten und feinen Fruchtaromen. Es dürfen keine Roséweine als DOCG produziert werden!

Prosecco sui lieviti

Sui lieviti kann sowohl mit sur lie als auch mit auf der Hefe gereift übersetzt werden. In der lokalen Sprache spricht man eher von „col fondo“, was trübe Weine bedeutet. Hergestellt mit nur einer Gärung in der Flasche (method ancestrale), sind sie jedoch nur ein Nischenschaumwein mit steigender Nachfrage. Man findet sie auf dem Markt als Prosecco Frizzante oder als DOCG Sui lieviti.

Prosecco erkennen Korken Drehverschluss
Prosecco Verschlüsse (von links nach rechts): Spumante mit Agraffe & Korken – Frizzante: Korken & Kordel, Drehverschluss, Bügelverschluss

Essensbegleitung gesucht?

Zurück zum Dolce Vita: Was wäre es ohne ein gutes Essen und ein Glas Wein? Prosecco ist in seiner Vielfalt mehr als ein Aperitif. Besonders wohl fühlt er sich neben salzigen und fruchtigen Speisen – gerne auch in Kombination wie bei Schinken mit Melone oder Fischplatten. Ein Rosé Brut Nature kann beispielsweise frische oder frittierte Meeresfrüchte mit fruchtigen Noten ergänzen. Ein trockener Prosecco passt auch gut zu Prosciutto oder italienischen Gebäckvariationen. 

Der Echte Prosecco

Da es auf dem Markt (auch in Deutschland) sehr viele Nachahmer dieses Weinstils gibt, sollten Sie darauf achten, ob Sie wirklich Prosecco im Glas haben. Wird Ihnen Prosecco aus dem Hahn oder gar aus der Dose angeboten, ist es keiner. Denn bisher wird er nur in der Glasflasche verkauft – und zwar mit der blauen Banderole! 

Und noch ein Tipp: Servieren Sie Prosecco gut gekühlt, aber nicht eiskalt – am besten um die 10 Grad, damit sich die feinen Aromen entfalten können. Cin Cin – Sie haben die Wahl!


Credits:

Der Artikel wurde weder in Auftrag gegeben, noch vergütet und spiegelt alleine meine Meinung wider. Weiterführende Links haben keinen kommerziellen Nutzen für Das Schaumweinmagazin.

Fotos: Nicole Wolbers


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