Die Mosel – Eine Faszination aus prickelndem Wein und Kultur #Sekttourdeutschland! Ich lade Sie ein zu einer besonderen Reise durch die Anbaugebiete Deutschlands. Gerade in Sachen Sekt ist und war die Mosel federführend, deshalb starten wir hier. Erfahren Sie mehr über die Faszination von traditionellen Flaschengärern und ihrer Geschichte!
Die Mosel ist nicht die Mosel!
Auf den ersten Blick erscheint die Mosel recht homogen, zeigt sich doch oft das typische Bild von Steillagen mit Schieferböden. Malerisch bahnt sich die Mosel in zahlreichen Schleifen einen Weg durch die tief geschnittenen Täler. Stilistisch zeichnen sich Moselweine und -sekte oft durch ihre mineralische Säure und ihre feine Aromatik aus. Die Mosel ist die Ursprungsregion großer Rieslinge, die der Region zu ihrem Ruhm verhalfen. Und auch heute ist es ein spannendes Terrain für neue Winzergenerationen – vor allem in puncto Sekt.
Aber halt, lassen wir uns nicht täuschen!
Erinnert Ihr Euch noch an den Namen Mosel-Saar Ruwer, der früher auf den Etiketten zu lesen war? Persönlich fand ich den Begriff wesentlich besser, gab er doch einen Hinweis auf die Vielfalt der Mosel, die ja eigentlich aus mehreren Regionen besteht. 2007 fand die Umbenennung in die Dachmarke Mosel statt. Ein gemeinsames Marketing sollte dadurch vereinfacht werden, insbesondere auf dem internationalen Markt.
Man könnte die Mosel durchaus auch mit dem Burgund oder Südtirol vergleichen. Die Höhenlage, das Mikroklima, die Böden und auch die Rebsorten bestimmen den Charakter der Weine. Diese Einflüsse werde ich während unserer Reise durch die Mosel genauer erklären. Wer in dieser Randregion (auch klimatisch betrachtet) Weinanbau betreibt, muss viel Enthusiasmus und Leidenschaft mitbringen!
Eine kurze Geschichte der Moselsekte
Als ältestes Weinanbaugebiet Deutschlands wird seit fast 2000 Jahren Weinbau an den Hängen der Mosel betrieben. Die Römer legten den Grundstein für den Weinbau und gründeten die Stadt Augusta Treverorum, heute als Trier bekannt. Noch immer kann man in der Region Reste römischer Kelteranlagen bestaunen, und auch Grabmale wie das Neumagener Weinschiff erinnern eindrucksvoll an diese Zeit.
Nach der Römerzeit spielten vor allem die Klöster eine wichtige Rolle im Weinbau, da sie meist über große Ländereien verfügten und Wert auf Qualität und verbesserte Weinbautechniken legten. Im Zuge der Französischen Revolution wurden die Klöster jedoch enteignet, und es folgte eine sehr repressive Handelspolitik des preußischen Königreiches, die viele Betriebe an den Rand des Ruins brachte.
Positiv wirkte sich der große Zuspruch um 1850 für Deutschen Schaumwein in England aus. Die Engländer trugen den Deutschen Schaumwein in ferne Länder, so wurde z. B. in Indien gerne der Sparkling Moselle getrunken. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der Weinbau an der Mosel dann eine richtige Blütezeit. Der Riesling war hoch begehrt und gehörte zu den teuersten Weißweinen der Welt. Auch fehlten in der Kaiserzeit auf Festivitäten nie der Deutsche Sekt, damals auch gerne Champagner genannt. Der Kaiser selbst liebte den Schaumwein! So begeisterte auch der Saar Riesling Sekt, nach traditioneller Methode hergestellt, damals in vielen Restaurants und Hotels die Gäste.
In dieser Euphorie gründeten sich entlang der Mosel die ersten reinen Sektkellereien wie Bernard-Massard in Trier (1919) oder auch die Koblenzer Sektkellerei Deinhard (1843). Letztere produzierte mit ihrer Champagnerfabrik ab 1850 den Mosel mousseux und ab 1865 den sehr erfolgreichen Saar-Sekt „Scharzberg“.
Verfall des Riesling-Sekt-Mythos
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es jedoch zu einem dramatischen Einschnitt, von dem sich die Mosel nicht so schnell erholen sollte. Die große Nachfrage nach fruchtigen Weißweinen und günstigem / süffigem Sekt, dazu die Ausdehnung der Rebfläche in die Tallagen, sorgten für eine immense Steigerung der Produktion. Zudem ließ sich mit den neuen Sektherstellungsverfahren (Tankgärverfahren) einfachster Schaumwein schnell herstellen. Was dazu führte, dass der Ruf einer ganzen Region in der englischsprachigen Welt demontiert wurde: Der Begriff „Mosel“ stand nun für einfache, süßliche und aromatische Tafelweine sowie halbtrockene, spritzige Sekte – und so ist es leider oft auch noch heute.
Zum Glück findet in den letzten Jahren eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Stärken statt. Klasse statt Masse! Die lange als unprofitabel geltenden Steillagen werden nun in mühevoller Arbeit wieder zum Leben erweckt. Erlauben sie durch ihre südliche Ausrichtung doch die bestmögliche Reifung des Traubengutes. Das Selbstbewusstsein der Betriebe ist erstarkt, und viele versekten ihre Trauben nun selbst.
Die Mosel – Facts and Figures
Die Mosel hat mit einigen Superlativen aufzuwarten:
- 50° Grad nördliche Breite (nördlichste Grenze des Qualitätsweinanbaus)
- 60 Millionen Rebstöcke
- ca. 3000 Winzerbetriebe (sehr viele!)
- 3 Hektar durchschnittliche Betriebsgröße (sehr klein!)
- größtes Steillagenanbaugebiet der Welt: circa 40 Prozent (oder 3500 Hektar) der Rebfläche an Mosel, Saar und Ruwer befinden sich in Steillagen mit einer Hangneigung von mehr als 30 Prozent
- mit 68 Grad Hangneigung ist der Calmont in Bremm der steilste Weinberg der Welt
- die Mosel ist das beliebteste Reiseziel von allen deutschen Weinanbaugebieten
Wichtige Rebsorten für die Sektproduktion
Riesling
Ganz klar, Riesling ist der Star an der Mosel! Seit dem Mittelalter wird Riesling an der Mosel angebaut und findet hier perfekte Bedingungen. Die Trauben reifen gut – aber ohne zu hohen Zuckergehalt – für die Sektproduktion aus, behalten ihre prägnante Säure und zeigen eine feine Fruchtigkeit. Dadurch entstehen hier schlanke, spritzige aber auch komplexe, langlebige und gereifte Schaumweine. Diese passen je nach Stilistik wunderbar zu Fisch- oder Fleischgerichten, zu asiatischem Essen oder zu Süßspeisen aller Art. (62,2% der Rebfläche/5.436 Hektar)
Elbling
Elbling ist die älteste Rebsorte Deutschlands und war im Mittelalter weit verbreitet. Heute ist seine Anbaufläche weitestgehend auf die Mosel beschränkt. Elbling verfügt über eine natürliche hohe Säure und eine reduzierte Aromatik. Was eine wesentliche Voraussetzung an die Sektgrundweine ist. Spannend: In einer Traubenrispe kann Elbling sowohl weiße als auch rote Trauben ausbilden. Roter Elblingsekt (als Weisswein deklariert) ist eine Besonderheit, die z. B. an der Sauer zu finden ist. Reiner Elblingsekt passt sehr gut zu Fisch oder zu kalten Vorspeisen. (5,5 % der Rebfläche / 483 Hektar)
Weißburgunder (Pinot Blanc)
Weißburgunder wird immer beliebter an der Mosel. Die Grundweine sind eher neutral mit moderater Säure und eignen sich daher zur langen Reifung eines Sekts. Weißburgunder wird gerne im sogenannten Pinot Cuvée (Cuvée aus Burgundersorten) verschnitten. Als reiner Weißburgundersekt (Blanc de Blancs) passt er hervorragend zu italienischer Küche, zu Fischgerichten und auch zu hellem Fleisch. (4% der Rebfläche / 354 Hektar)
Chardonnay
Eine recht junge Rebsorte an der Mosel, die immer beliebter für die burgundischen Sekte der Mosel wird. Aufgrund der kalkhaltigen Böden gedeiht Chardonnay an der Obermosel sehr gut. Chardonnay wird sowohl im Cuvée als auch reinsortig eingesetzt und zeigt sehr gutes Reifepotential. Je nach Stilistik ist Chardonnay auch ein Allrounder beim Essenstisch. (0,9% der Rebfläche / 77 Hektar)
(Blauer) Spätburgunder (Pinot Noir)
Seit den 1980er Jahren lebt die alte Rotweintradition an der Mosel wieder auf. Meist wird Spätburgunder als Bestandteil in einem Cuvée mit Weißburgunder oder Chardonnay verwendet. Als (Pinot) Rosé zeigen sich zarte Aromen von roten Beeren. Diese Sekte sind auch zur längeren Reifung geeignet sowie ein vielseitiger Essensbegleiter. (4,7% der Rebfläche / 407 Hektar)
Weitere Tipps rund um das Thema Essen und Sekt findet Ihr hier.
Spannend: Da in vielen Teilen der Mosel eine maschinelle Bewirtschaftung aufgrund der Steillagen gar nicht mög lichist, mussten sich die Winzer etwas einfallen lassen, damit die Rebstöcke stehen bleiben: Bei der Moselpfahlerziehung werden die Reben immer noch oft an einzelnen Stöcken fixiert, die Triebe in Form eines Herzens gebogen und mithilfe von Naturbast festgebunden.
Die Anbaubereiche der Mosel
Die Mosel wird in vier Bereiche eingeteilt:
- Obermosel (südlich von Trier bis nach Remich/Luxemburg)
- die Saar und die Ruwer
- Mittelmosel (Bereich Bernkastel)
- Terrassenmosel (Bereich Burg Cochem an der unteren Mosel)
Übrigens werden die Bereiche Saar/Ruwer, Mittel- und Terrassenmosel auch als die Schiefermosel bezeichnet. Sehndorf ist ein kleiner, aber feiner Familienbetrieb und wird seit 2014 von Simon Ollinger-Gelz geleitet. Der Pinot Cuvée Brut mit blumiger Burgunderstilistik und feiner Säure sowie der Auxerrois Brut mit Anklängen von Steinfrucht, cremig am Gaumen, zeigen eine wunderbare Balance. Generell drücken die Sekte von Ollinger-Gelz eine sehr schöne Eleganz und Feinfruchtigkeit aus.
#sekttourdeuschland
Wir starten unsere Rundreise in der Obermosel, als südlich von Trier und erfahren mehr über die Besonderheiten der Region sowie ihre Weingüter. Ich stelle Ihnen Weingüter vor und hoffe, damit Lust auf hochwertige prickelnde Weine zu machen aber auch die Weinanbaugebiete einmal persönlich zu entdecken. Unter dem #sekttourdeutschland können Sie die einzelnen Episoden einfach finden.
Falls Sie Teile der #sekttourdeutschland verpasst haben:
- Einführung #sekttourdeutschland – Weinregionen und ihre Winzer stellen sich vor
- Die Mosel – Obermosel
- Die Mosel – Schiefermosel
- Die Nahe
- Rheinhessen
Credit:
Dieser Text wurde nicht in Auftrag gegeben oder vergütet, sondern spiegelt meine Meinung wider. Weiterführende Links dienen der Wissensvermittlung.
Titelfoto: Nicole Wolbers – Weingut Reverchon