Sardinien – Tradition trifft Spritzigkeit! Bekannt für seine jahrhundertealte Weinbautradition, schlägt Sardinien ein neues Kapitel auf: Die Insel widmet sich der Sektproduktion. Eine Insel mit prickelnder Zukunft, erfahren Sie mehr!
Die Weingeschichte Sardiniens ist bemerkenswert alt, denn der Weinbau lässt sich bis in die Zeit der Nuraghenkultur um 1500 v. Chr. zurückverfolgen. Jüngste archäologische Entdeckungen haben gezeigt, dass Sardinien möglicherweise das älteste bekannte Weinanbaugebiet Europas ist. Die nuragische Zivilisation der Bronzezeit hat bereits Trauben angebaut und Wein hergestellt, wie erhaltene Traubenkerne und Reste von Weinpressen belegen (Agenzia Laore Sardegna).
Sardinien – Tradition trifft Spritzigkeit
Obwohl Sardinien eher für seine Rotweine bekannt ist, wird immer mehr Weißwein produziert. Laut Agenzia Laore Sardegna waren im Jahr 2022 bereits 52 % der Weine weiß, Tendenz steigend. Dabei liegt der Schwerpunkt auf autochthonen, weißen Rebsorten, da das Potenzial dieser aromatischen Rebsorten erkannt ist. Der Trend wird gefördert durch die touristische Nachfrage nach leichteren Weinen wie Weißwein, aber auch nach erfrischenden Schaumweinen.
Das einzigartige Terroir der Insel, das durch ein mediterranes Klima mit milden Wintern, heißen Sommern und stetigen kühlenden Winden gekennzeichnet ist, schafft ideale Bedingungen für den Anbau hochwertiger Trauben. Auf Sardinien gibt es 19 DOC-Weine (Denominazione di Origine Controllata) wie die Alghero DOC und einen DOCG-Wein (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) – den Vermentino di Gallura. Die Insel war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Ziel vieler Eroberer, die ihre Rebsorten mitbrachten.
So ist die Weinlandschaft Sardiniens von autochthonen Rebsorten wie Vermentino (weiss – Ursprung: Iberische Halbinsel), Cannonau (rot), Cagnulari (rot), Nuragus (weiss) und Torbato (weiss – Ursprung: von Katalanen eingeführt) dominiert, aber auch neue, internationale Rebsorten wie Chardonnay oder Merlot sind mittlerweile anzutreffen.
Das mediterrane Klima kühlen Meeresbrisen schafft auch gute Bedingungen für den Anbau von Trauben für die Schaumweinherstellung. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, vor allem in den hügeligen Gebieten, begünstigen eine langsame und gleichmäßige Reifung der Trauben, wobei ein guter Säuregehalt erhalten bleibt, der für die Herstellung frischer und lebhafter Schaumweine unerlässlich ist. Sowohl die Traditionelle als auch die Charmat-Methode werden angewandt. Bei gleicher Rebsorte ergeben dadurch unterschiedliche Charaktere. Mindestens 85 % der angegebenen Rebsorte müssen im Wein enthalten sein. Ein Vorteil der sardischen Schaumweine ist, dass die Säure zwar präsent ist, aber nicht als zu ausgeprägt empfunden wird.
Rebsorten Sardinien – Tradition trifft Spritzigkeit!
Vor allem Vermentino, eine weisse autochthone Rebsorte, die die Insellage liebt, steht im Mittelpunkt der Schaumweinproduktion. Er punktet mit eleganter, feiner Perlage, guter Säure und floralen sowie Zitrusaromen. Weitere regionale weiße Sorten wie Torbato oder Nuragus finden mehr und mehr Beachtung. Gerade Torbato, der nur in Alghero DOC angebaut wird, zeigt ein besonderes Profil – komplex sowie Noten von getrockneten Früchten. Außerdem scheint er die Hefearomatik gut balanciert aufzunehmen und zeigt bereits jetzt Reifepotenzial. Es ist sicherlich noch einiges von Torbato zu erwarten. Interessant ist, dass auch die rote Rebsorte Cagnulari, als Stillwein ein interessanter Charakter von Waldbeeren, mit würzigen Noten und balsamischen Akzenten, hin und wieder versektet wird.
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Den Schaumweinen ist gemein, dass sie aufgrund der Insellage eine leichte Salzigkeit aufweisen, die den oft als Brut oder Extra Trocken ausgebauten Weinen eine schöne Mineralität verleiht. Kein Wunder, dass die Spumante hervorragend zur regionalen Küche wie würzigem Hartkäse oder weichem Ricotta Mustia, Salame etc. passen. Der leichte prickelnde Rotwein – ähnlich dem Lambrusco, passt sehr gut zu Gegrilltem oder Pizza. Internationale Rebsorten wie der Chardonnay werden bevorzugt in Assemblagen verwendet, in denen gerade der Chardonnay mit seiner Säure, aber auch seinem Reifepotenzial das authochtone Cuvée unterstreicht.
Insel mit prickelnder Zukunft
Als junge und vielversprechende Weinkategorie auf Sardinien knüpft der sardische Weinbau an die Traditionen der Region an, indem er sich auf autochthone Rebsorten konzentriert, aber auch Innovationsgeist beweist. Weingüter wie Santa Maria La Palma experimentieren mit dem Einfluss der Unterwasserreifung auf die Entwicklung von Schaumweinen, auch werden Schaumweine der traditionellen Flaschengärung über Jahre gelagert, um das Potenzial der Rebsorten für eine lange Hefelagerzeit herauszufinden. Cuvées werden mithilfe internationaler Rebsorten neu interpretiert. So werden die Schaumweine der Region in Zukunft sicherlich eine Alternative zu anderen, bekannteren Schaumweinregionen Italiens darstellen und definitiv mit einem eigenen Profil aufwarten können!
Weinempfehlungen
- Sella & Mosca Alghero Torbato Brut Sella & Mosca
Sardiniens älteste ununterbrochen arbeitende Weinkellerei, gegründet 1899. Ihr La Cala Vermentino trug in den 1970er Jahren dazu bei, den Stil der sardischen Weißweine neu zu definieren.
„Feiner, eleganter Blanc de Blanc aus der Torbato Rebsorte – Jahrgang 2022 – mit reifem Fruchtspiel von Aprikosen, Trauben und harmonischer Säure/Frische. Die Perlage ist fein und animierend. Toller Allrounder!“
- Tenute Delogu Cagnulari Isola dei Nuraghi IGT
Eine der interessantesten und markantesten autochthonen roten Rebsorten Sardiniens – die Cagnulari.
„Ein Wein mit Struktur und einem intensiven Bouquet, das von einer anfänglichen leichten Holznote, Röstaromen bis zu eleganten Noten von mediterraner Macchia und Gewürzen reicht, mit einem Abgang von reifer Kirsche und Tabak. Am Gaumen zeigt er eine ausgeprägte, gut eingebundene Säure, gefolgt von einer eleganten Salzigkeit und einer leichten Tanninstruktur, mit einem ätherischen, minzigen, langen Abgang.“
Akènta Sub Extra Trocken Vermentino di Sardegna DOC, der Unterwasserschaumwein
Das ist schon besonders, gerade, wenn man den Aufwand der Unterwasserreifung für den Schaumwein, hergestellt nach der Charmat-Methode nicht scheut. Im Meer 40 Meter tief für 6–10 Monate gelagert, findet (im Vergleich zum im Keller gelagerten gleichen Schaumwein) eine Beruhigung statt.
„Der Schaumwein ist sanfter, mit zartem Schmelz und mit einer sehr feinen Perlage am Gaumen. Angenehm zu genießen, passt er auch hervorragend zu rohen oder gedämpften Fischgerichten!“
Credits:
Der Artikel im Rahmen der Teilnahme beim Sparkling Wine competition des CMB 2024 erstellt und spiegelt alleine meine Meinung wider. Die Reise nach Sardinien – Alghero wurde vom Concours Mondial du Bruxelles, Consorzio Vini di Sardegna, Alghero DOC organisiert. Weiterführende Links haben keinen kommerziellen Nutzen für Das Schaumweinmagazin.
Fotos: Wenn nicht anders beschrieben – Nicole Wolbers
