Champagne-Revolution: Pilzresistente Voltis-Rebe erhält AOC-Zulassung

21. November 2024 | Prickelndes Wissen

Champagne-Revolution: Pilzresistente Voltis-Rebe erhält AOC-Zulassung: Die Einführung der Rebsorte Voltis in die AOC Champagne (Appellation d’Origine Contrôlée) kommt einer kleinen Revolution gleich. Es ist eine der bedeutendsten Entwicklungen, die sowohl den Status als auch die Produktionsmethoden der Appellation beeinflussen könnte. 

Die Gründe für diese Entscheidung sind vielfältig. Gerade die Champagne muss in Sachen Nachhaltigkeit, Herausforderungen des Klimawandels aktiv werden, das bedingt unter Umständen auch die Erweiterung des Rebsortenspiegels sowie der Cuvéemöglichkeiten. Schon lange ist bekannt, dass sogenannte pilzwiderstandsfähige Rebsorten – kurz PIWI genannt – eine Lösung bzw. Antwort auf die klimatischen Herausforderungen sein können, aber noch viel mehr einen hohen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz leisten können. Ein konsequenter Schritt auch für die Champagne bzw. die Schaumweinproduktion. Schauen wir uns die Hintergründe genauer an. 

Voltis bietet Flexibilität

Positiv zu vermerken ist, dass die EU-Regelungen nun auch die Aufnahme von Rebsorten in die AOC-Spezifikationen erlauben, die nicht zu den so genannten klassischen Rebsorten Vitis vinifera gehören. Dies gibt den Anbaugebieten innerhalb der EU mehr Spielraum, sich für die Zukunft zu positionieren. 

Die Champagne AOC hat mit der Aufnahme von Voltis in das Rebsortenreglement ein Zeichen gesetzt: Voltis ist die erste resistente Rebsorte, die in eine französische AOC-Spezifikation aufgenommen wurde. Dies wurde vom Institut National de l’Origine et de la Qualité (INAO) im Jahr 2022 bestätigt und vielleicht übernimmt die Champagne damit sogar eine Vorreiterrolle für andere Appellationen. Auf jeden Fall ermöglicht die Auswahl den Winzern der Region eine größere Flexibilität, um den ökologischen Herausforderungen besser begegnen zu können. 

Cramant Champagne Weinberge
Weinberge in der Champagne

Einfluss auf Anbau und Umwelt

Pilzresistente Rebsorten zeichnen sich durch eine Resistenz gegen bestimmte Krankheiten aus. So zeichnet sich Voltis durch seine Resistenz gegen den Falschen und den Echten Mehltau aus. Dies sind leider zwei der am häufigsten vorkommenden Pilzkrankheiten im Weinberg. Die Hybrideren reduzieren somit erheblich den Einsatz von Fungiziden, die Zahlen sprechen von über 80% Reduktion. Damit sind Piwis ein wichtiger Baustein für einen nachhaltigen Ansatz. Dies führt zu einem ökologischeren Standard in der Champagne AOC, stärkt die Kleinstwinzer, die bereits biologisch arbeiten, und ermöglicht es größeren Betrieben, nachzuziehen, ohne auf Quantität zu verzichten. 

Die Anpassung an den Klimawandel ist ebenfalls ein Thema. So erlebt die Champagne zunehmend ein unbeständigeres und wärmeres Klima. Trockenperioden wechseln sich mit Unwettern wie Hagel, Regen und hoher Feuchtigkeit ab. Gerade letztere erhöht den Pilzdruck auf die Trauben, der z .B. mit Voltis in Schach gehalten werden kann. 



Voltis in der Versuchsphase

Derzeit handelt es sich um einen fünfjährigen Versuch. Sie darf auf bis zu 5 % der Anbaufläche eines Betriebes und bis zu 10 % in Verschnitten verwendet werden. Ziel ist es, die Auswirkungen der Rebsorte nicht nur im Weinberg, sondern auch auf das traditionelle Geschmacksprofil und die daraus resultierenden Qualitäten eines Champagners zu bewerten. Im Erfolgsfall könnte dies aber auch den Weg für weitere Veränderungen wie weitere resistente Sorten oder neue weinbauliche Maßnahmen in der AOC ebnen.

Weincharakter und Qualität

Die Ergebnisse der ersten Blindverkostungen des Comité de Champagne waren vielversprechend. Cuvées mit Voltis, z.B. ein Verschnitt aus 90 % Chardonnay und 10 % Voltis, wurden positiv und gut bewertet. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich Voltis in den nächsten Jahren auf das Geschmacksprofil auswirken wird. Ob eine Veränderung des klassischen Champagners erkennbar ist. 

Sommer_Sonne_Boot_Champagner

Champagne-Revolution: Voltis-Rebe
Konsumenten lieben den traditionellen Geschmack & Qualität von Champagner

Es wäre auch ein Erfolg für die Anerkennung der Qualitäten von Hybridsorten, die mit dem Vorurteil behaftet sind, weniger gute Weine ins Glas zu bringen. Keine andere Region wird so sehr mit Premiumqualität und Luxus in Verbindung gebracht wie die Champagne. Das hervorragende Marketing der Region kann (wenn Voltis die Testphase schafft) eine positive Wahrnehmung beim erzeugen. Allerdings muss der Konsument ausreichend informiert und aufgeklärt werden. Für die Champagnerhäuser bietet Voltis die Chance, sich im Bereich Nachhaltigkeit noch besser zu positionieren und eventuell neue Märkte zu erschließen. 

Champagne-Revolution: Voltis-Rebe in der Zukunft

Die Zulassung von Voltis in der Champagne bedeutet nicht nur die Einführung einer neuen Rebsorte, sondern auch einen innovativen Ansatz im Weinbau, der die Nachhaltigkeit und die Widerstandsfähigkeit der Region gegenüber dem Klimawandel verbessern soll. Ein mutiger Schritt für diese prestigeträchtige Region. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die langfristigen Auswirkungen am Ende des Versuchszeitraums sein werden, ob sich Volts im Rebsortenspiegel behaupten kann. Auf jeden Fall hat die Diskussion begonnen, ob mit dieser Rebsorte das Erbe der Champagne bewahrt wird, indem ein Gleichgewicht zwischen traditionellen Methoden und zukunftsfähigen Veränderungen gefunden wird. Es stellt sich auch die Frage, ob das bisherige Image mit Voltis beibehalten werden, oder ob es mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit sogar noch weiter vorangetrieben werden kann. Die Champagne befindet sich derzeit in einer Gratwanderung zwischen der Bewahrung der Tradition und der Anpassung an die modernen Herausforderungen, könnte aber für andere Weinbauregionen ein Vorbild sein. 


Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken. Mit * gekennzeichnete Links führen in den Schaumwein-Onlineshop des Magazins.

Fotos: Nicole Wolbers

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