Sauvignon Blanc – ein wahrer Shooting Star mit einem unverwechselbaren Bukett. Er begeistert im Glas sowohl mit seiner Extravaganz als auch seiner Eleganz! Verantwortlich für einige der ausgeprägtesten aromatischen Weißweine in der Welt, zum Beispiel aus Sancerre (Frankreich) oder Neuseeland. Die oft easy-to-drink verkaufte Stilistik lenkt von ihrem eigentlichen Können ab, denn die Rebsorte kann viel mehr. In den letzten Jahren hat sie einen wahren Höhenflug erlebt. Doch warum ist das so? Lassen Sie uns gemeinsam mehr darüber erfahren!
Heute werden in vielen Ländern der Erde Weinberge mit Sauvignon Blanc bestückt. Die Hektar an Rebfläche belaufen sich auf 137 000 (von 63 000 in 2020). Dabei ist die Mehrzahl der Anpflanzungen in Überseegebieten wie Neuseeland, Südamerika oder USA zu finden. Nach Chardonnay ist sie die zweithäufigste Rebsorte, die weltweit angebaut wird. Klimatisch gesehen, entfaltet sie in kühlen bis moderaten Weinbauregionen ihr volles Potenzial, da sie hier ihre erfrischende Säure am besten ausbilden kann. Ist das Klima zu warm, wird sie leider zu schnell reif und kann ihre so typischen kräuterwürzigen Aromen nicht ganz ausbilden. Diese Rebsorte ist sehr kraftvoll im Wuchs. Damit sie sich gut entwickelt, braucht sie Böden, die dies zügeln, also eher nährstoffärmer sind. So kann man die Blätterentwicklung eindämmen, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die Trauben gut ausreifen.
Geschichte des Sauvignon Blanc
Schon im Jahr 1534 wurde die Rebsorte mit dem im Loiretal gebräuchlichen Namen Fiers vermerkt. Später findet sich der Name Sauvignon Blanc, der vermutlich von dem französischen Wort „sauvage” abgeleitet wurde, was so viel wie „wild” bedeutet. Die Blätter der Rebe erinnern nämlich ein wenig an die von wild gewachsenen Pflanzen. An der Loire gibt es noch weitere historische Begriffe, zum Beispiel Sauvignon Fumé oder Blanc Fumé.
In Bordeaux findet man seit dem 18. Jahrhundert Sauvignon Blanc, der oft eine prägende Rolle im berühmten Sémillon-Blend der Weine aus Graves oder Pessac-Léognan spielt. In den 1980er Jahren zeigte vor allem die Loire einen besonders intensiven, zum Teil im Holzfass gereiften Stil. 1973 wurde in Neuseeland Sauvignon Blanc zum ersten Mal zu Wein vinifiziert und eroberte den dortigen Weinbau. Bis dato war der bevorzugte Weinstil ein zurückhaltender, manchmal sogar ein neutraler.
Das sollte sich ändern und der Rebsorte den weltweiten Durchbruch an Sichtbarkeit bringen. Den der neuseeländische Ausdruck war anders, ganz anders und völlig neu! Unverwechselbar, mit intensivem Stil zeigte er sich fruchtbetont, animierend und parfümiert. Es duftete nach Passionsfrüchten, Stachelbeeren, grüner Paprika oder frischem Gras im Glas, der Gaumen dagegen war straff, zitrisch und erfrischend. Ein unkomplizierter Weinstil, der bei Weinliebhaberinnen sofort einen großen Anklang fand. Neuseeland war damit ein Verkaufsschlager gelungen und der Stil sollte für andere Länder wegweisend werden.
Typizität und Anbauregionen
Die grünen Aromen des Sauvignon Blanc haben übrigens ihren Ursprung in chemischen Verbindungen, die Methoxypyrazine genannt werden. Da Sauvignon Blanc ein Elternteil von Cabernet Sauvignon ist, ist es verständlich, dass auch hier die gleichen Aromen zu finden sind. Neuseeland, ist wie keine andere Region, durch diese eine Rebsorte definiert! Seit diesem Erfolg ist das Land zu einem der wichtigsten Spieler im Weinbusiness geworden.
Inzwischen wird sie in vielen Ländern angebaut, zum Beispiel in Chile, Südafrika, den USA, Italien (Südtirol), Spanien und Österreich (Steiermark). Je nach Klima zeigt sie ganz unterschiedliche Charakteristika. Auch in Deutschland erfreut sich Sauvignon Blanc (mit ca. 1600 Hektar in 2020) großer Beliebtheit. Als Hauptanbaugebiete haben sich die Pfalz sowie Rheinhessen als Anbieter etabliert. Die verkaufte Stilistik ist vielfältig.
Stilistische Vielfalt
Dennoch kann man grob – anhand der Herkunft – verschiedene Geschmackstypen festlegen:
- In Frankreich, im Loiretal, findet man den etwas grünen Stil mit Brennnessel, Gras oder auch Spargel im Bukett.
- In den wärmeren Regionen wie Kalifornien, Australien oder Südafrika hingegen, sind es oft tropische Fruchtnoten wie Mango, Grapefruit oder Sternfrucht, die besonders hervorstechen.
- Als klassisch bezeichnet man den Neuseeland-Stil, der kraftvoll, mit packenden, frischen, oft zitrischen, leicht tropischen Fruchtaromen ins Glas kommt!
- In Bordeaux zeigt Sauvignon Blanc sein wunderbares Alterungspotenzial in Verbindung mit Semillon. Diese runden, dichten, harmonischen, feinfruchtigen Weine haben oft ein Steinfrüchte- oder Holunderblütenaroma.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Sauvignon Blanc je nach Klima, Region, Ausbau und Verschnittpartner ganz unterschiedliche Geschmacksprofile annehmen kann. Diese reichen von grasig und krautig bis zu tropisch und fruchtig. Von komplex, im Holzfass gereift bis hin zu leichten, knackigen und im Edelstahltank ausgebauten Weinen.
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Gelungener Essensbegleiter
Der Sauvignon Blanc ist ein wahrhaft vielseitiger Begleiter, der sich wunderbar als Essensbegleitung eignet. Er ist ein wahrer Alleskönner, denn seine lebendige Säure und sein aromatisches Profil lassen sich wirklich gut mit vielen Speisen kombinieren. Er passt einfach zu allem, was frisch und lecker ist: zu Meeresfrüchten, Salaten, Spargelgerichten oder auch zu Kräuter-würzigen Speisen. Ein besonders schöner Begleiter ist er zu einem Ziegenkäse, wie es im Loiretal üblich ist.
Sauvignon Blanc – als Schaumwein eine Rarität
Die Rebsorte ist wirklich etwas ganz Besonderes, denn sie eignet sich aufgrund ihrer hohen Säure und ihrer aromatischen Vielseitigkeit auch sehr gut zur Versektung. Allerdings ist hier das Produktionsgebiet auf die deutschsprachigen Weinbauregionen beschränkt. Es gibt hervorragende, ausdrucksvolle Vertreter dieser Rebsorte, sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Erstaunlich ist, dass Neuseeland eigentlich nur Still- und kaum Schaumweine anbietet.
Die Zukunft von Sauvignon Blanc
Am 3. Mai (in manchen Weinbauländern auch am 7. Mai) ist es jedes Jahr so weit: Der Sauvignon Blanc Tag wird gefeiert! Ein Tag, der ganz im Zeichen dieser beeindruckenden Weißweinsorte steht. Die Rebsorte hat mit ihrer erfrischenden Säure und ihrem markanten Charakter eine begeisterte Fangemeinde gefunden. Sie ist aus der modernen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. Einige Erzeuger befürchten, dass die Verbraucher die intensiven Kräuteraromen und Geschmack des derzeitigen vorherrschenden Sauvignon Blanc-Stils satthaben werden. Ich glaube, das wird nicht der Fall sein.
Eher wird es eine leichte Verschiebung geben. Wobei einige Verbraucher auf die eleganten und zurückhaltenden Weine umsteigen werden. Dennoch werden die Stile gleichberechtigt weiterhin nebeneinander existieren, denn Sauvignon Blanc als Weiß- oder Schaumwein ist unglaublich vielseitig. Seine Stilistik verändert sich mit dem Terroir, dem Klima und dem Ausbau im Keller! So findet man ihn auf der einfachen Speisekarte, als Wein-beim-Glas ebenso wie in Sternerestaurants, wo sie als z.B. Bordeaux hoch dotiert sind. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft noch mehr Weingüter den Mut finden, Premium-Schaumweine aus Sauvignon Blanc auf den Markt zu bringen. Die Rebsorte hat auf jeden Fall das Potenzial dafür!
Meine Weinempfehlungen:
- Sauvignon Blanc, Brut, Weingut Motzenbäcker – fruchtbetont, intensive, balancierte Säure
- Sauvignon Blanc, Brut, Oliver Zeter – rassig, grün und markant – animierender Sekt
- Sauvignon Blanc, Brut, Weingut Kiefer – tropische Früchte, lebendig, balancierte Fruchtsüsse
- Sauvignon Blanc, Brut Nature, Weingut Harkamp, Österreich – Mineralisch, kräuteriger Stil, komplex
- Sauvignon Blanc, Brut, Weingut Langmann, Österreich – Floral, zitrisch, würzig
Der Artikel wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Weitere Links dienen der Information.
Fotos: Nicole Wolbers