Hochwertige Schaumweine wie z. B. Champagner, Sekte oder Cava werden immer mit einem Naturkorken verschlossen, ist Euch dies schon einmal aufgefallen? Unter dem Begriff Naturkork fallen sowohl der klassische Kork als auch der technische Kork. Beide Korken entstehen aus der Rinde oder Borke alter Eichenbaumbestände im Mittelmeerraum, wo große Wälder u. a. in Portugal und Spanien bewirtschaftet werden. Korkeichen können in diesem milden Klima bis zu 250 Jahre alt werden und versorgen die Weinindustrie mit diesem so wichtigen, nachwachsenden Rohstoff.
KORKGEWINNUNG
Erst wenn ein Baum um die 25 Jahre alt ist, darf die Rinde von Hand „geerntet bzw. geschält“ werden. Danach muss der Baum neun Jahre ruhen, bis er wieder eine ausreichend dicke Korkrinde bilden kann. Bei hochwertigsten Schaumweinen greift man sogar auf Kork der über 35-jährigen Eichen zurück, da dieser im Geruch neutraler ist! Die geschälten Korkscheiben werden auf großen Lagerflächen (siehe Titelfoto) einige Zeit getrocknet, bevor sie weiter verarbeitet werden können.
QUALITÄTSMERKMAL POREN
Unglaublich, aber wahr. Anhand der Anzahl und der Größe der Poren kann ein geübter Prüfer die Qualität eines Korkens bestimmen.
Je mehr und größere Poren ein Stück Kork enthält, desto niedriger ist die Qualität. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sauerstoff in die Flasche eindringen und der Wein oxidieren kann, wird dadurch erhöht.
Korken, die der geforderten Qualität nicht entsprechen, werden aussortiert.
WIE ENTSTEHT EIN SCHAUMWEINKORK?
Aus der getrockneten Korkscheibe werden zylindrische Rohlinge heraus gestanzt, die genauso aussehen, wie man sie von Stillweinen her kennt. Allerdings liegt der große Unterschied darin, dass am Fuße des Korkens nach dem Ausstanzen zwei weitere Korkscheiben angeklebt werden. Diese stellen sicher, dass weder Kohlensäure noch Flüssigkeit aus der unter Druck stehenden Flasche entweichen können.
Warum diese Pilzform?
Sicherlich habt Ihr schon bemerkt, dass die Form des Korkens einer geöffneten Schaumweinflasche sehr einem Pilz ähnelt. Dies ist sowohl der Verarbeitung als auch der besonderen Eigenschaft von Kork geschuldet. Durch ein spezielles, sogenanntes mechanisch arbeitendes Korkschloss wird der Korken am Kopf zusammengedrückt und so stark komprimiert, dass er in den Flaschenhals passt. Nach dem Verkorken dehnt sich der Kork wieder aus und versiegelt somit die Flaschenöffnung. Während der untere Teil und die Scheiben durch den Wein befeuchtet werden, trocknet der mittlere Teil im schlanken Flaschenhals aus und verliert seine Elastizität. Dies führt beim Entkorken eines Schaumweines dazu, dass sich der untere Teil (da noch elastisch) wieder weitet, während das mittlere (ausgetrocknete) Teil den Durchmesser des Flaschenhalses behält. Die so immens wichtige Eigenschaft des Korkes, elastisch zu sein, ist das Geheimnis für den Einsatz in der Weinindustrie.
Alterung
Allerdings lässt die Elastizität mit dem Alter nach. Bei unsachgemäßer Lagerung trocknet der Korken gerne aus. Deshalb gerne einen prüfenden Blick auf den Kork werfen!
Tipp:
An der Form des Korkens könnt Ihr ungefähr das Alter des Weines abschätzen. Ist der Ausdehnungsgrad stark, handelt es sich um einen jüngeren Schaumwein. Bei einem jungem Wein sowie geringer Ausdehnung, kann der Wein einen Weinfehler besitzen, der u. a. auf eine unsachgemäße Lagerung hinweist.
Aber ein Sektkorken kommt niemals alleine – zur absoluten Sicherheit und um den hohen Druck in der Flasche standzuhalten, werden die Korken mit der sogenannten Agraffe (Drahtkorb) festgehalten. Diese kleine Metallkappe, auch Plaque genannt, verhindert, dass der Draht in den Korken einschneidet. Mehr dazu im Kapitel „Das Geheimnis des Sektkorken“.
Generell sollen Weinflaschen mit Kork liegend lagern und Sektflaschen – wenn möglich – aufrecht, damit der Kork optimal befeuchtet wird. Auch soll ein Kork nicht zu lange im Kühlschrank aufbewahrt werden, da der Korken durch die trockene Kühlschrankluft seine Elastizität verlieren kann. Diese falsche Lagerung kann Fehltöne ähnlich des „Korktons“ im Wein erzeugen.
Technischer Kork
Leider kommt es hin und wieder vor, dass der Wein „verkorkt“ ist. Da der Korkton in der Tat den Genuss des Weines stark trüben kann, und trotz aller Vorsicht bei der Herstellung des Naturkorkens vorkommt, hatte man sich viele Gedanken gemacht, wie man den Fehler vermeiden kann.
Im Geschmack erinnert dieser Weinfehler übrigens an nasse Pappe, Hunde oder auch etwas Muffiges. Verantwortlich dafür ist ein chemischer Stoff namens TCA (Trichloroanisol).
Herausgekommen ist ein sogenannter technischer Kork, der als Grundmaterial Naturkork verwendet, diesen im Laufe des Herstellungsprozesses so verändert, dass er fehlerfrei wird. Der geerntete Kork wird nach der Trocknung gemahlen und durch ein spezielles Verfahren gereinigt, um die fehlerverursachende Komponenten zu extrahieren. Danach wird das Korkmehl, Bindemittel, Wasser sowie speziellen natürlichen Zusätzen gemischt. Diese Masse wird dann in die gewünschte Form gebracht.
Interessanterweise ist der technische Korken im Schaumweinbereich wenig verbreitet. Es gibt nur ein paar Winzer, die diese speziellen Korken einsetzen. Ich kann mir dies nur erklären, dass die Schaumweinproduzenten ein „natürliches“ Produkt bei geringeren Kosten haben wollen.
Modifizierter Korken ist schlecht zu kommunizieren, obwohl dieser viele Kosten einsparen könnte. So geben große Champagnerhäuser viel Geld dafür aus, um Flaschen probehalber für einige Wochen zu verkorken. Ziel ist es, herauszufinden, ob die Korkanlieferung in Ordnung ist. Daneben werden die Korken sowohl beim Hersteller als auch bei vielen Kellereien speziell auf Korkfehler getestet.
Aber ich denke, dass sich technischer Korken auf lange Sicht weiter durchsetzen wird. Man denke nur an die Zeit, die der Schraubverschluss benötigte, um als Qualitätsverschluss wahrgenommen zu werden. Jetzt ist er nicht mehr wegzudenken. Dennoch wird für Schaumweine das Material Kork der Verschluss erster Wahl bleiben, da seine Elastizität einzigartig ist und perfekt auf die Bedürfnisse von Schaumweinen passt.
Habt Ihr die Einleitung verpasst, dann gerne „Das Geheimnis des Sektkorken“ nachlesen.
Titelfoto: Lagerung Kork Portugal ©Apcor
Dieser Artikel spiegelt alleine meine Meinung wieder und wurde weder in Auftrag gegeben oder vergütet. Weiterführende Links dienen nur der Wissensvermittlung!