English Sparkling Wine – Konkurrenz für die Champagne! Im letzten Schaumwein-Battle des Jahres stellten sich ausgewählte English Sparkling Wines den Gästen der Bar Raval im Rahmen eines 5-Gänge-Menüs und als Solisten vor. In Deutschland kaum präsent, aber unter Insidern schon lange kein Geheimtipp mehr. Die Champagne hat Konkurrenz bekommen!
Ich hatte bereits vor 16 Jahren das Vergnügen, English Sparkling Wine kennen zu lernen. Und zwar direkt vor Ort! In Großbritannien wohnend und in der englischen Weinbranche unterwegs, wusste ich zunächst wenig über das Weinland England. Das sollte sich schnell ändern. Und was ich dort ins Glas bekam, war unglaublich gut. Damals waren es noch eine Handvoll Weingüter, allen voran Nyetimber, damals noch unter holländischer Regie, die der Champagne den Kampf ansagten. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich die Qualität weiter so gesteigert, dass regelmäßig englische Schaumweine zu den Gewinnern von Weinwettbewerben gehören und den einen oder anderen französischen Konkurrenten locker auf die Plätze verweisen. Der Anteil der Schaumweine (überwiegend traditionelle Flaschengärung) an der gesamten Weinproduktion liegt heute bei über 76 %.
English Sparkling Wine: Premium Schaumweinnation
Mittlerweile gibt es über 200 Weingüter und der Ruf als Schaumweinnation in Premiumqualität ist etabliert. So machte es Spaß, eine Auswahl (der in Deutschland erhältlichen Weine) zu präsentieren. Die Gäste waren sehr gespannt, ich auch, denn die meisten hatten noch nie einen englischen Prickler im Glas. So erwartete uns eine spannende Verkostung. Bewusst habe ich verschiedene Erzeuger ausgewählt, um die Vielfalt der English Sparkling Wines bestmöglich zu repräsentieren.
Was macht England so besonders?
Mehr als 1.030 Weinberge in Großbritannien profitieren in den meisten Regionen von den gleichen Böden wie in der Champagne. Wer schon einmal in Dover war, kennt die berühmten Kalksteinklippen. Und genau das ist die Grundlage für den Erfolg. Dazu ein perfektes kühles Klima, welches die Säure bewahrt aber eine Reife zulässt, gepaart mit den klassischen Rebsorten der Champagne wie Chardonnay, Pinot Noir und Meunier. Dazu das Know-how und fertig ist die Produktion erstklassiger Schaumweine, deren Einstiegspreis bereits bei 30 Pfund liegt. Das meiste wird vor Ort – also in Großbritannien – verkauft, wenig exportiert.
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English Sparkling Wine im Battle
Diese Verkostung war eine der seltenen Gelegenheiten, eine große Auswahl an Schaumweinen aus England zu probieren. Wie bereits gesagt, die meisten TeilnehmerInnen hatten vorher noch nie englische Weine im Glas gehabt. Sie erlebten ein Portfolio von puristisch, kreidig bis gereift, brioche- und hefebetont.
Die geografischen Besonderheiten konnte man förmlich im Glas schmecken. Blind erinnerten manch ein Wein einige Teilnehmer an die Champagne. Brut dominierte, die Dosage war gering. Denn auch in England geht der Trend aufgrund der Klimaerwärmung immer mehr zum ausgewogenen Brut Nature.
Das exzellente 5-Gänge-Menü der Bar Raval ließ die Weine immer wieder in einem anderen Licht erscheinen. Denn gerade als Essensbegleiter entwickeln die Schaumweine neue Qualitäten und zeigen einen anderen Ausdruck. Insgesamt waren die Engländer sehr erfolgreich und sorgten mit ihrer herausragenden Qualität für Erstaunen und Begeisterung.
English Sparkling Wine – Folgende Schaumweine wurden verkostet:
- Simpsons Chalkland NV: Klassische Cuvée aus Chardonnay, Pinot Noir und Meunier. Delikates Mousseux. Frische Nase mit Noten von Steinobst und knackigem grünem Apfel. Ausgewogen durch getoastetes Brot, geröstete Nüsse. Am Gaumen lebhaft, umami und spannungsgeladener Abgang (18 Monate Hefelager).
- Nytimber Blanc de Blancs 2016: 100 % Chardonnay. Ein komplexer Blanc de Blancs, vielschichtig und tiefgründig. Feinperlig im Glas mit goldenen Farbreflexen. Aromen von Lemon Curd, Apfel und Zitrusfrüchten, Ananas, weißen Blüten, Shortbread und etwas Crème fraîche. Gereifte Noten von Pilzen, Wald und ein Hauch von Kalk und Salzigkeit. Am Gaumen üppig, vollmundig, dicht und cremig. Sehr langer Abgang, voll und samtig. (mindestens 56 Monate auf der Hefe gereift)
- Roebuck Rosé de Noirs 2018: Ein Duet von Pinot Noir und Meunier. Als Brut mit nur 6 g/l Dosage balancierte Frische, Süsse und Säure. Rote Früchte im Charakter unterstreichen die herbe Note. Cranberries, Kirsche, Hagebutte und etwas Biskuit, Kräuter, Salzmandel geben eine eigene Note. Animierende und mit guter Struktur, jedoch sanftes Finish
- Pommery Louis NV: Kklassische Cuvée aus Chardonnay, Pinot Noir, Meunier. In der Stilistik der am meisten in die französische Richtung weist, dennoch sehr präszise und eigenständig einen Englishen Charakter zeigt. Gerade die Säure wurde mit Reserveweinen (ältere Weine) hervorragend balanciert. Frischer, zitrischer und leicht salziger Wein, der als Gegenspiel gekonnt Marzipan, Mandelmus, Kräuter elegant kombiniert.
- Roebuck Blanc de Noirs 2018: Pinot Noir einmal als weiss gekelterter Blanc de Noirs. Dieser Wein wird nur in aussergewöhnlichen Jahrgen produziert. Komplex, die für Roebuck typische Struktur (mit leichtem Gerbstoffgerüst) nimmt den Wein das Verspielte. So zeigt er sich complex, mit feiner Perlage, von einer zitrischen dennoch gereifteren Seite. Gebackene Äpfel, Brioch, Honig sowie Süsse GEwürze. Über 48 Monate Hefelager ergeben einen harmonischen, komplexen English Sparkling Wine.
Credit:
Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.
Fotos: Nicole Wolbers