Sekt aus dem Beton-Ei! Eine Neuheit in Deutschland, – vielleicht sogar auch weltweit? Aber das Beton-Ei selbst gibt es in der Weinbranche schon sehr, sehr lange.
Wir müssen zu den antiken Zeiten nach Georgien reisen, denn alles beginnt mit den dort verwendeten Amphoren aus Ton. Für diese Zeitreise bitte im Kapitel „Beton-Ei der neue Trend?“ weiterlesen.
Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass erst 2001 Michel Chapoutier vom gleichnamigen französischen Weingut an der Côte du Rhône das erste moderne Beton-Ei gestaltet hat. Und erst ab 2010 wird das Beton-Ei für deutschen Stillwein verwendet, mit Vorliebe von biodynamisch orientierten Winzern und mit Vorliebe in Franken.
Die Marke Fürst von Metternich (Henkell & Co.) produziert eigentlich Sekt nach der Charmat Methode, doch nun hat sie etwas sehr Spezielles auf den Markt gebracht: den Allerersten im Beton-Ei ausgebauten Fürst von Metternich Grauburgunder Sekt b.A. Rheingau Brut (24,90 Euro), hergestellt nach der traditionellen Flaschengärung. Letzteres ist für meine Beurteilung wichtig, da ich mich auf Traditionelle Flaschengärsekte spezialisiert habe.
Die Besonderheit des Ausbaus im Beton-Ei
In limitierte Auflage von 1000 Stück hergestellt, bleibt Fürst von Metternich dem Rebsorten reinen Sekt auch bei diesem besonderen Schaumwein treu. Für den Kellermeister Gerd Ritter war dies ein Testlauf, um zu sehen, welchen Einfluss ein Grundwein aus Beton-Ei auf den fertigen Sekt hat. (Auszug Pressetext Henkell & Co.)
Es ist ein Wein entstanden, der einzigartig und vielschichtig ist. „Unser Antrieb war es zu testen, ob die bekannten Vorteile und Eigenschaften des Weinausbaus im Beton-Ei auch im Sekt nach der zweiten Gärung in der Flasche noch wahrnehmbar sind“, erklärt Kellermeister Gerd Ritter.
Gerd Ritter, Kellermeister – Fürst von Metternich, Pressemitteilung
Meine Verkostungsnotiz
Da in Beton gereifte Weine noch selten sind, habe ich bis jetzt auch erst einige wenige verkosten können, aber Gefallen an der sehr eigenen Textur und Mundgefühl entwickelt. Und nun habe ich tatsächlich den ersten Schaumwein im Glas, dessen Grundwein in einem Beton-Ei vergärt wurde. Fragen gehen in meinem Kopf herum. Wie beeinflusst die hohe Säure und die Kohlensäure den Grundwein des Sektes? Beton-Ei Weine sind meines Erachtens oft schlank, schmelzig und mit eleganter Frucht. Verändert die Versektung diesen Beton-Ei Charakter?
Seltsamerweise schäumte mein Sekt, obwohl sehr gut gekühlt beim Öffnen etwas ungestüm über. Deshalb zeigte sich der Sekt erst einmal etwas sehr perlend im Glas. Die Nase zeigte eine gute Intensität und feine Fruchtigkeit. Komplexes Aromenspiel von Hefe, Buttercreme, Mineralität und frischer Zitrone. Am Gaumen umspielt der Sekt mit schlankem Körper jedoch spürbarer Restsüsse. Mir scheint, dass die Dosage etwas höher gewesen sein muss. Dennoch erfrischen angenehm Zitrus- und saftige Apfelaromen im Mund. Dichtes cremiges und kreidiges Mundgefühl am langen Finish. (7/10)
Ein edler Grauburgunder Sekt, dem sehr gut auch eine etwas geringere Dosage stehen würde, um die Kreidigkeit und feine Frucht noch mehr zu betonen. Rundum ein sehr schöner Sekt, der mir viel Spaß gemacht hat und sich als vorzüglicher Begleiter zu dunkler Schokolade zeigte. Aber auch sicherlich sehr gut zur Elsässischen Küche, Antipasti oder Fischgerichten.
Mein Fazit
Auch ich bin der Meinung, dass in der Tat das Beton-Ei den Grundwein so geprägt hat, dass diese Art des Ausbaus noch nach der Versektung schmeckbar ist. Für mich sind es die Schlankheit, der zarte Schmelz am Gaumen und auch die würzige Fruchtfrische im Glas. Wer weiß, wer sich noch auf das Experiment „Beton-Ei Sekt“ einlassen wird?
Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben oder vergütet. Er spiegelt meine Meinung wieder. Beim Sekt handelt es sich um einen Mustersekt von Fürst von Metternich. Passagen aus dem Pressetext von Henkell & Co. werden als solches gekennzeichnet.
Titelfoto: Fürst von Metternich Grauburgunder Sekt Brut©Henkell & Co.