Das Ahrtal 2024 – eine Reise wert! #sekttourdeutschland – Das kleine Weinanbaugebiet in Deutschland wurde im Juli 2021 von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Die Naturgewalten wüteten heftig. Auch drei Jahre nach dem Unglück ist dies sichtbar. Aber die besondere Natur wie Steillagen, wieder aufgebaute Vinotheken, Restaurants und Teile des normalen Lebens laden ein, das Tal zu besuchen und zu unterstützen.
Die Flutkatastrophe hinterließ eine Spur der Zerstörung, die nicht nur die Infrastruktur und Gebäude betraf, sondern auch die Existenzgrundlage der Bewohner, darunter viele Winzer, bedrohte. Die Weinberge, die das malerische Tal der Ahr prägen, wurden in den Tallagen von den Wassermassen verwüstet. Die terrassierten Steillagen hatten dagegen mehr Glück und können bewirtschaftet werden.
Das Ahrtal – eine Reise in das Rotweinland
Der Weinbau an der Ahr hat eine lange Tradition und ist eng mit der regionalen Identität verbunden. Das Gebiet hat sich zu einem der führenden Rotweinanbaugebiet in Deutschland entwickelt, spezialisiert auf Früh- und Spätburgunder. Klein aber fein ist die Devise. Die Lage – nur 40 Kilometer südlich von Bonn, wo die Ahr in den Rhein mündet, und auch von Köln aus gut zu erreichen – macht das Tal zu einem klassischen Ausflugsziel für Wochenendeausflügler aber auch für Wein- und Naturliebhaberinnen.
Mit 559 Hektar Rebfläche (vor der Flut) ist es eines der kleineren Anbaugebiete Deutschlands. Rund 85 % dieser Fläche sind mit Rotweinsorten bestockt, insbesondere mit Spätburgunder (ca. 61,7 %), gefolgt von Portugieser und Frühburgunder, einer Mutation des Pinot Noirs. Die terrassierten Rebhänge sind meist nach Süden ausgerichtet und der Spätburgunder fühlt sich auf dem dunklen Schieferboden pudelwohl. Die Böden speichern tagsüber die Sonnenwärme und geben sie nachts wieder ab. Über 67 % der Weinberge befinden sich in Steillagen von mehr als 30 %.
Ahrtal – Ausflug in die Geschichte
Wie in allen Regionen in Deutschlands haben auch im Ahrtal die Römer den Grundstein für den Weinbau gelegt. Die Klöster spielten ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Erschließung der Weinbauflächen. Die günstige Lage des Ahrtals als Verkehrsknotenpunkt begünstigte dies. Um die Steilheit der Hänge besser für den Anbau zu nutzen, wurden Terrassen mit Trockenmauern errichtet. Der genaue Zeitpunkt dieser Bautätigkeiten ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Eventuell war die Ahr im 15. Jahrhundert eher eine Weissweinregion, jedoch sollte bald der Rotwein in den Vordergrund rücken, insbesondere der Spätburgunder aus dem Burgund. Auffällig war, dass die Rotweine im 18. Jahrhundert eher blass waren und als Bleichart bezeichnet wurden. Aufgrund des kühlen Klimas zu dieser Zeit an der Ahr hatten die Reben Probleme, ausreichend zu reifen und verfügten sicherlich nicht über die ausreichenden Farbstoffe in der Schalenhaut. Die Geschichte des Tals ist und war nicht einfach. Die geografischen Gegebenheiten waren nicht dafür ausgelegt, Massenwein zu produzieren und die Konkurrenz groß.
So bevorzugten die Konsumtent Anfang des 20. Jahrhunderts den süßen Moselwein, der Rotwein kam etwas aus der Mode. Später gesellte sich noch der günstigere Importrotwein hinzu, wodurch es innerhalb der Region Absatzprobleme gab, gerade für die vielen Kleinstbetriebe.* Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar Tourismus, aber dieser bezog sich nicht auf Wein, sondern auf die Burgen und den aufblühenden Thermalbetrieb, wie z.B. in Neuenahr. Im Laufe der Zeit änderte sich dieser Zustand, da man neben dem Kuren auch die Kulinarik der Region entdeckte. Heute wird der meiste Wein direkt ab Hof verkauft und die Flut hat gerade den wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus hart getroffen. Immernoch ist die Bahnverbindung aufgrund der immensen Aufbauarbeiten noch nicht wieder hergestellt. Ein Busshuttle ersetzt jedoch den Zug durch das Tal.
AHr- Eine Region im Wandel
Auch hier macht der Klimawandel nicht halt. Es wird immer wärmer. In den letzten Jahren profitierte die Region davon, da der Spätburgunder hervorragend ausreift und kompakte, dichte Rotweine produziert. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass es auf dem dunklen Schieferboden zu heiß werden könnte. Auch die Trockenheit hat zugenommen. Um zu überleben, müssen die Reben sehr tief wurzeln. Ob Piwi-Rebsorten ein Thema sein werden, wird sich zeigen – im Moment eher nein. Einige Winzerinnen werden Spätburgunderklone oder Unterlagsrebsorten verwenden, die den Trockenstress besser aushalten können, also robuster sind. Andere denken bereits darüber nach, eine Tröpfchenbewässerung anzulegen, um sowohl den Wachstum in den ersten Jahren zu gewährleistern aber auch mit dem Thema Wasserresource besser zu haushalten. Der Bau einiger Weingüter wird nicht mehr an der gleichen Stelle stattfinden, sondern auf höher gelegenen Flächen, um einer erneuten Gefahr nicht mehr ausgesetzt zu sein. Der Genehmigungsprozess ist langsam und es müssen teilweise noch Gebäude abgerissen werden, sodass einige Vinotheken in improvisierten Räumlichkeiten untergebracht sind. Doch nun zurück zu meinem eigentlichen Thema – dem Sekt!
Ahrtal – eine Reise mit Schaumweinen?
Ja, natürlich gibt es auch hier Schaumweine. Wann es mit der Sektproduktion anfing, ist nicht genau festgehalten, aber die heutige Menge an Schaumwein ist aufgrund der Größe der Anbaufläche und der Bedeutung des Rotweins überschaubar. Vom einfachen Sekt bis hin zu Spitzenprodukten ist alles dabei. Neben wenigen Rotsekten finden sich zunehmend Blanc de Noirs im Sortiment der Winzer.
Neben ein wenig Weissburgunder, wird als wichtigste weiße Rebsorte der Riesling versenktet. Der Trend von halbtrocken und trockenen Schäumern scheint auch hier in Richtung Brut oder Brut Nature zu gehen. Leider sind den Weinbetrieben aufgrund der Flut wenige ältere Jahrgänge erhalten geblieben, so dass man aktuell eher junge Sekte auf dem Markt findet.
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Sowohl die Tankgärung als auch die klassische Flaschengärung werden angewendet. Gerade die Rotsekte werden oft mit der Tankgärung hergestellt, um den rotfruchtigen Charakter zu betonen. Empfehlenswerte Flaschengärer, die ich während meiner Stippvisite beim Vinissima Netzwerkwochenende an der Ahr verkostet habe, sind
- 2021 Cuvée CK Brut (Cuvée Weißburgunder – Chardonnay, feine Brotnoten, gelbe Früchte wie Birne, Quitte) vom Weingut Körtgen,
- Chardonnay Extra Brut Sekt (animierendes Mousseux, schöne Frische, süsse Birne, saftige Melone) vom Sekt Wollersheim. Das junge Unternehmen wurde 2018 gegründet und produziert für sich sowie als Lohnversektung Schaumweine nach traditioneller Flaschenärung.
- Cuvée Burgundersekt Rosé Brut (Weissburgunder – Spätburgunder, feines Mousseaux mit leichten Brotnoten, frischen Waldbeeren) vom Weingut Nelles.
Ahrtal – eine Reise wert #solidAHRItät
Der Wiederaufbau ist ein langwieriger Prozess und geschieht nicht von heute auf morgen. Obwohl die Spuren der Flut sichtbar sind, gibt es in der Region viel zu entdecken. Der beliebte Höhen-Rotweinwanderweg ist top in Schuss und kann ohne Probleme gewandert werden. Er führt direkt durch die Weinberge und bietet einen tollen Ausblick. Wenn Sie lieber eine Radtour machen möchten, ist das auch kein Problem. Planen Sie jedoch im Voraus, da noch nicht alle Wege entlang des Flusses Ahr wiederhergestellt sind.
Kulinarische Genüsse wie gutes Essen oder Weinproben werden von den meisten Betrieben wieder angeboten – #weAHRopen. Weiterführende und aktuelle Informationen zu Unterkünften, Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten oder Gastronomie finden Sie auf der Webseite des Ahrtals. Für genauere Informationen wie Öffnungszeiten der Weingütern besuchen Sie am Besten die Seite Ahrwein. Gerade jetzt ist das Ahrtal eine Reise wert!
Weitere Empfehlungen:
- VDP Weingut Adeneuer
- Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr
- Weingut Peter Kriechel
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Credits:
Bei diesem Artikel handelt es sich um meine persönliche Meinung. Er wurde nicht in Auftrag gegeben und übernimmt keine Gewährleistung von Vollständigkeit. Weiterführende Links dienen der Wissensvermittlung bzw. führen zu den Shops der Weingüter und Tourismusinformationen!
Fotos – Canva/Nicole Wolbers; Titelbild Flaschen: Nicole Wolbers – Hotel Rodderhof
Quelle: https://www.weinbau-ahrtal.de/pdf/weinbau.pdf