Schaumwein jetzt auch oben ohne!

11. August 2023 | Prickelndes Wissen

Schaumwein jetzt auch oben ohne! Die Europäische Union hat in ihrem aktuellen Amtsblatt August einige für den Wein relevante Bestimmungen angepasst, so auch die Ausstattung von Schaumweinen. Die Bestimmungen treten ab dem 8. Dezember in Kraft.

Bei Schaumwein wird die Ausstattung neu geregelt: so müssen Korken und Agraffe weiterhin mit Folie umhüllt sein – mit einer wichtigen Ausnahme: Hersteller und Abfüller können aus betrieblichen Gründen, zum Beispiel um Kosten zu sparen oder Abfall zu vermeiden, darauf verzichten. Allerdings muss sichergestellt sein, dass durch das Fehlen der Folie keine Sicherheitsrisiken entstehen, etwa durch unbeabsichtigtes Öffnen oder Manipulationen an der Agraffe.

Schaumwein oben ohne – ein Langer Weg!

Es war ein langer Weg bis zu diesem Erfolg. Wie das Schaumweinmagazin berichtete, klagte eine deutsche Winzergruppe um den Saar-Winzer Florian Lauer vom VDP-Weingut Peter Lauer in Ayl gegen den sogenannten Sektkapselzwang. Bereits in 2021 stand die Sektflasche vor Gericht und 2022 nahm die Diskussion als Sektkapsel Debatte – Sektflaschen bald ohne? an Fahrt auf. Denn Schaumweine ohne Kapsel, wurden aufgrund der gültigen Anforderung an die Ausstattung – Korken, Agraffe und Kapsel – regelmässig nicht von der Weinkontrolle zugelassen.

Abschaffung auch in anderen Ländern begrüßt

Die EU reagierte damit auf Initiativen aus verschiedenen Mitgliedsländern wie Deutschland und Italien. Aber auch in der Champagne oder Spanien verzichten bereis immer mehr Produzenten auf die Folie. Verwenden umweltfreundlichere Ummantelungen wie die Papierbanderole (Weingut Peter Lauer), einige verwenden sogar nur Korken und Agraffe (Weingut Cantzheim) bzw. Metall oder Kordel.

Ein Kompromiss

Mit dem Ende der Sektkapselzwang hat man allerdings einen Kompromiss geschaffen. Eines ist gewiss, verbindlich bleiben werden Sektkorken und Agraffe (Drahtgestell), da diese in der Tat eine notwendige Sicherung der unter Druck stehenden Flaschen darstellt und ein Verzicht grob fahrlässig wäre. Nun können die Produzenten selbst wählen und es bleibt abzuwarten, ob auch die großen Sektkellereien auf die „wertig“ aussehende Folienausstattung verzichten werden.

Folie – kein Qualitätsmerkmal

Hier muss dem Verbraucher klar sein, die Folie stellt kein Qualitätsmerkmal dar – allein der Inhalt zählt. Wer nicht auf eine hübsche Ausstattung beim Schaumwein verzichten mag, dem sei versichert, dass auch eine kreative Gestaltung des Flaschendekors mit Korken und Agraffe ansprechend aussehen kann. Ich für meinen Teil, kann getrost auf die Folie (die übrigens nicht immer einfach zu öffnen ist und sofort im Müll landet) komplett verzichten.

Oben ohne – der Sektmacher entscheidet

Es scheint, dass die Müllvermeidung bzw. der European Green Deal bei dieser Entscheidung nicht im Vordergrund stand. Das ist bedauerlich, aber immerhin hat nun jeder Sektmacher die Wahl „aus betrieblichen Gründen“ auf die Folie zu verzichten. Bleibt zu hoffen, dass mehr Sekthersteller diesen Weg einschlagen.


IHNEN GEFÄLLT DAS UNABHÄNGIGE MAGAZIN? 

WERDEN SIE SUPPORTER*IN!


Credit: Fotos – Nicole Wolbers

Dieser Text wurde nicht in Auftrag gegeben oder vergütet. Er enthält Informationen des EU Amtsblattes zur Weinverordnung vom 8. August und ist ergänzt durch eigene Meinungen! Weiterführende Links dienen der Information. Wollen Sie regelmäßig auf dem Laufenden bleiben, dann abonnieren Sie gerne den Newsletter des schaumweinmagazins.

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