Raumland – eine Familie zelebriert Sekt. An einem Maiabend trafen sich Schaumweinfreunde zu einem Online-Tasting mit Familie Raumland. Auf den Lorbeeren ausruhen, nein – im Gegenteil. Welche Neuigkeiten es gibt, verrate ich Euch im folgenden Artikel.
Digitale Verkostung mit Familie Raumland
Dem Aufruf der Familie zur Frühjahrsverkostung sind wirklich sehr viele Weinbegeisterte gefolgt. Ich habe in diesem Jahre einige Onlineveranstaltungen erlebt, die leider weniger gut besucht waren, was sicherlich der so langsam einsetzenden Online-Müdigkeit unter den Weinfreund*Innen zu verdanken ist. Um so mehr freute es mich, dass es an diesem Abend anders war. Zugegeben, Familie Raumland ist kein unbekanntes Weingut mehr in Deutschland.
Volker Raumland gründete vor über 30 Jahren eine mobiles Lohnversektungsunternehmen, welches die Grundlage für das spätere Sekthaus Raumland werden sollte. Als einer der wenigen Betriebe, die auf hochwertige traditionelle Flaschengärung Wert legten, verfolgte er zusammen mit seiner Frau Heide konsequent seine Vision. So wurde das Sekthaus in Flonsheim-Dalsheim, Rheinhessen ansässig und die Erfolge stellten sich ein. Mittlerweile ist die Lohnversektung so gut wie eingestellt, neue Ziele werden verfolgt und ein Generationenwechsel steht im Weingut an.
Ein Sekthaus wappnet sich für die Zukunft
Das Marie-Luise und Katharina Raumland die Fäden im Weingut so langsam übernehmen, ist allgemein bekannt. Während Marie-Luise schon seit zwei Jahren im elterlichen Betrieb dabei ist, wird Katharina, die sich im Endspurt ihres Studiums in Geisenheim befindet, jetzt offiziell in den elterlichen Betrieb einsteigen. Eines ist dennoch klar, das Sekthaus wird vorerst als Familienbetrieb weitergeführt, denn auf die Expertise von Volker und Heide Raumland kann und will man nicht verzichten. Nach außen zeigt Marie-Luise sehr viel Präsenz, aber ansonsten werden die meisten Entscheidungen noch gemeinsam getroffen. 2015 ist der erste Jahrgang der auch die Handschrift von Marie-Luise trägt.
Als Volker Raumland Anfang der 90er-Jahre mit der Sektproduktion anfing, war Sekt ein eher süffiges und süßliches Getränk günstig außerdem dazu. So muss man ein Lob aussprechen, dass die Familie Ausdauer bewies. In der Tat hat das Wirken der Familie das Ansehen und Stilistik von deutschem Winzersekt entscheidend mitgeprägt. Heute, so sehen es die Töchter, ist das anderes. Mit der erfolgreichen Vorarbeit der
Eltern wollen sie das Thema Sekt weiter vorantreiben, dabei aber neue Wege beschreiten.Tradition und Moderne widerspricht sich nicht
Mir gefiel besonders das Zitat: “Während unser Vater Volker Raumland schon seit über 30 Jahren jeden Zipfel und jede Rebe unserer Weinberge kennt, entdecken wir nun Tag für Tag etwas Neues im Weinberg und erschmecken bewusst das Terroir, welches sich in unseren Sekten widerspiegelt.” Sehr positiv finde ich diesen harmonisch ablaufenden Generationenwechsel, bei dem die jüngere die Erfahrung der älteren Generation wertschätzt, aber auch die Ältere den Ideen und Vorstellungen der jüngeren Generation offen gegenüber steht. Man merkte Volker Raumland förmlich an, dass er sehr stolz darauf ist, zwei Sektbegeisterte und kompetente Nachfolgerinnen zu haben.
Relaunch
Ich habe übrigens auch noch Wein gelagert, der das alte Etikett trägt. Über 30 Jahre lang prägte es die Flaschen des Weingutes. In die Jahre gekommen, hat sich die Familie Zeit genommen, es zu überarbeiten. Das neue Etikett ist ein Familienprojekt. Es soll das Erreichte, die Verbundenheit, aber auch generationenübergreifend zeitlos sein. Das neue Aussehen zeigt, was in der Flasche steckt nämlich Geschichte, Zeit und Qualität.
Ihr werdet viele Informationen anhand der Details finden, so ist
- die Hefereifezeit in Monaten angegeben z. B. mit 90
- das Mouselet (also das Drahtgestell mit Metallplättchen) besonders gestaltet – als Hommage an Volker Raumlands Sammelleidenschaft.
- der Reiter das Symbol für die Familiengeschichte Raumlands, welches einem alten Rittergeschlecht entstammt und in der Geschichte Pioniergeist bewiesen hat.
- das Degorgierdatum aufgeschrieben.
Ich würde lediglich mir noch wünschen, wenn die Rebsorten auf dem Etikett angegeben wären.
Neue Klassifikation
Mit Einführung der neuen Ausstattung werden die Linien Vintage und Prestige durch folgende Klassifikation ersetzt:
- Tradition – 36 Monate Hefelager
- Réserve – 90 Monate Hefelager
- Grande Réserve – 120 Monate Hefelager
Biodynamie
Das Sekthaus ist bereits seit 2002 ökologisch Bio zertifiziert. Gemäß dem Zitat von Volker Raumland “Qualität im Keller zu erhalten”, ist das aktuelle Ziel das kontrollierte Nichtstun, welches nun durch die Einführung der Biodynamie weitergeführt werden soll. Die Umstellung wird ein Prozess werden, der alle Bereiche erfasst, langwierig und nicht sehr einfach ist. In diesem Jahr wurde erstmalig Kuhmist und Hornkiesel im Weinberg ausgebracht. Wie ergänzt Marie-Luise überzeugt: ”Das Ziel ist nicht die Zertifizierung, sondern der ganzheitliche Aspekt.” Wie schafft man es bei den immer heisser werdenden Sommern im Weinberg eine späte Lese zu erreichen, die eine perfekte Vegetationsreife der Trauben erlaubt.
Familie Raumland: Tradition verpflichtet
Die Qualität wird zu “98 Prozent im Weinberg bestimmt”, so Familie Raumland, deshalb liegt hier sehr stark der Fokus des Sekthauses. Interessant war die Ausführung, dass das 10 Hektar große Weingut, sowohl Weinberge in Rheinhessen als aus in der Pfalz besitzt. Dies erklärt, warum mancher Sekt des Hauses „nur“ mit Deutscher Sekt bezeichnet wird. Wenn Ihr dies auf dem Etikett lesen könnte, stammen die Trauben aus den zwei genannten Anbaugebieten. Teile der Weinberge wurden 1991 bepflanzt während die Weinberge des elterlichen Weingutes von Volker Raumland in Bockenheim schon über 40 Jahre alt sind. Dabei sind 40 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay und der Rest verteilt sich auf Pinot Meunier (Schwarzriesling), Pinot Blanc (Weißburgunder) und Riesling.
Dass man den ersten eigenen Sekt nach der Tochter benennt, war mir nicht bekannt, dennoch empfinde ich dies als eine sehr schöne Geste. So wie die Schwestern in Natura so unterschiedlich sind auch die beiden Cuvées Marie-Luise und Katharina. Als kleine Anmerkung erlaube ich mir zu erwähnen, dass die Sekte frisch degorgiert worden sind und somit noch etwas “unruhig” waren. Generell sollten die Flaschen mindestens 6 Monate nach dem Degorgieren noch etwas ruhen, damit der Wein sich “sammeln” kann. Nichtsdestotrotz erlauben die aktuell verkosteten Sekte einen exzellenten und schmackhaften Einblick in die neuen Jahrgänge!
Im nächsten Kapitel „Sekthaus Raumland – prickelnder Genuss am Abend!“ schildere ich Euch meine Verkostungen, der an diesem Abend vorgestellten Weine. Auch erfahrt Ihr Spannendes über die Zukunft des Weingutes.
Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er wurde von mir – ohne Auftrag oder Vergütung – verfasst und beinhaltet ausschliesslich meine persönliche Meinung. Die Weine wurden von mir selbst erworben. Links mit kommerzieller Nutzung werden mit einem * markiert (Affiliateprogramm).
Titelfoto: Familie Raumland – Credit: Oliver Rüther